Digitalisierung & Innovation, Management & Tourismus, SI 7/2021, SI-Alpin
SBS in Verbier – Der Wert der Branche
Am 19. und 20. Oktober lockte neben einem spannenden Forum auch die Generalversammlung der Schweizer Bergbahn- branche viele Besucher nach Le Châble/Verbier im Wallis. Trotz noch herrschender Unsicherheiten war die Stimmung der Seilbahner und Hersteller auf der SBS durchwegs positiv.
(V.l) BARTHOLET wurde mit Daniel Fässer (Leiter Verkauf/ Marketing) und Thomas Spielberg (Verwaltungsrat) an zwei Tagen gut vertreten.
CEO Remo Bulgheroni (2. v.r.) nahm mit seinem KÄSSBOHRER Schweiz-Team an der SBS Teil.
Stellenwert der Branche
Auf der Generalversammlung wurde gleich zu Beginn die Bedeutung der Bergbahnbranche für die Wertschöpfung der Schweiz herausgehoben. Häufig wird der Wert der Branche nämlich von der Öffentlichkeit nicht gesehen. Gerade das Vorgehen bei den Präventionsmaßnahmen spiegelt dies deutlich wider.
Das Forum Seilbahnen Schweiz hat sich deshalb der Aufklärung und Gleichbehandlung der Bergbahnen verschrieben. Man will erreichen, dass Seilbahnanlagen dem öffentlichen Verkehr in Zukunft gleichgesetzt werden und die gleichen Maßnahmen für Seilbahn und Zug gelten.
Nach zahlreichen Gesprächen in den vergangenen Wochen und Monaten ist man zuversichtlich dieses Ziel auch erreicht zu haben. „Alleine die Wertschöpfung des Wintertourismus im Wallis beträgt rund zwei Millionen Franken.
Der Wintertourismus ist damit eine wichtige Branche, deren Wert für die Schweiz man nicht vergessen sollte,“ sagt Christophe Darbellay, Staatsrat im Kanton Wallis, bei seiner Eröffnungsrede.
CEO Remo Bulgheroni (2. v.r.) nahm mit seinem KÄSSBOHRER Schweiz-Team an der SBS Teil.
Neuer Vorstand
Auf der Generalversammlung des Dachverbands wurde außerdem ein neuer Vorstand gewählt. Marco Luggen, Leiter Betrieb Seilbahnen und Wintersport bei den Jungfraubahnen und Valentin König, CEO der Aletsch Bahnen AG, lösen Eric Balet und Roger Friedli im Vorstand ab.
Was braucht die Branche in Zukunft?
„Für die kommende Wintersaison wird ein Gewinn von ca. 250.000 CH Franken erwartet,“ so Berno Stoffl, Direktor SBS. „Dieser Gewinn ist unbedingt nötig, um die Verluste aus dem letzten Jahr auszugleichen. Wir brauchen keine großen Gewinne, sondern stabile“, führt er weiter aus.
In der folgenden Podiumsdiskussion wagten sich die Teilnehmer Léonard Gianadda (Präsident Fondation Pierre Gianadda), Franz Julen (Zermatt Bergbahnen), Simon Bosshart (Schweiz Tourismus) und Hans Wicki (Titlis Bergbahnen) an Prognosen über die kommende Saison und diskutierten Szenarien und mögliche Maßnahmen.
Im Workshop 2 sprach Daniel Büchel vom Bundesamt für Energie über die Energieperspektiven und die Strategie 2050.
Im Zuge der Generalversammlung wurden auch die angehenden Seilbahntechniker geehrt.
Swiss Mountain Award
Alle zwei Jahre zeichnet die SBS innovative Leistungen der Branche mit dem Swiss Mountain Award aus. Der Preis wird mit 10.000 Franken von SISAG gesponsert.
Für die Endauswahl 2021 hatte die Jury drei Projekte nominiert: Die inszenierte Nachtschlittenbahn in Lenzerheide, die Stromproduktionsanlage von Davos/ TECHNOALPIN und das V-Projekt der Jungfraubahnen (Anmerk. Red. genaueres zu allen drei Themen finden Sie auf www.simagazin. com).
