SI 6/2022, SI-Alpin
Mit Sicherheit ein attraktiver Arbeitgeber werden
Sicherheit und Gesundheitsthemen werden von Verantwortlichen für Arbeitnehmerschutz oft nur als Pflicht wahrgenommen und noch weniger als Chance für das Unternehmen.
Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß Thomas Reiner, Geschäftsführer der ROSCUS Unternehmensberatung, dass hier noch sehr hohes Potenzial vorhanden ist.
Denn bei präventiven Ansätzen und Vorschlägen aus der „Sicherheitsecke“ erfolgt selten eine hohe Priorisierung des Themas. Solange keine Vorfälle mit entsprechendem Schadensausmaß vorhanden sind, ist die Bereitschaft, in diesem Bereich zu investieren, gering.
Ing. Thomas Reiner, MSc. CEO ROSCUS:
„Die Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitern hat eine enge Verbindung mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter und damit zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens“.
„Hier gilt es eine Seilbahn zu bauen, hin zur Chance für das Unternehmen. Meistens ist das mit zahlreichen kreativen Ideen ganz einfach lösbar“, betont Reiner.
Durch die aktuelle Situation, dass Arbeitskräfte, bzw. Fachkräfte wie vom Erdboden verschwunden sind, wird jeder loyale und motivierte Mitarbeiter essenziell wichtig für das Unternehmen.
Blick auf den Krankenstand
Die Krankenstandsstatistik kann Unternehmen bei mehreren Analysen im Bereich der Sicherheit und der Gesundheit unterstützen. Dabei ist die Statistik auch ein Richtwert für die erfolgreiche Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben.
Zum einen beeinflussen die Arbeitsunfälle die Krankenstandstage.
„Hier können durch die Einführung einer Sicherheitskultur, regelmäßigen Gefahrenanalysen mit den Mitarbeitern und Verbesserung der Maßnahmen, Unterweisungen und Schulungen bereits erheblich die Risiken gesenkt werden“, betont Reiner.
Laut ihm führten in den vergangenen Jahren vor allem psychische Belastungen am Arbeitsplatz (Überforderung im Job, fehlende Wertschätzung, fehlende Kommunikation, Führungsverhalten des Vorgesetzten) zu vermehrten Ausfallzeiten.
In diesem Bereich kann auch die Krankenstandsstatistik (unterteilt nach Abteilungen) für das Erkennen der Zufriedenheit der Mitarbeiter herangezogen werden. Treten in einem Bereich erhöhte Ausfallszeiten ein, sollte der Bereich analysiert werden.
Kündigungsgrund:
Der Vorgesetzte
„Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sie verlassen die Führungskraft“, ist Reiner überzeugt. Er empfiehlt das Potenzial aus der Evaluierung psychischer Belastungen“ zu nutzen.
Hier bekommen Arbeitgeber meist Maßnahmen vorgeschlagen, welche auch die Produktivität und den wirtschaftlichen Erfolg stark beeinflussen können.
Verständlicherweise sind manche Themen wie zum Beispiel „Führung von Mitarbeitern“ oder „Probleme mit Führungskräften“ am Beginn unangenehm.
Es gilt zunächst in einem geschützten Rahmen hinzuschauen, Chancen zu erkennen und Lösungen zu finden. Diese sollten dann gemeinsam mit den Mitarbeitern umgesetzt werden.
Sicherheitsnetzwerk für Seilbahnunternehmen
- Das Sicherheitsnetzwerk von ROSCUS: Arbeitssicherheit (SFK), Brandschutz (BSB), Betriebliche Gesundheitsförde- rung (BGF), Führungskräfte-Coaching, EMF, Erste-Hilfe-Ausbildungen, Ausbildungen an Krane-Stapler-Hubarbeits- bühnen, Informationssicherheit, Datenschutz und Werkschutz.
- Gesunde Unternehmenskultur: Dipl.-Kfm. Martin Barnreiter und Dr. Laura Lazar
- Betriebliches Gesundheitsmanagement: Dipl. Spowi. Thomas Klein
- Notfall- und Krisenhandbuch: Dr. Maike Jörck, MSc. und Ing. Friedrich Posch, MSc.
Innere Kündigung als Gefahr für Firmen
Unzufriedene Mitarbeiter mit einer innerlichen Kündigung können zu einer erheblichen Bedrohung für ein Unternehmen von innen heraus werden.
