Nachhaltigkeit – Seilbahnen haben mehrere Leben

Nach im Schnitt 30 Jahren sind Seilbahnen am Ende ihrer Betriebsdauer, gewisse Komponenten, etwa Seile, sind sogar deutlich früher ablegereif. Teilweise zwingen rechtliche Vorgaben Anlagen bereits nach zwanzig Jahren zum Abbau. Gut, dass Seilbahnen mehrere Leben haben.

So werden Anlagen, die etwa aus rechtlichen oder strategischen Gründen demontiert werden, in anderen Ländern wieder aufgebaut und weiter betrieben.

Das ist bisher vor allem in Skigebieten der Fall: Seilbahnen, die in Zentraleuropa nicht mehr den Erwartungen der Gäste und Betreiber entsprechen, kommen in Asien oder Lateinamerika zu neuen Ehren.

Beispiele sind hier die Planaibahn aus Österreich, die derzeit in Argentinien neu aufgebaut wird oder die Salvistabahn aus Österreich, die in der Türkei neu durchstartet. Es gibt Firmen, die sich auf die Demontage und den Verkauf von Altanlagen spezialisiert haben, wie PRO-ALPIN, ALPINE SERVICE mit der PAUL REBER AG oder VON ROTZ & WIEDEMAR.

Für die alten Seilbahnen fließen dabei oft erhebliche Summen. Wie sich dieses Geschäftsmodell auf urbane Seilbahnen übertragen lässt, bleibt zu abwarten. Noch sind sie dafür ein zu junges Phänomen. Hinzu kommt, dass urbane Anlagen meist deutlich mehr beansprucht werden, als Seilbahnen in Skigebieten. Noch ist unklar, inwieweit sie über ihre reguläre Lebensdauer hinaus betrieben werden können – und gesetzlich dürfen.

Upcycling von Gondeln

Nicht nur ganze Seilbahnen, sondern auch einzelne Komponenten lassen sich weiterverwenden – so fahren Kabinen auf anderen Anlagen, Stützen tragen an anderen Orten ihr Seil und Stationen werden zu anderen Gebäuden umfunktioniert.

Aus dem branchenfremden Verkauf von alten Kabinen ist mittlerweile sogar ein einträglicher und großer Markt geworden. Spezialisten, wie GONDEL24, machen aus alten Kabinen Imbissbuden, Gartenhäuschen oder Saunas. Privatpersonen bezahlen mehrere tausend Euro für die upgecycelten Gondeln – oder gar nur für die reine Karosserie. Selbst innovative Hotels, wie die Tiny House Gondel, entstehen aus den alten Fahrbetriebsmitteln.

Brücken aus alten Seilen

Während Stützen oder Kabinen leichter für den Betrieb weiterverwendet werden können, ist dies bei Seilen aus Sicherheitsgründen oft nicht mehr möglich.

Das heißt aber nicht, dass die Seile zu nichts mehr zu gebrauchen sind. Sie finden etwa in Baggermatratzen oder Hängebrücken neue Aufgaben. Seit den Neunzigerjahren baut etwa der Schweizer Toni Rüttimann Fußgänger-Hängebrücken für abgeschnittene Dörfer mit wiederverwerteten Stahlseilen und Pipeline-Röhren.

Die begünstigten Bauern tragen mit ihrer Arbeitskraft, Sand, Stein, Zement, Holz und Transport zu den Projekten bei. Seit einigen Jahren erhält das Team von Rüttimann alle nötigen Stahlseile von Seilbahnen und Seilherstellern geschenkt. In der Schweiz und in anderen Ländern helfen Firmen und Freunde mit Materialnachschub.

Pro Jahr werden etwa 40 Brücken für rund 200.000 Menschen errichtet. Der Bedarf liegt bei 15.000 Metern Seil mit einem Durchmesser von 25 bis 42 Millimetern und 30.000 Metern Seil mit einem Durchmesser zwischen zehn und 16 Millimetern.

Heute stehen schon 841 solche Brücken in Lateinamerika und in Südostasien. Sie erleichtern das tägliche Leben von über 2,2 Millionen Menschen.

Recycling von altem Material

Lassen sich Seilbahnen oder ihre Komponenten nicht direkt weiterverwenden, gehören sie nicht auf den Müll, sondern zum wertvollen alten Eisen. Firmen, wie INAUEN-SCHÄTTI, VON ROTZ & WIEDEMAR oder PAUL REBER, entsorgen die Bauteile nach der Demontage für den Seilbahnbetreiber gewinnbringend. Stahlhändler kaufen die Seile in der Regel in Bünden auf und schmelzen sie ein.

Noch lieber haben sie zerschnittene Stahlseile, da die Bünde oft reißen. Hier werden sehr gute Preise auf dem Schrottmarkt erzielt.

Fazit

Seilbahnen lassen sich nach ihrem Betriebsende auf vielfältige Weise weiterverwenden und verarbeiten. Die Transportlösung ist somit nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch ökonomisch ein langfristig einträgliches Geschäft. Kurzum: Seilbahnen haben mehrere Leben!