Ursache für Seilbahnunfall in Laax geklärt

Anfang 2022 kollidierte im Skigebiet LAAX eine unter der Seilbahnkabine beförderte Lastbarelle mit Bäumen und dem Boden. Fahrgäste und Mitarbeiter kamen glimpflich davon. Nun stehen die Ursache und die Lehren daraus fest. Das zeigt der Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST, der dem SI Magazin vorliegt.

Die Schweizer Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST nimmt es ganz genau: Am 5. Januar 2022 zwischen 14:20 und 14:26 Uhr streiften bei der Bergfahrt der Pendelbahn von Laax Mulania nach Crap Sogn Gion die Seilbahnkabine 2 und die damit beförderte Unterlastbarelle mehrere Baumwipfel. Später kollidierte die Unterlastbarelle mit dem Boden.

Wie die SUST in ihrem Schlussbericht schreibt, wurde ein Passagier leicht an der Hand verletzt. Im Grunde entstand kein Sachschaden an der Infrastruktur bzw. an der Seilbahnkabine. Auch die Güterlast wurde weder beschädigt noch verschoben. Lediglich die Lastbarelle wurde leicht beschädigt. An den touchierten Bäumen bei der Station Larnags wurden Baumwipfel geknickt und Äste abgebrochen.

Übersichtskarte zum Ort des Unfalls.

Der Kreis A zeigt die Stelle der Baumkontakte unterhalb der Station Larnags der Gondelbahn Laax–Larnags–Curnius; der Kreis B die Stelle der Bodenberührung.

Ursachen

Das Streifen von mehreren Baumwipfeln durch die Seilbahnkabine 2 und der darunter mitgeführten Lastbarelle sowie die nachfolgende Kollision der Lastbarelle mit dem Boden sind auf eine Überlast, die ein Überschreiten des zulässigen Seildurchhangs zur Folge hatte, zurückzuführen.

Zum Unfall haben laut SUST folgende Faktoren beigetragen:

  • Die Deaktivierung der Lastmesseinrichtung in der Seilbahnkabine 2.
  • Das Vorgehen, die Anlage mit ausgeschalteter Lastmesseinrichtung zu betreiben und dabei gleichzeitig Reisende und Güter zu transportieren.
  • Die fehlerhafte Berechnung der Güterlast durch den Maschinisten.
  • Die geringe Betriebserfahrung des Kabinenbegleiters.

Schäden

Fotografie der Unfallstelle zwischen den Stützen 3 und 4 mit Nahaufnahme der Stelle, an welcher die Lastbarelle mit dem Boden kollidierte.

Reaktion des Betreibers

Der Seilbahnbetreiber – die Weisse Arena Bergbahnen AG – hat laut SUST nach dem schweren Vorfall folgende Maßnahmen ergriffen:

  • Sofort nach dem Ereignis und bis zum Zeitpunkt der Reparatur der Lastmesseinrichtung wurde der Materialtransport nur noch mit Kabine 1 durchgeführt.
  • Die beiden Lastmesssysteme der Kabine 1 & 2 wurden in der Frühjahrsrevision 2022 mit dem Seilbahnhersteller GARAVENTA und dem Steuerungslieferanten SISAG umgebaut. Seit dem erfolgten Umbau ist eine zuverlässige Lastmessung sichergestellt.
  • Lasttransporte wurden seit dem Vorfall vom 5. Januar 2022 ausnahmslos nur noch unter Ausschluss von Fahrgästen durchgeführt. Diese Handhabung wurde in Form einer internen Weisung implementiert.
  • Alle Mitarbeiter auf dieser Anlage wurden nach dem Vorfall noch einmal geschult und der Vorfall vom 5. Januar 2022 wurde in die Schulung als Anschauungsbeispiel eingebaut.
  • Die Weisse Arena Bergbahnen AG hat bereits im Februar 2022 einen Experten für ein umfassendes internes Audit beauftragt, um allfällige interne Schwachpunkte und allfälligen Optimierungsbedarf zu erkennen.
  • Eine Ersatzinvestition für die Erneuerung der Kabinen, Steuerung und Barellensituation ist im Jahr 2026 geplant.