„Hier verbinden sich auch die Themenbereiche ‚Safety‘ und ‚Security‘, etwa durch das bewusstes Schädigen des Unternehmens durch einen Mitarbeiter“, sagt Reiner.
Er empfiehlt in die Unternehmensphilosophie, in die Wertekultur und vor allem in die Ausbildung der Führungskräfte zu investieren.
Diese kann in Einzelcoachings und Teamtrainings erfolgen, Themen sind etwa wertschätzende Führungskultur, Führung von Menschen, Persönlichkeitsentwicklung und Gender & Diversity Management.
Gesundheit betrieblich fördern
Um ein attraktiver Arbeitgeber zu werden, spielt auch die betriebliche Gesundheitsförderung eine große Rolle – und hat zugleich, wissenschaftlich belegt, ökonomische Vorteile.
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) reicht von einem Gesundheitstag, über Online-Bewegungsschulungen, bis hin zu einem Konzept, dass aus vier Handlungsschritten besteht.
„Bei diesem Konzept werden die Mitarbeiter zunächst mittels eines Gesundheitschecks individuell untersucht.
Anschließend werden sie nach ihren Ergebnissen und einem persönlichen Gespräch über ihr Gesundheitsbewusstsein in drei Präventionsgruppen eingeteilt“, erklärt Reiner.
Dadurch lassen sich die Mitarbeiter entsprechend ihren Bedürfnissen durch Sport, Gesundheitsberatung und persönliche Betreuung individuell fördern. Ein regelmäßiger Re- Check stellt dabei die Fortschritte sicher.
Zu wenige Mitarbeiter?
Aktuelle Studien zeigen, dass ein hohes Gehalt nicht mehr ausschlaggebend für die Wahl des Arbeitgebers ist. Arbeitssuchende legen auch viel Wert auf ‚Sicherheit und Gesundheit‘, so Reiner:
„Schlagwörter sind hier Arbeitsplatzsicherheit, gutes Betriebsklima, Unternehmenskultur, innerbetriebliche Kommunikation, Work-Life-Balance und Gesundheitsvorsorge.“ Daher sind Konzepte entscheidend, die vorhandenen Mitarbeiter gesund im Unternehmen halten.
„Gestalten Sie die Arbeitsplätze und Prozesse so, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen und ihre Arbeitsleistung und ihr Wissen lange dem Unternehmen zur Verfügung stellen. Binden Sie rechtzeitig Experten aus dem Bereich Sicherheit und Gesundheit und Personalentwicklung in Ihre Unternehmensentwickung ein“, mahnt Reiner.
Erfahrungsaufbau wird unterschätzt
Das Sicherheitsniveau eines Unternehmens korreliert mit der Erfahrung des Teams und oftmals auch mit den Erfahrungen einzelner Mitarbeiter.
Der Erfahrungsaufbau wird in der Führung oft sehr unterschätzt, klagt Reiner: „Wir gehen davon aus, dass jeder neue Mitarbeiter – in Abhängigkeit der Komplexität der vorhandenen Betriebsanlage und Prozesse – circa zwei bis drei Jahre benötigt, um sich das erforderliche Wissen der Prozesse und Abläufe anzueignen“.
Erst danach könne ein neuer Mitarbeiter einen ausscheidenden Mitarbeiter entsprechend ersetzen. Die Kosten für diesen Zeitraum werden oftmals nicht bewertet und vielfach unterschätzt.
In Führungspositionen, etwa Betriebsleitung, kann sich diese Zeit auch entsprechend verlängern. Dies kommt vor allem bei Störfällen, Notfällen oder im Bereich des Krisenmanagements zu tragen.
In diesem Bereich ist vor allem auch die Wissensdokumentation und das Schulungskonzept (Personalentwicklung) ein wichtiger Aspekt. „So empfehlen wir neben der Dokumentation der Regelprozesse, ein Notfall- und Krisenhandbuch.
Anhand der Checklisten können auch Notfallsituationen Schritt für Schritt gezielt abgearbeitet werden“, sagt Reiner. In Trainings üben die Mitarbeiter die Anwendung und strukturierte Abarbeitung der Szenarien, bei Bedarf auch mit einem entsprechenden Medientraining.