Ausgabe, SI 4/2018, SI-Alpin
FATZER: 70 Tonnen Seilbahnseil per Luftfracht nach Vietnam
Anspruchsvolle Logistiklösungen sind für den Seilhersteller FATZER AG eine Kernkompetenz. Beim jüngsten Auftrag für die Vinpearl-Seilbahn in Vietnam war die Liefergeschwindigkeit der matchentscheidende Faktor.
Aufgrund eines unerwarteten Problems auf der Seilschlaufe des ursprünglichen Seils – welches nicht aus dem Hause FATZER stammte – kam es zum Stillstand der Vinpearl-Seilbahn in Vietnam.
Die 8-MGD Gondelbahn verbindet die Küstenstadt Nha Trang mit einem Luxusresort auf der rund drei Kilometer entfernten Insel Hon-Tre und wurde gebaut, als der Personentransport mit Schiffen den Andrang nicht mehr bewältigen konnte. Außerdem wünschte man sich eine vom Wetter weitgehend unabhängige Verkehrsverbindung.
Die Überfahrt dauert neun bis zwölf Minuten und ist bis Windstärke 7 möglich. Die Anlage kann 1.500 Personen pro Stunde in jeder Richtung transportieren. Entsprechend angespannt war die Situation, als durch den Defekt die Seilbahn aus Sicherheitsgründen ihren Betrieb einstellen musste.
Sieben Kilometer-Seil auf Lager
Der Zufall wollte es, dass FATZER ein passendes Litzenseil mit 52 Millimeter Durchmesser und einer Gesamtlänge von rund sieben Kilometer – ursprünglich für eine andere Seilbahn in Brasilien produziert – auf Lager hatte. Da eine Seefracht auf Grund der Dringlichkeit nicht in Frage kam, entschied sich der Betreiber für einen Transport per Luftfracht. In Zusammenarbeit mit dem Bahnbauer POMA, den Logistikexperten und Projektleiter Philippe Bieri von FATZER mussten in kürzester Zeit die nötigen organisatorischen und logistischen Maßnahmen getroffen um die bereits gebuchte und 3 Tage später landende Antonov AN-124 rechtzeitig zu beladen.
Da die beiden Bobinen mit einem Gesamtgewicht von 70 Tonnen für konventionelle Luftfracht, auch auf Grund ihrer riesigen Ausmaße, vollkommen ungeeignet waren, entschied man sich für einen Transport mit der Antonov AN-124. Ein 2.5 Tonnen schwerer Stahlrahmen zur sicheren Befestigung der Bobinen in der Antonov wurde von der Firma TRESCO AG mit eigens aus Frankreich importierten Profilstahl in kürzester Zeit gebaut, die Zollformalitäten abgewickelt und alle Sonderbewilligungen eingeholt.
So konnte die Antonov AN-124, von Leipzig kommend, am Flughafen Zürich die wertvolle Fracht entgegen nehmen. Hierfür konnten die beiden Tieflader dank Sonderbewilligung sowie der 300 Tonnen Krahn der Firma Emil Egger direkt auf den Frachtplatz am Tor 130 einfahren.
Nach einer Verladezeit von rund acht Stunden bei knapp 33 Grad auf dem Rollfeld hob die Antonov AN-124 kurz vor 22.00 Uhr in Richtung Vietnam ab.
Für die gesamte Strecke musste die Maschine aber noch in Turkmenistan zum Tanken zwischenlanden.
Die Kosten für die Luftfracht betrugen laut Auskunft von FATZER einen höheren, sechsstelligen Eurobetrag und waren damit erheblich größer als der Preis der Stahlseile. Dieser Transport geht als teuerster Lufttransport von Stahlseilen in die Geschichte ein.