Letzteres vermochte die Jury am besten zu überzeugen. Die Jungfraubahnen haben mit dem V-Projekt im Bereich Convenience, Design, Gästeführung und Logistik einen neuen Standard für Bergbahnen gesetzt.
Diese Investition in der Höhe von 470 Mio. CHF konnte in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht stark punkten. Die V-Bahn sichert mittel- und langfristig die Zukunft der gesamten Jungfrau Region als Ganzjahres-Destination im Schweizer Tourismus.
Sie bildet den Grundstein für die Destinationsentwicklung hin zu einer Premium-Destination. Die Schweiz verfügt so im internationalen Wettbewerb über eine Top- Winter- und Sommer-Destination mit modernem ÖV-Anschluss.
(v.l.) Alain Bovery (CWA) und Bruno Pfister (Kissling) freuen sich schon auf die kommende Wintersaison.
(v.l) Projektleiter Pascal Voirol und Geschäftsführer Jürg Bill stellten eine Komplettlösung für den öffentlichen Verkehr vor.
SBS Tag 2:
Am zweiten Tag der SBS standen die Workshops im Mittelpunkt. Die Teilnehmer konnten ihren Tag somit individuell gestalten. Zur Auswahl standen drei Workshops sowie die Besichtigung der Baustelle der neuen Seilbahnanlage Verbier-Ruinettes.
Workshop Autonome Seilbahn:
Anhand der neuen Seilbahnanlage Tuftern-Tufterchumma-Unterrothorn wurde der Betrieb einer Autonomen Seilbahn besprochen. Auch der wichtige Faktor Seilbahnbetrieb mit reduziertem Personalaufwand floss in den Vortrag ein (mehr dazu SI 2/21 Seite 18-19).
Nicht nur die autonom fahrende Seilbahn, auch das neu entwickelte Überwachungssystem der Bergbahnen Hohsaas in Saas-Grund stieß bei den Teilnehmern auf großes Interesse.
Workshop Nachhaltigkeit:
Der zweite Workshop widmete sich dem Thema erneuerbare Energie und Energieoptimierung. Hierzu sprach unter anderem Daniel Büchel vom Bundesamt für Energie über die Energiestrategie 2050. Außerdem wurde das Projekt Energierückgewinnung über Bremsenergie von der Firma FREY AG STANS anhand eines Praxisbeispiels erklärt (mehr dazu SI 4/21 Seite 06-07).
Kurt Roth, Leiter der VVST (links) traf auf Reto Andri, Geschäftsleitung Drahtseilbahn Marzilibahn-Stadt Bern.
Bei der Baustellenbesichtigung stellte die Firma FATZER das automatisierte und magnetinduktive Seilkontrollsystem TRUScan vor.
Workshop Finanzierung:
Im dritten Workshop drehte sich alles um das Thema Eignung und Anforderungen von Finanzierungsinstrumenten. Anschließend wurden die gehörten Strategien anhand einiger Fallbeispiele näher besprochen.
So wurde etwa die Finanzstruktur von Téléverbier genauer betrachtet. Zum Schluss wurde noch einmal besonders herausgehoben, dass Finanzierungslösungen unternehmens- und konzeptspezifisch sind. Es sollte deshalb die ganze „Menü-Karte“ der verschiedenen Finanzierungsformen geprüft werden.
Baustellenbesichtigung:
Um die Kapazitäten zwischen Verbier und Les Ruinette zu vergrößern, wird hier eine neue Seilbahnanlage gebaut. Bei der Baustellenbesichtigung erhielten die Teilnehmer einen profunden Einblick in die Planungs- und Bauarbeiten der 6er-Gondelbahn Médran 1.
Diese wird nach 37 Betriebsjahren durch eine neue und 10er Kabinenbahn ersetzt. Außerdem wurde das Thema Sicherheit am Seil bei einem spannenden Vortrag direkt in der Station angesprochen. tm