Management & Tourismus, SI-Alpin
MTB-Umfrage: Ergebnisse liegen vor
Das Mountainbiken ist mittlerweile auch im österreichischen Alpenverein als Kernsport verankert. Deswegen hat der Verband von Oktober bis Dezember 2020 eine öffentliche Umfrage zum Thema MTB/e-MTB durchgeführt, nun liegen Ergebnisse vor.
Diese Zahlen sprechen für sich: Die Ergebnisse von 14.657 Teilnehmenden (rund die Hälfte davon Alpenvereinsmitglieder) bringen einen klaren Handlungsauftrag für den Verein mit sich und bestätigen das rege Interesse am Thema Mountainbike.
Eines hat sich klar herauskristallisiert: Das vorhandene Angebot an Strecken und Trails entspricht in Österreich schlichtweg nicht der Nachfrage.
Mountainbiker haben kaum Möglichkeiten, ihren Sport legal auszuüben.
Vergleich der Bergsportarten.
(Grafik: BusinessBeat).
1. Sport-Ausübung
Mountainbiken ist längst keine Randsportart. mehr Über 68% der Befragten steigen mehrmals monatlich in den Sattel. Damit ist Mountainbiken nach Wandern bzw. Bergwandern die zweithäufigste Sommer-Sportart im Alpenverein.
Mountainbiken ist immer noch ein von Männern dominierter Sport. Lediglich 19% der Teilnehmenden waren Frauen. Die statistische Auswertung ergab allerdings keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen und ein Korrekturfaktor ist daher lt. Agentur nicht notwendig.
Während 67% der Mountainbiker mit einem normalen MTB unterwegs sind, geben 22% an, auch e-MTBs zu nutzen.
Der Wunsch, den Sport aus seiner Illegalität zu heben, ist groß: 81% der Befragten fordern eine generelle Freigabe von Forststraßen, davon wünschen sich 42% ein zusätzliches Konzept zum Schutz sensibler Naturräume. Gerade der Naturgenuss wird von 88% der Befragten als das Hauptmotiv für den Sport angegeben.
Besitzen Sie ein MTB bzw. e-MTB?
Grafik: BusinessBeat).
2. Beweggründe
Warum steigen wir auf’s Bike? Gerade der Naturgenuss wird von 88% der Befragten aber als das Hauptmotiv für den Sport angegeben. Darüber hinaus zählen die Förderung der Gesundheit und das Trail-Erlebnis bei der Abfahrt zu den motivierenden Gründen.
Beweggründe zum Mountainbiken.
(Grafik: BusinessBeat)
3. Wo unterwegs?
Rund 62% der befragten Mountainbiker geben an, Forststraßen bergauf und Wanderwege bergab zu nutzen. Das zeigt die Notwendigkeit, sich bei der Freigabe von Mountainbike-Strecken nicht nur auf Forststraßen zu konzentrieren.
Ein modernes Angebot beinhaltet gleichermaßen auch Singletrails. In Kombination mit dem priorisierten Naturerlebnis gehen wir davon aus, dass sich Mountainbiker die bestehenden Wege mit anderen Nutzergruppen teilen möchten.
Ein Ausflug in den Bike-Park, das Trail-Center oder die Nutzung von Lift- und Shuttle-Unterstützung ist nur für einen kleinen Teil der Befragten interessant. Diese sollten eine Ergänzung zu einem umfangreichen Mountainbike-Netzwerk bieten.
Ausübung des MTB/e-MTB-Sports
(Grafik: BusinessBeat)
Wo sind Sie mit dem MTB/e-MTB unterwegs?
(Grafik: BusinessBeat)
4. Begegnungen & Erfahrungen
Der Konflikt zwischen Mountainbiker und anderen Naturnutzer, Forst oder Jagd kocht medial gerne hoch. Der Alpenverein hat gefragt, wie Biker wahrgenommen werden und sehen hier ein durchwegs positives Stimmungsbild. Speziell Mountainbiker wurden gefragt, mit welcher Nutzergruppe sie negative Erfahrungen gemacht haben. Dabei liegt das größte Konfliktpotential bei den Gruppen der Jagd, Grundstücksbesitzer und Wanderern.
Erfahrungen mit Mountainbikern/e-Mountainbikern?
(Grafik: BusinessBeat)
Betrachtet man die in den Medien dargestellten Konflikte, so glaubt man kaum, dass Mountainbiken in Österreich möglich sei. Doch 45% der Mountainbiker geben an, noch keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben.
Dabei sei erwähnt, dass es sich hier um Meinungen und persönliche Erfahrungen handelt. Was von einer Person als Konflikt aufgefasst wird, kann für eine andere ganz unterschiedlich bewertet werden.
Negative Erfahrungen
(Grafik: BusinessBeat)
5. Möglichkeiten
Die Teilnehmenden wurden befragt, ob es in ihrer Umgebung ausreichend Möglichkeiten gibt, dem Bikesport nachzukommen. Auch hier spiegelt sich der Mangel an freigegebener Infrastruktur wider-
- 46% geben an, dass das Angebot zwar ausreichend, aber nicht freigegeben ist.
- Ein Drittel sieht die Menge an freigegebenen Forststraßen als ausreichend.
- Ein Fünftel aller Teilnehmenden sagt klar, dass es kein adäquates Angebot gibt.
Dies könnte entweder geographisch begründet sein, oder aber aufgrund der Tatsache, dass es in manchen Regionen Österreichs nahezu unmöglich ist, seinen Sport konfliktfrei auszuüben.
Gibt es genügend Möglichkeiten?
(Grafik: BusinessBeat)
6. Probleme & Konflikte
Konflikte mit Grundeigentümer und das Thema der Haftung spielen immer noch eine große Rolle beim Befahren von Forststraßen. Gerade das Thema Haftung braucht aus Sicht des Alpenvereins mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung.
Ist eine Forststraße oder ein Wanderweg nicht freigegeben, so haften Grundstücksbesitzer für einen Unfall nur dann, wenn ihnen grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz nachgewiesen werden kann.
Probleme beim Befahren von Forststraßen?
(Grafik: BusinessBeat)
Wird eine Strecke explizit freigegeben, so regeln die in Österreich verwendeten Modelle/Konzepte dies auf vertraglicher Basis und beinhalten eine Haftpflichtversicherung, die den Grundstücksbesitzer bzw. Wegehalter auch bei leichter Fahrlässigkeit deckt.
Probleme beim Befahren von Wanderwegen?
(Grafik: BusinessBeat)
7. Auswirkungen E-Bike
Alle erhobenen Punkte der Umfrage, sei es der Nutzerdruck auf alpine Räume, die Sicherheit am Bike oder auch der Umweltgedanke bei der Ausübung können mit geeigneten Maßnahmen positiv beeinflusst werden.
Dem gegenüber stehen die positiven Aspekte des e-MTBs, welche in prozentuellem Ausmaß deutlich überwiegen. All diese Faktoren müssen für eine zukünftige Positionierung des Alpenvereins in Betracht gezogen werden. Es gilt die Entwicklung des Sports zu beobachten und mit Aufklärungsarbeit und Angeboten ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen.
Positive Aspekte des Mountainbiken/e-Mountainbiken?
(Grafik: BusinessBeat)
Negative Aspekte des Mountainbiken/e-Mountainbiken?
(Grafik: BusinessBeat)