Mit elf Umlaufbahnen und zahlreichen kleineren Stand- und Luftseilbahnen ist Algerien ein wahres Seilbahnland. Gründe für die Seilbahnaffinität sind die dichte Infrastruktur, die engen Straßen und die steile Topographie der großen Städte. Die Seilbahnverbindungen überbrücken dort seit den 1950er-Jahren Hänge und verbinden die unteren Quartiere der Städte mit den mittleren und den oberen.

Sie sorgen zudem dafür, dass der Straßenverkehr in den Städten nicht noch mehr zunimmt. Die schnelle und große Akzeptanz der Seilbahnen in Algerien ist auf das hohe Verkehrsaufkommen und die Staus zurückzuführen, die die Städte lange Zeit charakterisiert haben.

Die Bevölkerung kennt also urbane Seilbahnen, doch in Tizi Ouzou selbst waren sie nun doch etwas Neues. Doch die zahlreichen Vorteile, wie rasche Bauzeit, schneller Transport und umweltfreundlicher Betrieb, überzeugten die Menschen rasch.

Hinzu kommt, dass das Ticket sehr günstig ist, eine Taxifahrt ist fünfmal so teuer. Daher durchquert seit 2020 eine 2,4 Kilometer lange Seilbahn mit ihren 65 Kabinen die Stadt. Sie beginnt am intermodularen Bahnhof, der das Umsteigen auf Eisenbahn, Bus und Taxi ermöglicht. In Folge erschließt die Seilbahn die Universität und das Stadion, bevor sie am Sitz der Regionalregierung endet.

Alle Stationen sind so konzipiert, dass sie Umstiege zu anderen Verkehrsmitteln ermöglichen und zu multifunktionalen Gebäuden ausgebaut werden können. Die Förderleistung beträgt 2.000 Personen pro Stunde und Richtung, die Seilbahn ist zwölf Stunden täglich im Betrieb.

„Statt 45 Minuten Autofahrt sind die Gäste in 15 Minuten am Ziel“, freut sich Mohamed Guennaz, Managing Direktor der Betreiberfirma ETAC. Diese besteht seit Dezember 2014 und bildet ein Joint Venture zwischen dem französischen Seilbahnhersteller POMA und dem Algerischen Staat, konkret der Enterprise of Algiers Metro (EMA) und der staatseigenen TRANSTEV-Gruppe.

Die ETAC ist seit sechs Jahren für Betrieb, Verwaltung und Wartung des bestehenden Seilbahnnetzes in Algerien verantwortlich – und damit auch für die Seilbahn in Tizi Ouzou.

Kritischer Erfolgsfaktor für den Betrieb und die Wartung der Seilbahn in Tizi Oizou sind gut ausgebildete Mitarbeiter. Hier setzt ETAC, wie in ganz Algerien, auf das Schulungsprogramm UPilot® von POMA. 15.000 Stunden Schulungen wurden bereits absolviert.

„600 Mitarbeiter wurden bereits im weltweit einzigartigen Simulator geschult“, freut sich Guennaz. Dank UPilot® kann ETAC zu 100 Prozent auf einheimische Fachkräfte setzen, die intensiv für den Einsatz an der Seilbahn trainiert werden. „Unsere Mitarbeiter sind nicht nur gut vorbereitet, sondern für jede Situation gerüstet“, betont Guennaz.

Und der Personalbedarf wird weiter steigen. Denn in Tizi Ouzou ist die Verlängerung der Seilbahn um zwei weitere Sektionen geplant. Die erste Ausbaustufe wird das Krankenhaus erschließen. „Hier wurden die Stützen bereits montiert und die Kabinen geliefert“, so Guennaz.