Ausgabe, SI 2/2018, SI-Alpin
Salzmann und die Schatzbergbahn
Günstige Bahn statt teurer Prachtbau
Anstatt ein kostenintensives Leuchtturmprojekt ganz neu aus dem Boden zu stampfen, nutzten die Seilbahnplaner SALZMANN Ingenieure gekonnt Altbestand und kreative Lösungen, um die Schatzbergbahn als leistungstarke, komfortable und technisch moderne Anlage neu zu errichten.
„Skijuwel“ nennt sich das Skigebiet Alpachtal-Wildschönau seit dem Zusammenschluss beider Areale durch eine Verbindungsbahn im Jahr 2012. Um nach dieser großen Investition weiterhin nachhaltig zu wirtschaften, entschied sich die Schatzbergbahn GmbH und Co. KG, den Neubau der in die Jahre gekommenen und überlasteten Schatzbergbahn kostengünstig zu gestalten – anstatt ein teures Leuchtturmprojekt aus dem Boden zu stampfen (siehe Bericht in der SI7/2017).
Dazu beauftragten die Bauherrn erstmals das Ingenieurbüro SALZMANN mit einer Konzeptstudie für eine 8er-Kabinenbahn, welche die Förderleistung von 1.600 auf 2.650 Personen pro Stunde erhöhen, den Komfort für die Fahrgäste verbessern und moderne Seilbahntechnik beeinhalten sollte – bei gleichermaßen moderaten Investitionskosten von unter 19 Millionen Euro, in Anbetracht der drei Stationen und der Bahnlänge von ca. 3.900 Metern eine geringe Investitionssumme.
Mit der gekonnten Einbindung von Altbestand und kreativen Lösungen gelang es SALZMANN, ein kostengünstiges Um-, Aus-, und Neubau-Konzept für eine leistungstarke, komfortable und technisch moderne Anlage zu erstellen. Dabei griffen die Ingenieure auf Erfahrungen aus anderen Umbauprojekten, etwa die Stubnerkogelbahn in Bad Gastein, zurück. Die Bauherrn waren vom Konzept derart begeistert, dass sie den Bregenzer Planern gleich die Verantwortung über das ganze Bauprojekt übertrugen.
Optimum aus Bestand herausholen
„Mithilfe unseres seilbahntechnischen Fachwissens können wir zusammen mit dem Kunden laufend abwägen, wann der Erhalt von Bestand sinnvoll und möglich ist – und wann nicht. Dadurch gewährleisten wir eine günstige, nachhaltige und qualitätvolle Planung,“ erklärt Geschäftsführer Stephan Salzmann das übliche Vorgehen. Im Falle der Schatzbergbahn bedeutete dies beispielsweise, dass SALZMANN die Untergeschosse der Tal-, Mittel- und Bergstation großteils erhalten ließ, da in ihnen bereits viel Infrastruktur installiert war.
„Hätten wir die Stationen neu errichtet, wären die Baukosten höher gewesen, da dann ein Abriss und Neubau der Garagen für Pistenfahrzeuge, Teile der Beschneiungsanlage sowie der Energieversorgung notwendig gewesen wäre“, berichtet Salzmann. Lediglich Teile der Talstation konnte aus statischen Gründen nicht erhalten werden. Neben dem kosteneffizienten Erhalt des Bestandes liegt der Fokus darauf, das Optimum aus der bestehenden Situation herauszuholen. „Ein Ziel bei der Schatzbergbahn war es, die Zugänglichkeit der Stationen zu verbessern und den Fahrgästen einen bequemen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen“, sagt Salzmann.
So planten die Ingenieure in der Talstation zwei Rolltreppen, einen Aufzug und ein großes Raumangebot im ersten Stock ein, um den Fahrgästen einen komfortalen Zustieg zu bieten. In der Mittelstation erleichtern nun Rampen statt 60 Treppen den Zu- und Ausstieg. „Die alte Bergstation haben wir dagegen in eine Garage für die Kabinen umfunktioniert und mit der neuen Bergstation verbunden. Jetzt steigen die Fahrgäste ebenerdig aus und haben einen großzügigen Anschnallplatz für den Start ins Skigebiet“, freut sich Salzmann.
Abwägen & Verzichten
Um besonders günstig zu bauen, wägen die Ingenieure zusammen mit dem jeweiligen Bauherrn zahlreiche Details ab – und empfehlen aus Kostengründen manchmal auch den Verzicht auf reizvolle technische Lösungen. „Nach Rücksprache mit uns entschieden sich die Verantwortlichen der Schatzbergbahn gegen eine 10er-Kabinenbahn. Der höhere Fahrkomfort gegenüber der realisierten 8er-Kabinenbahn stand in keinem Verhältnis zu den notwenigen Um- und Neubaumaßnahmen an den Stationen, zumal die erforderliche Förderleistung mit einer 8EUB problemlos erreicht werden konnte“, erläutert Salzmann. Auch ein preislich attraktiver Mittelantrieb ließ sich nicht realisieren, da die erforderliche Energieversorgung der Mittelstation nicht möglich war.
Gelungene Fassadengestaltung
Dank der engen und ehrlichen Zusammenarbeit in der seilbahntechnischen Planung hat die Schatzbergbahn GmbH & Co. KG auch bei der architektonischen Gestaltung der Stationen auf das Ingenieurbüro SALZMANN gesetzt. Die Charakteristik des Skigebiets als gemütliches Familienskigebiet sollte durch ansprechende Fassaden und ein heimeliges Innenleben ausgedrückt werden. Die Architektin von SALZMANN entschied sich für Holzverkleidungen und Glaselemente, die holzveredelten Diensträume wurden von einem Zimmermann fix und fertig geliefert. „Obwohl sich an den Gebäudekernen nicht viel geändert hat, bekommt der Gast das Gefühl, eine komplett neue Anlage zu betreten – anstatt einer schlicht renovierten Bahn“, fasst Salzmann zusammen. Für die Schatzbergbahn hat sich dieser maßvolle und nachhaltige Weg jedenfalls gelohnt: Die bisherigen Beförderungszahlen weisen eine Steigerung von ca. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf. ts