Seilbahn & Technik, SI 5/2021, SI-Alpin
Mit vollem Komfort zum Lünersee
Der Lünersee, einst einer der größten natürlichen Bergseen der Ostalpen, liegt auf 1.970 Metern Höhe. Im Rahmen der ORF Sendung 9 Plätze – 9 Schätze wurde der Lünersee im Oktober 2019 sogar zum schönsten Platz Österreichs gekürt.
Heute noch zählt er zu einem der größten Stauseen Westösterreichs. Durch den Bau einer Staumauer im Jahr 1959 wurde das Speichervolumen vergrößert. Doch nicht nur der See selbst, auch die Lünerseebahn hat eine vielseitige Geschichte.
Anfangs hat man mit der Pendelbahn Material, welches für den Bau der Staumauer benötigt wurde, auf den Berg transportiert. Dank seiner schönen Lage im Hochgebirge wurde der Speichersee schnell zum Besucherhit und aus der Materialseilbahn wurde eine für den Personentransport. Nach 60 Jahren lief die Konzession der alten Bahn aus – und so nutzte man die Gelegenheit für eine Modernisierung.
Gernot Burtscher
Projektleiter bei der Lünerseebahn
Projektleiter bei der Lünerseebahn
„Die Entscheidung über den Seilbahnhersteller erfolgte über einen normalen Ausschreibungsprozess. DOPPELMAYR/GARAVENTA konnte diesen als Bestbieter für sich entscheiden. Ich persönlich bin sehr froh, dass am Ende die Wahl auf DOPPELMAYR/GARAVENTA gefallen ist. Sie haben sehr viel Erfahrung im Bau von Pendelbahnen. Da fühlt man sich während des gesamten Prozesses gut aufgehoben.“
Doppelmayr/Garaventa
Es wurden in den letzten Jahren zwar immer wieder Elemente der Seilbahn erneuert, dennoch gab es einige Defizite, die mit der Modernisierung gelöst werden konnten. „Da wir nur eine Kabine für den Personentransport haben, war die Förderkapazität von 45 Personen schon lange zu gering.
In der neuen Kabine haben nun 65 Personen Platz. Das verkürzt die Wartezeit deutlich“, erklärt Gernot Burtscher, Projektleiter bei der Lünerseebahn. Auch der Komfort konnte in der neuen Bahn deutlich gesteigert werden. Zusätzlich wurde die Anlage auf Doppeltragseile umgebaut.
Dadurch erhält sie eine deutlich verbesserte Windstabilität. Da der Wind auf 2.000 Metern gerne einmal stärker bläst, konnte die alte Pendelbahn häufig nicht oder nur eingeschränkt betrieben werden. Mit dem zusätzlichen Tragseil konnte dieses Problem nun gelöst werden.
Die optisch wohl auffälligste Änderung ist die Reduktion von Stützen auf lediglich eine. Da das Wetter perfekt mitspielte, konnte die hohe Stahlstütze in nur drei Monaten gebaut werden. Bereits im Dezember 2019 war diese fertig und betriebsbereit. „Eine Stütze weniger heißt für uns einen deutlich geringeren Revisionsaufwand“, freut sich Burtscher.
Auch das Thema Sicherheit war während der gesamten Bauzeit ein zentraler Faktor. So verfügt die neue Lünerseebahn über ein integriertes Räumungskonzept. Das bedeutet, dass die Bahn so ausgelegt ist, dass die Fahrgäste im Ernstfall immer in der Kabine in die Station gebracht werden können. Dafür sind wichtige Elemente, wie zum Beispiel der Antrieb, redundant ausgeführt.
Technische Daten:
Lünerseebahn
Lünerseebahn
Förderleistung |
475 P/h |
Fahrgeschwindigkeit |
10 m/s bzw. 7 m/s |
Nutzlast Kabine |
max. 4.950 kg |
System |
Pendelbahn einspurig |
Kabinengröße |
65+1 |
Tragseilabspannung |
fix |
Höhenunterschied |
411,2 m |
Horizontale Bahnlänge |
783,07 m |
Schräge Bahnlänge |
884,42 m |
Antrieb |
Berg |
Abspannung |
Tal |
Stützen |
1 |
Stützenhöhe |
28,15 m |
Motorleistung Betrieb |
462 kW |
Motorleistung Anfahren |
ca.954 kW |
Leistung E-Motor |
640 kW |
Gewicht Tragseile |
31,24 t |
Tragseilabstand |
0,7 m |
Länge Tragseil |
1.170 m |
Bauzeit |
Sep. 2019 bis Aug. 2020 |
Neue Bahn, alte Station
Eine besondere Herausforderung war für den Seilbahnhersteller die Integration der neuen Seilbahn in die bestehenden Stationsgebäude. Denn sowohl die Tal- als auch die Bergstation blieben im Sinne der Nachhaltigkeit erhalten.
„Die Stationen sind wirklich das Meisterstück von DOPPELMAYR/ GARAVENTA. Da die Kabine der alten Bahn deutlich kleiner war, war nur wenig Platz und auch die Einführung des zusätzlichen Tragseils hat zu kleinen Abweichungen geführt, die baulich ausgeglichen werden mussten“, lobt Burtscher die Leistungen der Seilbahnexperten aus Wolfurt.
Neben der optimalen Integration der Bahn in die Stationsgebäude, mussten zusätzliche Verankerungen und Fundamente installiert werden, um die erhöhten Abspannkräfte der neuen Tragseile auszugleichen. Dieser Aufwand war nötig, weil es keine Straßen zur Bergstation gibt. tm