Von Rotz & Wiedemar kurvt auf die Alp!

58 Grad – so stark biegt sich die Strecke der neuen Materialseilbahn auf die Arnialp. Die Anlage ist damit die erste ortsfeste Bahn der VON ROTZ & WIEDEMAR AG, die eine Kurve aufweist.

Die Arnialp in Obwalden ist eine Bergweide, wie sie im Buche steht. Eine Bauerngemeinschaft bewirtschaftet die Vor- und Hochalp mit mehreren Hütten, sowie eine Käserei im Tal. Um die Milch zu transportieren, unterhält die Alpschaft seit 1940 eine Materialseilbahn in zwei Sektionen.

Nach 80 Jahren (!) kam die Anlage nun an ihre Grenzen, abgenutzte Seile und Störungen bei der Steuerung prägten das Erscheinungsbild.

Umladen war nötig

Zudem wurde die Seilbahn mit ihren zwei Sektionen dem Alpbetrieb immer weniger gerecht. So wurden die Kühe im Frühling auf die Voralp und im Sommer auf die Hochalp getrieben.

Wenn die Milch nun vom Berg ins Tal transportiert wurde, musste bisher ein Bauer mit großem Zeitaufwand zur Mittelstation absteigen und dort die Milchkannen auf die untere Sektion umladen. Hinzu kommt, dass die Talstation bisher 1,5 Kilometer von der Käserei entfernt lag, weshalb ein Bauer die Milchkannen zusätzlich in ein Auto laden musste, um sie zur Käserei zu bringen.

Von Rotz & Wiedemar

Talstation verschoben

Zusammengefasst sah die Alpschaft genug Gründe, um ihre Anlage durch eine neue Materialseilbahn zu ersetzen. Seit 2016 wurden diverse Varianten geprüft und das Projekt ausgeschrieben.

Am Ende erhielt die VON ROTZ & WIEDEMAR AG den Zuschlag. „Unsere langjährige Expertise bei Materialseilbahnen und unser durchdachtes, individuelles Konzept haben den Ausschlag gegeben“, berichtet Manuel Flühler, Projektleiter bei VON ROTZ & WIEDEMAR.

Im Herbst 2020 begann der Schweizer Seilbahnhersteller, die zwei bestehenden Anlagen durch eine Materialseilbahn zu ersetzen. „Die Position der Talstation haben wir zur Käserei hin verlegt, damit die Autofahrten überflüssig werden“, sagt Flühler. Die Positionen der Berg- und Mittelstation blieben unverändert, da die natürlichen Gegebenheiten und die Situierung der Alphütten dies erforderten.

Kurve von 58 Grad

Die Seilbahn folgt daher quasi der Alp. Deshalb macht das Trasse bei der Mittelstation „Mittlist Arni“ auch eine Kurve. Diese Biegung war eine besondere Herausforderung, wie Flühler betont: „Unsere Seilführung krümmt sich hier um 58 Grad, hier ist ausgefeilte Technik notwendig, um eine Entgleisung des Fahrzeuges zu verhindern.“

Da das Unternehmen schon zahlreiche Materialseilbahnen mit Kurven realisiert hat, war das Projekt aber kein Problem. „Allerdings ist sie unsere erste ortsfeste Bahn mit Kurve, alle anderen waren temporäre Bauseilbahnen“, so Flühler.

Manuel Flühler

Projektleiter VON ROTZ & WIEDEMAR

Bedienung „direkt ab Steuerschrank“

Die einspurige Pendelbahn mit umlau- fendem Zugseil ist mit einer neuen Steuerung der Firma INSET ausgerüstet. Die Bahn kann „direkt ab Steuerschrank“ (Talstation) oder via drei Bedienstellenbei den zwei Haltestellen plus Talstation gesteuert werden. „Das funktioniert ganz einfach per Knopfdruck – wie bei einem Aufzug“, so Flühler.

Mit der Talstation, der Zwischenstation mit Kurve und der Bergstation verfügt die Bahn über drei Haltepunkte. Fotos: VON ROTZ & WIEDEMAR

Rindertransport möglich

Das Fahrzeug hat eine Nutzlast von 500 Kilogramm. Damit ist die Tragkraft um 200 Kilogramm höher als bei der alten Bahn. Somit kann im Notfall auch ein Rind transportiert werden. Das Fahrzeug ist mit zwei Hängern und damit auch zwei Laufwerken ausgestattet.

„Dadurch konnten wir die Bauhöhe gering halten und gleichzeitig einen stabileren Transport ermöglichen“, freut sich Flühler. Das Fahrzeug ist mit zwei Metern pro Sekunde unterwegs und braucht für die 2,1 Kilometer lange Strecke rund 18 Minuten.

Technische Daten:

Materialseilbahn Arnialp

Hersteller

VON ROTZ & WIEDEMAR

Baujahr

2020/2021

Bahnlänge

2.167 m

Höhendifferenz

475 m

Steigung

24°

Kurve Mittelstation

58°

Nutzlast

500 kg

Fahrgeschwindigkeit

2 m/s

Motorleistung

18 kW

Fahrzeit

18 min

Grösster Bodenabstand

104 m

Anzahl Stützen

3

Schlüsselfertige Anlage

Als Generalunternehmer des Projekts hat VON ROTZ & WIEDEMAR die Steuerung ausgeschrieben und die Betonarbeiten sowie den Holzbau der Talstation an lokale Unternehmen vergeben. „Der schlüsselfertige Auftrag umfasste den Bau, die Produktion, die Montage, die Planung und die Eingabe bei den Behörden“, berichtet Flühler.

Die neue Materialseilbahn Arnialp hat im Mai 2021 den Betrieb aufgenommen. Die Anlage dient wie bisher dem Güter- und Milchtransport. Personen dürfen damit nicht befördert werden. Die Wartung übernimmt der Betreiber selbst, für die jährliche Prüfung besteht ein Wartungsvertrag mit dem Hersteller, also der VON ROTZ & WIEDEMAR AG.