Management & Tourismus, SI 5/2021, SI-Alpin
Mountaincart – Japan und die ganze Welt
Mit über 500 Skigebieten und knapp 2.000 Aufstiegsanlagen bietet der Berg- tourismus in Japan großes Potential – insbesondere für die Mountaincarts des gleichnamigen Herstellers aus Bayern.
Einerseits hungern die Bergbahnen nach neuen Attraktionen für den Ganzjahrestourismus, der in Japan weniger ausgeprägt ist. Andererseits kommen im Winter vermehrt Gäste aus anderen asiatischen Ländern wie z.B. aus Thailand, Malaysia und Indonesien – und diese sehen dann dort das erste Mal in ihrem Leben Schnee.
Vielen dieser Gäste ist die Hürde mit Skiern oder Snowboards abzufahren dann doch zu hoch, für das Abfahren mit dem Mountaincart sind aber keinerlei Vorkenntnisse oder Praxiserfahrung erforderlich. Auf diese Weise ist das Mountaincart in der Wintersaison gerade auch für die Nicht-Skifahrer eine attraktive Alternative um in den winterlichen Downhillgenuß zu kommen.
BARTEK RADZIMSKI
BARTEK RADZIMSKI
Vertriebspartner von MOUNTAINCART in Japan
Vertriebspartner von MOUNTAINCART in Japan
„Die beiden Destinationen sind überrascht, wie beliebt das Mountaincart von Beginn an bei den Gästen ist. Das Potential in Japan ist riesig: Einerseits durch den noch wenig entwickelten Sommertourismus, andererseits durch vermehrt nicht-skifahrende Kunden.
Zudem können staatliche Förderungen zur Stärkung des klimaneutralen Bergtourismus dem Mountaincart einen Schub verleihen. Das Produkt ist gut designt, jetzt muss es nur noch abheben!“
Vertriebspartner Mobility Solutions
Diese Erkenntnisse stammen von Bartek Radzimski, dem neuen Vertriebs- und Servicepartner von MOUNTAINCART in Japan. Der gebürtige Pole lebt seit 23 Jahren in Japan und war dort lange Länder-CEO des Automobilzulieferers Webasto. Nun entwickelt er mit seiner Firma Mobility Solution Märkte in Japan – seit kurzem auch für MOUNTAINCART.
Mountaincart
Die ersten Mountaincarts in Japan riefen ein großes Medienecho hervor. Das Iwatake Mountain Resort konnte sich als Vorreiter in der eher traditionell orientierten Branche positionieren.
Zwei Skigebiete machen den Anfang
Die ersten Mountaincarts für Japan gingen an die Destination Hakuba in der Präfektur Nagano, die von den Olympischen Spielen 1998 bekannt ist, berichtet Radzimski: „Im Iwatake Mountain Resort ist der Verleihbetrieb Anfang Juli mit zehn Mountaincarts gestartet und soll nun schrittweise ausgebaut werden, im Herbst gleich nochmal um 15 Exemplare“. Denn die ersten Mountaincarts in Japan sind in der Presse und in der Öffentlichkeit auf großes Interesse gestoßen.
In Folge haben weitere Skigebiete ihr Interesse bekundet bzw. den Einsatz der Mountaincarts bereits beschlossen. So fahren bereits zehn Mountaincarts test- weise im GALA Yuzawa Snow Resort. Dieses Skigebiet gehört der japanischen Bahn und verfügt über einen direkten Stopp des Schnellzugs Shinkansen.
„Noch hält der Zug aufgrund des fehlenden Sommertourismus nur im Winter, aber vielleicht ändern das die Mountain- carts“, zeigt sich Radzimski zuversicht- lich. Die Testfahrzeuge kommen jeden- falls bestens an und sind stets ausgebucht. „Das Produkt lässt sich leicht implementieren, begeistert jung und alt und verkauft sich an den Gast quasi von selbst“, so der 46-Jährige.
