SI Urban 2/2020, Stadt, Tourismus
Seilbahn für Pendler und Touristen
Über die Details der Idee berichtet unter anderem die Bristol Post. Demnach will das eigens gegründete Unternehmen „Clifton Cable Company“ die Seilbahn für Pendler und Touristen errichten. Die Firma besteht – wie das Nachrichtenportal Bristol 247 schreibt – aus Transportplanern, Immobilienexperten und Architekten.
Die Gründer, David Rhodes, James Broome und Richard White sind davon überzeugt, dass die Seilbahn eine umweltfreundliche und noch dazu günstige Alternative zu einem Metrosystem sein kann, das ebenfalls diskutiert wird. Während die Kosten für die U-Bahn auf vier Milliarden britische Pfund veranschlagt sind, werden sie für die Seilbahn auf 40 bis 50 Millionen geschätzt. Das Nachrichtenportal Bristol 247 schätzt den Investitionsaufwand gar auf nur 15 bis 20 Millionen Pfund.
Es sei bizarr, das Verkehrslösungen rasch unter der Erde gesucht werden anstatt oben in der Luft, betont White gegenüber der Bristol Post: „Für aufstrebende Städte wie Medellín in Kolumbien waren Seilbahnen die einfachste und leichteste Lösung.“ Die Initiatoren sind laut Bristol 247 bereits im Gespräch mit dem Seilbahnhersteller POMA. der ihnen bestätigte, dass eine Seilbahn für Bristol geeignet sei.
Bau in zwei Phasen
Die Clifton Cable Company plant den Bau der Seilbahn in zwei Phasen. Zunächst sollen die beiden Wahrzeichen der Stadt, das Segelschiff SS Great Britain und die Suspension Bridge, miteinander verbunden werden. In der zweiten Phase wollen die Bauherren die Seilbahn zum Bahnhof Temple Mead verlängern. Weitere Stationen sollen in den Stadtvierteln Redcliffe Villag, Wapping Wharf, Harbourside, Underfall Yard und Western Harbour entstehen. „Die Seilbahn erschließt mit Temple Mead einen Verkehrsknotenpunkt, mit der Old City ein Finanzzentrum, mit der Harbourside ein Freizeitgelände, mit dem Western Harbour ein Entwicklungsareal und mit der Suspension Bridge den populärsten Ort Bristols“ zitiert die Bristol Post den Projektplaner White. Darüber hinaus soll in der zweiten Phase das Ashton Gate Stadium angeschlossen werden, womit auch Fußball und Rugby Fans zu Fahrgästen der Seilbahn werden können.
Bis zu 4.000 Personen pro Stunde
Die Projektentwickler rechnen mit einer Förderleistung von 2.000 Personen pro Stunde, die auf bis zu 4.000 ausgebaut werden kann. Die geplante Strecke ist 3,5 Kilometer lang, die Fahrtzeit soll zehn Minuten betragen. Die Fahrgäste werden in 6-Personen-Kabinen transportiert – in Zeiten von Corona ein guter Weg um Menschen in abgeschlossenen sozialen Gruppen zu transportieren.
Pläne reichen bis 2030
Sofern die Entscheidung für die Seilbahn fällt, kann die luftige Verkehrslösung innerhalb von ein bis zwei Jahren realisiert werden. Die Clifton Cable Company plant die zweite Phase rund fünf Jahre nach der ersten – und sogar eine dritte im Jahr 2030. Diese letzte Ausbaustufe soll Stationen am Brandon Hill, Park Street, Bristol Royal Infirmary, Cabot Circus, Old Market, Temple Quay und wiederum am Bahnhof Temple Meads beeinhalten. Die Fahrzeit für diese Seilbahn wird auf 15 Minuten geschätzt.
Private Finanzierung
Die Seilbahn soll privat finanziert werden. Auf der Kostenseite gehen die Initiatoren davon aus, dass die Wartungskosten für die Seilbahn geringer sind als für eine vergleichbare Anzahl von Bussen. „Der Ticketpreis würde etwas höher sein als im Bus, aber weniger als im Taxi“, versichert Rhodes der Bristol Post. In Phase 1 des Seilbahnprojekts liegt der Fokus auf zahlende Touristen, im Endausbau ist aber ein breitere Zielgruppe geplant, wodurch auch die lokale Wirtschaft profitieren und die soziale Kluft zwischen armen und reichen Stadtvierteln überwindet werden soll, wie Broome gegenüber Bristol 247 argumentiert. Vincent Carrie, britischer Verkaufsleiter von POMA pflichtet ihm bei: „In Bristol, wie überall auf der Welt, kann die Seilbahn in das urbane Netzwerk eingebunden und jederzeit ausgebaut werden!“
Die Stadtregierung zeigt sich laut beiden Medienberichten den Seilbahnplänen sehr aufgeschlossen und auch der Tourismus und Verkehrsverband äußerten sich positiv zu den Plänen.