Ausgabe, SI 7/2018, SI-Alpin
,,Wir haben große Projekte gestemmt!“
Die Seilbahnplaner Willi Melzer und Edelbert Hopfner sprechen über zerbröselnde Berge, warum die Technik immer mehr Platz braucht und längere Planungs- & Umsetzungsphasen Sinn machen.
SI: Welche Trends haben ihr Projektjahr 2018 geprägt?
Willi Melzer: Ganz klar große Projekte. Dabei ist Teamfähigkeit sehr wichtig, denn die Herausforderungen an Technik und Natur werden immer größer. Nur ein optimales Zusammenspiel von Bauherrn, Behörde und der vielen Fachplaner führt letztendlich zum gewünschten Erfolg.
Auf der Schlossalm, Bad Hofgastein, begann man beispielsweise bereits im Jahre 2010 nachzudenken, wie der Berg gesamthaft saniert und an heute geltende Maßstäbe angepasst werden kann. Da waren die besten Köpfe gefragt.
Im Mittelpunkt stand sicherlich die Schlossalmbahn selbst?
Edelbert Hopfner: Das ist richtig, aber natürlich ist die Seilbahn nur ein Teil vom Ganzen. Zusätzlich wurden ja auch Pisten hergestellt, die Beschneiung erneuert, HSP-Masten versetzt etc. Eine der größten technischen Herausforderungen war eine 4-fach Stütze, welche auf einer exponierten Felsrippe situiert ist. Da ist uns der Berg sprichwörtlich unter den Fundamenten zerbröselt, äußerst zeit- und kostenaufwendige Sicherungs- und Stabilisierungsmaßnahmen verlangten dem Team alles ab.
Ist die Natur bei der Seilbahnplanung die größte Herausforderung?
Willi Melzer: Eigentlich schon, denn ich sehe es als eine der wichtigsten Aufgaben eines Planers, sich mit der Natur zu arrangieren. Aber genauso wichtig ist es, Seilbahnprojekte so zu entwickeln, dass diese alle Anforderungen der heutigen Zeit erfüllen und sich dabei auch noch wirtschaftlich rechnen. Bei der Kohlmaisbahn in Saalbach ist es uns gelungen, trotz äußerst enger Platzverhältnisse eine 10-er Kabinenbahn mit Kellerbahnhof, zwei Parkdecks (100 Stellplätze) sowie 14 Mitarbeiterwohnungen mitten im Ortszentrum unterzubringen. Da war eine Baudurchführung über zwei Jahre ein unbedingtes Muss.
Der Bau in Etappen ist also sinnvoll?
Willi Melzer: Bei Großprojekten ja. Megabauten wie die Schlossalmbahn oder die Kohlmaisbahn sind in einem Jahr nicht zu stemmen. Hätten wir die Baudurchführung auf ein Jahr angelegt, wären wir gescheitert. Gerade die unvorhersehbaren Dinge wie „zerbröselnde Berge“ oder Hangbewegungen brauchen Zeit, die dann nicht zur Verfügung steht.
Grundsätzlich sollte man sich zwei Jahre für Planung und Behördenverfahren gönnen, die Bauzeit hängt dann natürlich von der Größe des Bauvorhabens ab. Wichtig ist dabei der freundschaftliche und verlässliche Umgang mit dem ganzen Team.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Edelbert Hopfner: Ein gutes Beispiel ist sicherlich unsere Partnerschaft mit dem Skigebiet Katschberg. Dort arbeiten wir schon seit zehn Jahren an einer Kette von Seilbahnen, welche den Salzburger und den Kärntner Teil verbinden. Das letzte Glied in dieser Kette auf Salzburger Seite ist die 1. Sektion der Zubringerbahn Aineck Silverjet I. Die 2. Sektion haben wir bereits im Jahre 2011 realisiert, nun schließt sich der Kreis. Die Verbindungsbahn von Kärntner Seite wird vermutlich in den nächsten Jahren folgen.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft?
Willi Melzer: In unserer schnelllebigen Zeit ist es besonders wichtig, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. Investitionen müssen wirtschaftlich rechenbar sein und bleiben, Wettrüsten sollte tunlichst hintan gehalten werden.
Immer wichtiger wird auch eine gute Vernetzung seriöser und verlässlicher Planungspartner, um den Seilbahngesellschaften und letztendlich dem Konsumenten höchstmögliche Qualität und Sicherheit bieten zu können.
Die planerischen Qualitäten werden ohnehin vorausgesetzt, da braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Der Markt reguliert sich da von selbst.
Das Interview führte Thomas Surrer (ts)