Seilbahn & Technik, SI 5/2021, SI-Alpin
Inauen-Schätti – Seile sorglos wechseln
Wenn die Prüfintervalle immer kürzer werden, weiß ein jeder Seilbahner: Die Lebensdauer seines Seils geht zu Ende. Denn ob Trag-, Zug- oder Förderseil – die Lebensadern müssen bei jeder Anlage regelmäßig getauscht werden.
Im Frühling und Herbst ist Hochsaison für die Monteure, damit die Bahnen pünktlich zu den beiden Hauptsaisonen im Sommer und Winter wieder betriebsbereit sind. Besonders in der Schweiz kommen diese Experten oft von der Firma INAUEN-SCHÄTTI aus Glarus.
„Pro Jahr schieben wir rund sechs Tragseile und tauschen dieselbe Anzahl an Zug- oder Förderseilen“, berichtet Reto Degen, Leiter Seilmontagen bei INAUEN-SCHÄTTI. Aktuell wird beispielsweise in Davos das Zugseil der Standseilbahn Parsenn und das Förderseil der Sesselbahn Jatz Quattro (Jakobshorn) getauscht.
In Hoch-Ybrig und auf der Bettmeralp werden ebenfalls die Förderseile gewechselt: Einmal bei der 6er-Sesselbahn Hesisbol und einmal bei der 4er-Sesselbahn Wurzenbord.
„Besonders spannend ist heuer das Verschieben des Tragseils der schweren 125er-Pendelbahn Bettmeralp“, betont Degen. Zahlreiche Seilwechsel bei kleineren Materialseilbahnen stehen zusätzlich auf der Agenda.
Reto Degen
Reto Degen
Montageleiter bei INAUEN-SCHÄTTI
Montageleiter bei INAUEN-SCHÄTTI
Corona & Nostalgie
Dieses Frühjahr INAUEN-SCHÄTTI bereits zwei herausfordernde Projekte realisieren. In Andorra galt es ein Tragseil zu wechseln. „Hier erschwerte die Corona-Pandemie die Arbeit. Vor allem für den Transport galt es zwei Mal Genehmigungen einzuholen und Berechnungen anzustellen, da sich das Projekt vom 2020 auf dieses Jahr verschob und darum die Bewilligungen ausgelaufen waren“, sagt Degen.
Der zweite Auftrag im Ausland war der Tausch des Spannseils bei der Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall. „Für jeden Monteur ist es eine Ehre an solch einer nostalgischen Bahn zu arbeiten“, so Degen über den Auftrag des Neukunden.
Die denkmalgeschützte Anlage im Südosten Deutschlands ist bekanntlich die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt. Im Zuge des Auftrags fiel den Experten von INAUEN-SCHÄTTI auf, dass die Talabspannung an einem alten Balken erfolgte, was ihnen nicht gefiel.
„Wir haben uns daher die Pläne der baugleichen Anlage am spanischen Berg Montserrat herausgesucht und einen neuen Bock nachgebaut – sehr zur Zufriedenheit des Kunden“, so der Chefmonteur. Das war möglich, da INAUEN-SCHÄTTI vor sechs Jahren den Seiltausch in Montserrat selbst durchgeführt hat.
Die Arbeiten an der denkmalgeschützten Predigtstuhlbahn waren eine Ehre für die Monteure von INAUEN-SCHÄTTI.
Erfahrung & Kosten
Das Beispiel des Abspannbocks zeigt, wie viel langjährige Erfahrung wert sein kann. Und davon hat das Unternehmen INAUEN-SCHÄTTI genug: „Ich allein bringe 30 Betriebsjahre mit, davon zehn als Montageleiter“, sagt Degen.
Entsprechend viele Stammkunden hat das Unternehmen, hinzu kommen Neukunden, die aus diversen Gründen einen neuen Partner suchen oder erstmals Seile tauschen. „Die meisten Bergbahnen kaufen das Seil gleich über uns.
So kann ein attraktiver Gesamtpreis für die Arbeiten angeboten werden und der Kunde hat nur einen Ansprechpartner für alles“, erklärt Degen. Die Kunden buchen also ein Sorglos-Paket und setzen auf Kompetenz, die bis zu Montagen von Seilen mit einem Durchmesser von 75 Millimetern reicht.
Termine & Lieferfristen
Zur seriösen Auftragsvorbereitung kommt INAUEN-SCHÄTTI nicht nur zur Offerte in die Skigebiete, sondern auch mit dem Chefmonteur. „Je besser wir planen und dokumentieren, desto weniger geht schief und desto genauer können wir die Termine einhalten“, sagt Degen. Da die Bahnen immer länger fahren, werden die Zeitfenster immer enger und die Termintreue immer wichtiger.
Die größte Herausforderung sind aktuell die langen Lieferzeiten von den Seilen selbst, ausgelöst durch die unterbrochenen Transportketten beim Rohmaterial aufgrund der Corona-Pandemie.
„Wir haben zurzeit Wartezeiten von vier Monaten bei Zug- und Förderseilen und von einem halben Jahr bei Tragseilen“, klagt Degen. Der Zeitbedarf bei den Montagen bleibt aber dank des Engagements der Mitarbeiter von INAUEN-SCHÄTTI so gering wie möglich. Im Schnitt benötigen
die Experten für den Wechsel eines Umlaufseils eine Woche, für das Tragseilschieben drei Wochen – je nachdem ob mit oder ohne Spanngewicht, mit oder ohne Muffen, mit oder ohne Poller usw.
Das Team besteht grundsätzlich aus einem Chefmonteur und zwei Monteuren, die durch zwei bis drei Mitarbeiter der Bahn unterstützt werden, schließt Degen: „Beim Spleißen holen wir uns gern noch mal zwei Bergbahner dazu – je nachdem wie dick das Seil ist!“ ts