Ausgabe, SI 3/2018, SI-Alpin
Österreichische Seilbahntagung: Zwischen Science Fiction & Realität
Zukunftsforscher, interaktive Live-umfragen sowie aktuelle Zahlen und Auszeichungen – die österreichische Seilbahntagung in Zell am See pendelte zwischen Fakt und Fiktion.
Die Rekordzahlen scheinen wie aus einen Traum, aber sie sind echt: Mit 52 Millionen Ersteintritten und einem Rekordumsatz von 1,4 Milliarden Euro verzeichneten die österreichischen Seilbahnen den besten Winter überhaupt und kontrollieren nun ein Sechstel des Weltmarkts. Dies verkündeten Franz Hörl, Obmann, und Erik Wolf, Geschäftsführer, des Fachverbandes der Seilbahnen der Wirtschaftskammer Österreich im Rahmen der österreichischen Seilbahntagung in Zell am See. Weniger erfreulich sei die permanente Kritik an der Branche – die großteils aus Kalkül von Politik und Nichtregierungsorganisationen ausgebübt werde.
Deswegen werde der Fachverband noch öfter Fakten in die öffentlichen Diskussion einbringen. „So kam eine von uns in Auftrag gegebene Studie über den Albedo-Effekt zum Schluss, dass der abkühlende Effekt des Kunstschnees den Ausstoß von Emissionen, der bei der Erzeugung von technischen Schnee entsteht, aufhebt“, berichtet Wolf. Zudem habe man uniprofessorin ulrike Pröbstl-Haider beauftragt, die Öko-Fußabdruck-Studie von Skigebieten von Alfred Ringler zu untersuchen – mit dem Ergebnis, dass dessen Forschungsarbeit einer wissenschaftlichen Analyse nicht standhält.
Nach der derzeit schönen aber auch schwierigen Realität wandte sich die Seilbahntagung unter der Moderation von ORFJournalist Thomas Mussger der Zukunft zu. innovationscoach Oliver Puhe referierte über drei mögliche „Zukünfte“, die der Menschheit bevorstehen könnten: Dem „Transhumanismus“ (künstliche intelligenz), dem „Dataismus“ (Mensch-Maschine) und dem Technohumanismus (Technik als Hilfe).
Einige seiner Beispiele sind noch Science Fiction, doch vieles ist schon Realität. So gibt es bereits WhatsApp-Roboter, die mit dem Skigast kommunizieren (First Digital Mountain Assistent), Simultan-Übersetzungs-Kopfhörer für fremdsprachige Touristen sowie ein elektronisches Esko-Skelett, dass Skifahrern Stabilität und Sicherheit verleiht. Zwischen Realität und Fiktion schwankt auch das Selbstund Fremdbild der Branche, wie Fabrice Giradoni und Klaus Grabler vom ThinkTank des Fachverbandes bestätigten. unter dem Titel „Baumeister, Entertainer, Nationalstolz oder Abzocker“ präsentierten sie eine Studie von MANOVA, die die Meinung der Österreicher zur Branche untersucht hatte.
Knapp die Hälfte der Befragten sehen Bergbahnen im Konflikt mit der umwelt (Image Baumeister), 68 Prozent würden daher ein Skigebiet mit Fokus auf erneuerbare Energie besuchen. Kaufentscheidend ist aber immer noch das Panorama (68%) (Image Entertainer). Den Satz „Skifahren gehört zu Österreich“ können 88 Prozent der Befragten unterschreiben, sogar 78 Prozent der Verweigerer sind dieser Meinung (Image Nationalstolz). Nur für sechs Prozent der Befragten spielt der Preis eine Rolle bei der Kaufentscheidung, jedoch haben vor allem junge Menschen aufgrund der Kosten von Ausrüstung und Skipass mit dem Wintersport aufgehört (Image Abzocker). um nun ein Selbstbild der Branche zu zeichnen, führte der ThinkTank live auf der Seilbahntagung eine Web-umfrage durch, an der sich die Tagungsteilnehmer mit ihrem Smartphone beteiligen konnten.
Das Ergebnis: Der Großteil der österreichischen Bergbahner sieht sich als Entertainer (72 Prozent), dem Selbstbild Abzocker wurde dagegen eine Absage erteilt. Die Seilbahntagung endete mit einem Vortrag des „Hausherrn“ Erich Egger. Der Vorstand der Schmittenhöhebahn referierte über„Green Responsibility“, also über die innovativen Wege zur Nachhaltigkeit, welche die Bergbahn in Zell am See seit Jahren einschlägt. ts