Sein Unternehmen bietet die Mountaincarts sowohl zur Miete als auch zum Kauf an. Ein Ersatzteillager und Trainingsangebote sorgen für den After- Sales-Service. „Wir suchen für die Kunden auch Partner für die Instandhaltung vor Ort, etwa Bikeshops“, so Radzimski.
20 neue Destinationen weltweit
Japan reiht sich damit ein in eine ganze Reihe von neuen Mountaincart-Standorten, wie Joachim Jeßberger, Geschäftsführer von MOUNTAINCART berichtet: „Wir verzeichnen trotz oder vielleicht gerade wegen Corona weiterhin eine hohe Nachfrage“.
Allein bis Ende Juli haben sich heuer weltweit über 20 neue Destinationen entschlossen, künftig auf das Mountaincart zu setzen, um ihr touristisches Angebot weiterzuentwickeln. Nach Aussagen einiger Neukunden seien es gerade die Restriktionen im Zusammenhang mit Corona, die vielerorts die Entwicklung des Binnentourismus vorantreiben, wie zum Beispiel in Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
Ukraine – für den Binnentourismus
So baut Bukovel in der Ukraine, eines der größten Skigebiete Osteuropas, sein Sommerangebot weiter aus und ergänzt es um zunächst 50 Mountaincarts. Neben Attraktionen wie eine Sommerrodelbahn oder Ziplines sorgen die Mountaincarts nun dafür, dass ukrainischen Urlaubern – vor dem Hintergrund nach wie vor erschwerter Reisemöglichkeiten – auch im eigenen Land ein attraktives touristi- sches Angebot gemacht werden kann.
Kasachstan – für Gruppenreisen
Auch Oi-Qaragai nahe der kasachischen Metropole Almaty beobachtet einen steigenden Binnentourismus und setzt künftig auf die bewährten Mountaincarts. Neben Familien mit Kindern lockt die alpine Destination am Fuß des knapp 5.000 Meter hohen Pik Talgar vor allem auch Firmengruppen an.
So waren die dort Verantwortlichen entsprechend auf der Suche nach einer Attraktion für jedermann. Ähnliches gilt für Russland und die dortige Entwicklung des Tourismus, wo die Mountaincarts künftig in der ehemaligen Olympiastadt Sotschi und weiteren russischen Orten zum Einsatz kommen werden.
Schweiz – für die Vereine
Nachdem die Mountaincarts im Alpenraum vor allem in Österreich seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Gästeangebots gehören, folgen nun auch immer mehr Skigebiete und Seilbahnen in der Schweiz und in Frankreich dem dortigen Erfolgsbeispiel: Neben teils hochalpinen Mountaincart-Angeboten, wie im Walliser Grimentz, setzen auch immer mehr Schleppliftbetreiber auf Mountaincarts, etwa in Marbachegg im Kanton Luzern oder am Moléson im Kanton Freiburg.
Zu den Anbietern von Mountaincart-Abfahrten kommen zudem immer mehr Vereine hinzu, die sich um Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung kümmern – so zum Beispiel in den westschweizerischen Gemeinden Yvorne und Crésuz. „Dies freut uns als Hersteller besonders und unterstreicht nochmals die breite Einsetzbarkeit dieses Funsporgeräts“, so Jeßberger.
Frankreich – für das ganze Jahr
Viele Skigebiete in Frankreich setzen beim Mountaincart oftmals von Beginn an auf einen Ganzjahreseinsatz. Dies zum einen um Nichtskifahrern ein attraktives Freizeitangebot machen zu können und zum anderen um Wintergäste auch für einen Sommerurlaub in ihrer Bergdestination zu gewinnen.
Zu den bereits zahlreichen französischen Skigebieten mit Mountaincart-Verleihbetrieb gesellen sich heuer unter anderem Les Ménuires aus dem weltgrößten Skiverbund 3 Vallée, Flaine aus dem Verbund Le Grand Massif sowie Saint Sorlin d’Arves/ Les Sybelles hinzu.