Digitalisierung & Innovation, SI 6/2024
GRÜNENFELDER -> INFRAP: NEUE FIRMA, NEUE APPS
Die GRÜNENFELDER & PARTNER AG arbeitet seit über 30 Jahren in der Bergbahnbranche. Fortlaufend hat das Unternehmen sein Portfolio den Bedürfnissen der Skigebiete angepasst und erweitert.
Vor rund vier Jahren hat das Team daher auch digitale Tools für den Pistenrettungsdienst zusammen mit den Bergbahnen entwickelt, allen voran mit der Weissen Arena Laax.
Neue Firma INFRAP
Bisher wurden diese Tools unter dem Namen alpine Solution vertrieben. „Die große Nachfrage und die erweiterten Bedürfnisse– unter anderem nach Schnittstellen zu Dritten – hat uns dazu bewogen dies weiter zu professionalisieren“, berichtet Thomas Götz, Mitglied der Geschäftsleitung von
GRÜNENFELDER & PARTNER.
Deswegen wird seit September 2024 die Lösung alpine unter dem Firmennamen INFRAP AG entwickelt, vertrieben und unterhalten. Die Ansprechpersonen bleiben aber die gleichen.
Neues Framework – neue Apps
INFRAP steht dabei für Infrastrukur-Apps. Somit ist klar, dass das Unternehmen nach außen als Softwarefirma auftritt, was der GRÜNENFELDER & PARTNER AG mit Wurzeln im Ingenieurwesen so nicht möglich war. Doch nicht nur der Name ist neu, auch die Produkte wurden von Grund auf neu entwickelt.
Die bisherigen Tools waren im Aus- und Umbau begrenzt und schwer zu skalieren. Deswegen haben die Entwickler seit dem Frühjahr 2024 ein komplett neues Framework aufgesetzt, um den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden – vom grundsätzlichen Konzept bis hin zu einem optimierten Usermanagement.
„Wir vergleichen das gerne mit einem Elektroauto. Bisher haben wir einen Verbrenner zum E-Mobil umgebaut, nun haben wir von Grund auf ein Elektromodell“, erläutert Marco Larghi, Product Owner der alpine Lösungen.
Konkret haben die Entwickler seit dem Frühjahr 2024 ein komplett neues Framework aufgesetzt, um den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Die Tools für Rettung, Lawinen und Sprengen, Pistenkontrolle und SOS-Zentrale wurden komplett neu gestaltet.
Die Apps sind nun deutlich intuitiver zu bedienen, ermöglichen eine einfache sowie rechtssichere Erfassung und sind absolut Behördenkonform.
Zudem wurden Schnittstellen zu Dritten geschaffen bzw. verbessert, etwa zu Programmen von Sprengmasten, zur Datenbank der Schweizer Lawinenforschung (SLF), zur Unfallerfassung von Seilbahnen Schweiz (SBS) oder zur Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU).
Mit den alpine Tools von INFRAP werden also alle Behördenauflagen automatisch, umfassend und korrekt erfüllt. „Die Apps sind darüber hinaus modular aufgebaut und können nun deutlich einfacher erweitert und individualisiert werden.
Hinzu kommen übersichtliche Dashboards“, berichtet Larghi. Bestandskunden erhalten die neuen Produkte übrigens automatisch zusammen mit einem Software-as-a-Service Vertrag (SaaS).
Mobil dokumentiert – die Rettungs-App in Aktion
Mit der App „Rettung“ von INFRAP werden Unfälle auf der Piste direkt vor Ort erfasst. Daten wie Verletzungen und Schutzmaßnahmen können sofort dokumentiert und zentral verarbeitet werden – eine effektive Lösung für den Pistenrettungsdienst.
Tool „Rettung“
Mit der App „Rettung“ kann der Pistenrettungsdienst Unfälle schnell im Feld erfassen und – zumindest in der Schweiz – direkt dem Seilbahnverband melden. „Eine genaue digitale Dokumentation ist wichtig, wenn die Unfälle strafrechtlich untersucht werden müssen“, betont Götz.
Die Daten dienen zusätzlich zur Rechnungsstellung. Dank einer georeferenzierten Dokumentation lassen sich Unfallschwerpunkte (Hotspots) schnell identifizieren.
Tool „Lawinen und Sprengen“
Lawinenverantwortliche können mit der App „Lawinen und Sprengen“ ihr Management kartieren und darstellen. Sprengungen werden schnell erfasst, Sprengarbeiten korrekt dokumentiert.
„Nutzer managen zudem ihre Sicherheitskonzepte, spielen Lawinenszenarien durch und verwalten Sperrzonen sowie Absperrungen“, so Larghi. Das Erfassen von Lawinenumrissen sowie die Schnittstellen zur Schweizer Lawinenforschung (SLF) und den Sprengmasten sind ebenfalls in der App enthalten.
Das Tool „Lawinen und Sprengen“ kann übrigens das SLF Pro Tool ersetzen, welches durch das Institut im September 2024 eingestellt wurde.
Tool „Pistenkontrolle“
Pistenpatrouilleure können mit der entsprechenden App von INFRAP ihre täglichen Kontrollen erfassen und prüfen. „Die kontrollierten Pisten werden automatisch durch GPS-Tracking des Smartphones erkannt.
Der Mitarbeiter muss also seine Kontrolle nicht mehr mühsam manuell dokumentieren, sondern kann die Pisten einfach abfahren“, freut sich Götz. Etwaige Mängel werden einfach dokumentiert und Mitarbeitern zur Behebung zugewiesen.
Lawinenmanagement per App – präzise und übersichtlich
Das Tool „Lawinen und Sprengen“ ermöglicht es Lawinenverantwortlichen, Szenarien zu kartieren, Sperrzonen zu definieren und Sprengungen zu verwalten. Dank übersichtlicher Dashboards ist die Sicherheit im alpinen Gelände jederzeit gewährleistet.
SOS-Zentrale
Im Kontrollzentrum der Apps – der SOS Zentrale – laufen alle Informationen zusammen. Ob Lagebeurteilung, Ereignisdokumentation, Szenarien oder Alarmierung, von hier kann alles gesteuert und dokumentiert werden – eine Mission Control.
Der SOS-Zentrale steht zudem ein Dashboard zur Verfügung, in dem sie direkt verfolgen kann, welche Pisten kontrolliert wurden oder wo Mängel zu beheben sind.
Ausblick
Mit den von Grund auf erneuerten Apps kann INFRAP noch spezifischer auf die internen Prozesse der jeweiligen Bergbahn eingehen. Namhafte Skigebiete setzen bereits heute auf diese Lösung. „Die Software passt sich der Bergbahn an – nicht umgekehrt“, betont Götz.
Die Tools leiten die Mitarbeiter an und erinnern sie an ihre Aufgaben; auch Ungeübte finden sich rasch zurecht.
Zudem bietet alpine noch mehr anwenderorientierte Lösungen für alpine Bedürfnisse: vom Schneemanagement bis zur Spielplatzkontrolle, vom Infrastrukturmanagement bis zur Bike- und Wegeunterhaltung.
Eben eine neue Firma mit neuen Produkten!