Management & Tourismus
VDS beklagt Lockdown durch die Hintertür
Hintergrund ist die Anordnung der 2Gplus-Regelung für Seilbahnen. Die personellen Voraussetzungen und der logistische Aufwand einer Testung der Gäste ist für die Unternehmen, von denen viele kleinere Familienbetriebe sind, nicht zu stemmen.
Außerdem stehen die Testkapazitäten gar nicht zur Verfügung. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist damit nicht mehr möglich.
„Bei uns herrscht völliges Unverständnis“ so Matthias Stauch, der Präsident des Verband Deutscher Seilbahnen, „warum für den Sport im Freien strengere Regeln gelten sollen als für den Aufenthalt in Innenräumen.“
Gegen Forschung und Erfahrung
Eine Studie des Schweizer Forschungsinstituts EMPA/ETH belegt, dass das Infektionsrisiko bei einer Seilbahnfahrt aufgrund des großen Luftwechsels und der kurzen Fahrdauer um ein Vielfaches geringer ist als bei anderen Verkehrsmitteln oder einem Büroaufenthalt.
Zum Vergleich: In einer 8er-Seilbahnkabine finden etwa 138 Luftwechsel / h statt, in einem Zug 7 bis 14 und in einem Büro lediglich 1/h. Auch der Erfahrungsbericht des Weltseilbahnverbandes OITAF über den Verlauf der letzten Wintersaison in Ländern mit Seilbahnbetrieb stützt diese Erkenntnisse.
Lockdown durch die Hintertür
„Das ist ein Lockdown durch die Hintertür“, so Peter Lorenz (stv. Vorstand des VDS).
„Aus unserer Sicht sind diese Maßnahmen absolut unverhältnismäßig. Wir fordern von der Politik, Skibetrieb unter 2G-Bedingungen zu ermöglichen und uns damit den österreichischen Nachbarn gleichzustellen. Sonst wäre das wirtschaftlicher und ökologischer Unsinn.“
Entscheidend bei der Pandemiebekämpfung ist an erster Stelle die Impfquote, hier sollen Anreize geschaffen werden und eine 2G-Regelung für den Wintersport/auf den Pisten könnte ein starker Anreiz sein.
„Wintersport kann als Motivations-Booster für die Impfung genutzt werden“, ist Matthias Stauch überzeugt. „Eine 2Gplus-Regelung bestraft dagegen alle Geimpften.“
Droht der Super-Gau?
Ein bedrohlicher Schatten des absoluten Super-Gaus, nämlich eine Absage der Wintersaison durch einen Lockdown, zeichnet sich nach Sicht der Seilbahnbranche bereits am Horizont ab:
In einigen Landkreisen (mit einer Inzidenz > 1.000) wurde in Bayern bereits jetzt wieder ein Lockdown bis 15.12.21 verfügt und es ist nicht auszuschließen, dass es danach trotz gegenteiliger Aussagen der Politik so weitergehen könnte.
Die Erfahrungen der vergangenen Saison haben in einer schmerzhaften Hängepartie gezeigt, dass hier nicht mit Verlässlichkeit zu rechnen ist. Hier wurde der Branche mit häppchenweisen Lockdowns schließlich fast die komplette Wintersaison gestrichen.
Die Folgen eines solchen Szenarios wären massiv und für die gesamte Tourismusbranche nicht abzuschätzen. Wo keine Wintersportler sind, werden beispielsweise auch Gastronomie und Hotellerie extrem leiden.
Wilder Zulauf befürchtet
Große Sorge bereitet den Unternehmen auch die Aussicht auf einen erneuten „wilden Zulauf“ in den Skigebieten, wie er vergangene Saison zu beobachten war. Trotz geschlossener Infrastruktur und Pisten wurden viele Regionen regelrecht überrannt, ohne Rücksicht auf den Infektions- oder auch den Naturschutz.
Hier ist die Lenkungsfunktion und der kontrollierte Ablauf durch geöffnete Seilbahnen und Schlepplifte unbedingt nötig.
Der Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen kritisiert, dass im Sommer der Wahlkampf wichtiger war als die Pandemie: „Wir müssen erneut die Versäumnisse der Politik ausbaden und als Bauernopfer herhalten,“ so Matthias Stauch.