Management & Tourismus
Berufsabschlüsse nun anerkannt
Der Fachkräftemangel ist auch in der Seilbahnbranche ein großes Thema. In Deutschland gibt es keinen eigenen Ausbildungsberuf für die Seilbahnbranche. Versuche, diesen Beruf zu etablieren, scheiterten.
Das hatte zur Folge, dass Azubis, die in Deutschland bei einem Seilbahnunternehmen lernten, auf der österreichischen Berufsschule ihren Abschluss machen mussten. Dieser Abschluss wurde in Deutschland aber nicht anerkannt.
Nach sieben Jahren ist es dem Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) mit politischer Unterstützung gelungen, die Gleichwertigkeitsfeststellung beim IHK-Institut Foreign Skills Approval (FOSA) zu erreichen. Das verkündete der VDS hoch erfreut auf seiner Jahrestagung in Garmisch-Partenkirchen.
Führungswechsel:
Henrik Volpert (links) folgt Matthias Stauch (Mitte) als VDS-Vorstand nach, Karl Dirnhofer ist ab sofort sein 1. Stellvertreter.
Henrik Volpert führt ab sofort den VDS
Zudem wählten die deutschen Seilbahner einen neuen Vorstand: Henrik Volpert, Vorstand der Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen AG, folgt dem scheidenden 1. Vorsitzenden Matthias Stauch nach. Beim VDS ist Volpert seit 2018 Leiter des Arbeitskreises Betriebswirtschaft und seit 2022 1. stellvertretender Vorstand.
Neu gewählt als 1. stellvertretender Vorstand wurde Karl Dirnhofer, technischer Leiter der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG. Der staatlich geprüfte Bautechniker und Seilbahnfachmann ist seit 30 Jahren bei der Bayerischen Zugspitzbahn tätig und seit 2019 der technische Leiter des Unternehmens. Beim VDS leitet Dirnhofer bereits den Arbeitskreis Umwelt.
Antonia Asenstorfer, Geschäftsführerin Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH und Alpenbahnen Spitzingsee GmbH, steht dem Verband weiterhin als 2. stellvertretender Vorstand vor. Antonia Asenstorfer leitet beim VDS seit über sieben Jahren den Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit.
Matthias Stauch, kaufmännischer Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG, stand dem VDS seit 2017 als 2. stellvertretender Vorsitzender und ab 2019 an der Verbandspitze vor. Stauch beendet zum 30.04.2025 seine berufliche Tätigkeit bei der BZB und verabschiedet sich in den Ruhestand.
Nachwuchsarbeit auf der Zugspitze:
Fritz Heusmann (Mitte) präsentierte das Werk seiner Lehrlinge: Eine Vorrichtung zum Feinschleifen von Rillenprofilen.
Die Lage fordert heraus
Neben Neuwahlen stand auch die aktuelle Situation der Branche auf dem Programm.
Aufgrund von schwierigen Wetterverhältnissen verzeichneten die deutschen Seilbahnunternehmen in der vergangenen Wintersaison mit 4,3 Millionen Ersteintritten und Umsatzerlösen von 93,5 Millionen Euro ein Minus von 5,8 Prozent bzw. 7,7 Prozent im Drei-Jahres-Schnitt.
In der Zwischenbilanz für den Sommer 2024 wurden bis Ende September im Vergleich zum Vorjahr 1,2 Prozent mehr Ersteintritte gezählt und ein Umsatzplus von 5,1 Prozent erzielt.
Die Skipasspreise bleiben in der kommenden Wintersaison überwiegend stabil. Im Branchenschnitt liegt die Erhöhung bei den Unternehmen im Durchschnitt unter drei Prozent. Diese Erhöhung ist der allgemeinen Kostensteigerung in allen Bereichen (u.a. Energie, Personal) geschuldet.
Netzwerken in Garmisch:
Christian Weiler von KLENKHART & PARTNER (links) traf auf Mario Ruggenthaler von TRM TIROLER ROHRE.
Das ganze Jahr im Fokus
Bei den Investitionen der Seilbahnen steht der nachhaltige Ganzjahresbetrieb im Fokus. 80 Prozent der Bahnen fahren im Sommer und im Winter.
Deshalb investieren viele Unternehmen nicht nur in den Winter, sondern in Sportangebote, wie Bike Trails und Wanderwege, sowie in Familienattraktionen, wie Kugelbahnen, Naturlehrpfade, Kletterparks, Rodelbahnen und Minigolfanlagen.
Eine Innovation bei der Nutzung von Speicherteichen gibt es in Nesselwang: Die Alpspitzbahn hat als erstes Skigebiet einen ganzjährig nutzbaren Wasser Klettergarten auf ihrem Speicherteich errichtet – ohne zusätzlichen Energiebedarf.
Vernetzen ohne Grenzen (v.l.):
Anna Amacher-Hoppler (Hochschule Luzern), Fulvio Sartori (SBS) und Birgit Priesnitz (VDS).
Viel wird getan – und wenig geredet
Investiert wird 2025 vielerorts in Energiegewinnung aus Wasserkraft, Photovoltaik und Abwärme. Gelder fließen auch im nächsten Jahr für den Ausbau eines modernen Schneemanagements mit ressourcensparenden Techniken und die Nutzung von Bio-Kraftstoffen für Fahrzeuge, um damit bis zu 90 Prozent CO2 gegenüber herkömmlichem Diesel einsparen zu können.
Derartige Anstrengungen werden aber oft noch zu wenig kommuniziert, beklagte Keynote-Speakerin Anna Amacher Hoppler von der Hochschule Luzern. Sie hat 1.500 Bergbahnkunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Seilbahnen befragt.
Die zentralen Ergebnisse aus Sicht der Gäste: Erstens könnten Bergbahnen noch viel mehr Maßnahmen umsetzen. Zweitens kommunizieren Bergbahnen bereits getroffene Maßnahmen viel zu wenig. Besonders Maßnahmen für Mitarbeiter werden als sehr sinnvoll wahrgenommen.
Das KÄSSBOHRER-Team (von links):
Thilo Vogelgsang, Heiko Stähle, Patricia Röhl, Christof Peer und Alexander Dehm.
Workshops zu relevanten Themen
Im Anschluss an die Keynote teilten sich die Teilnehmer der Tagung auf drei Workshops auf.
Der erste befasste sich mit dem „Finden und Binden der GenZ“, die Leitung übernahm Dennis Berndt von der Beratungsgesellschaft Maas.
Die Arbeitsgruppe um Dirk Heckmann – Professor für Recht und Sicherheit der Digitalisierung an der Universität München – setzte sich wiederum mit der Cyber-Bedrohung von Seilbahnen auseinander.
Zum dritten Workshop luden Matthias Stauch, Johannes Tiebel und Manuel Bunke von der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG. Sie entwarfen mit den Teilnehmern Konzepte für die Gastronomie am Berg – nach dem Motto: „Von der Seilbahn zum Kochtopf!“