Seilbahn & Technik, SI CH/21, SI-Alpin
Wagenbau für den Drachenberg
Bereits 1889 wurde die Bahn auf den Pilatus in Betrieb genommen. Seither begeistert die Bahn auf ihrem Weg von Alpnachstad nach Pilatus Kulm die Besucher mit ihrer Leistung und dem spektakulären Panorama.
Nach einer so langen Zeit überrascht es nicht, dass man sich für eine rundum Modernisierung entschieden hat. Der Bahnsteig bekommt bis 2023 ein ganz neues Gesicht und auch bei den acht Triebwagen tut sich etwas.
Diese werden neu beschafft und sorgen in der aktuellen Auflage für noch mehr Komfort bei der Berg- und Talfahrt. Dabei setzen die Verantwortlichen der Pilatus-Bahn vollumfänglich auf Schweizer Handwerk.
Die neuen Wagen der Pilatus Bahnen
erscheinen im typischen Rot des Drachenberges. Die formschönen Kabinen als Aufbau der neuen Wagen stammen von der CALAG.
Schweizer Qualität
Für den Bau der neuen Triebwagen verantwortlich ist Stadler. Als weltweit führender Hersteller von Zahnradbahnen und Tailor Made-Fahrzeugen übernimmt die Ostschweizer Firma die Projektkoordination und den Bau der Antriebseinheit am Unterbau.
Das Design der Fahrzeuge stammt vom renommierten Schweizer Industriedesigner Küchler Designs. Für die Fertigung des Wagenaufbaus hat Stadler die CALAG CARROSSERIE LANGENTHAL AG beauftragt.
Die neuen Triebwagen erfüllen nicht nur die neusten Anforderungen an ein öffentliches Verkehrsmittel, sondern vermitteln der traditionellen Bahn ein modernes Erscheinungsbild. Die neue Bahn bietet dem Besucher auf der imposanten Bergstrecke ein erstklassiges Fahrvergnügen sowie eine 360° Panoramasicht.
Technische Daten:
Pilatusbahn
Höhendifferenz | 1.635 m |
Länge Bahnstrecke | 4.618 m |
Bergfahrt | 21 min (bisher 30 min) |
Geschwindigkeit Bergfahrt | max 15 km/h (bisher max 12 km/h) |
Talfahrt | 30 min (bisher 40 min) |
Geschwindigkeit Talfahrt | max 12 km/h (bisher max 9 km/h) |
Frequenz (neu) | Halbstundentakt |
Antriebsleistung | 210 PS (358 kW pro Triebwagen) |
Gewicht Triebwagen | 16,4 t (Bruttogewicht) |
Gütertransport | rund 1.000 t/a |
Spurweite | 80 cm |
Steigung | max 48° mittel 36° |
Förderkapazität | 48 P |
Design, Tragkraft und Sicherheit
Tradition und Fortschritt gehen hier Hand in Hand. Gerade bei nostalgischen Bahnen wie der Pilatus-Bahn spielen bei der Konzeption Emotionen eine große Rolle und man benötigt Fingerspitzengefühl, um der neuen Bahn optisch eine Spur der alten mitzugeben.
Die Superlative, steilste Zahnradbahn der Welt, trägt der Pilatus nicht ohne Grund. Bis zu 48 Prozent Steigung werden in der 30-minütigen Fahrt überwunden. Die neuen Betriebsmittel mussten aus diesem Grund und wegen der Tragkraft der existierenden Brücken besonders leicht sein.
Zusätzlich mussten der Gästekomfort und die strengen Sicherheitsanforderungen unter einen Hut gebracht werden.
Durch den offenen Transport
war der Wagen während der Fahrt gut erkennbar. Der Pilatus Wagenaufbau der CALAG erregte auf der rund zweistündigen Fahrt viel Aufmerksamkeit.
Transport und Betrieb
Im Herbst 2020 fiel der Startschuss für den dreijährigen Umbau und trotz einiger Herausforderungen konnte das erste der acht typengleichen Betriebsmittel pünktlich mit Anfang Juni 2021 ins Depot nach Alpnachstad geliefert werden.
Bei der Anlieferung profitierte man ebenfalls von der Leichtbauweise. Der zwölf Meter lange und knapp über zwei Meter breite Wagenaufbau wiegt lediglich 5.750 Kilogramm. Die pilatusrote Kabine wurde offen transportiert und sorgte so auf ihrem Weg zu ihrem Bestimmungsort für viel Aufsehen.
Da die Pilatusbahn das einzigartige Locher-Zahnradsystem verwendet, müssen die Versuchsfahrten vor Ort durchgeführt werden. Seit Anfang Juli werden deshalb außerhalb der Betriebszeiten Testfahrten mit dem neuen Triebwagen durchgeführt.
Bremstests und andere Versuche garantieren später den sicheren Betrieb, denn alle so gewonnen Informationen fließen direkt in den Bau der sieben noch fehlenden Kabinen mit ein.
Ungeduldige Pilatusfreunde können also zu Randzeiten bereits einen ersten Blick auf die neue hochmoderne Bahn werfen. Bis man sich dann auch selbst vom Fahrkomfort überzeugen kann, vergeht allerdings noch Zeit. Bis alle acht neuen Wagen am Pilatus im Betrieb sein werden, dauert es noch bis Sommer 2023.