Großgetriebe für Seilbahn Zugspitze

Die enorme Antriebsleistung für die teils äußerst steile Seilbahn Zugspitze […]

Die enorme Antriebsleistung für die teils äußerst steile Seilbahn Zugspitze erfordert schwere Großgetriebe:

Zwei Exemplare der Baureihe X von SEW-EURODRIVE treiben das Zugseil an, das die Kabine mit der Kraft einer ausgewachsenen Diesellokomotive auf 2943 Meter Höhe hievt.

Kurz vor dem Gipfel wird der Anstieg der Seilbahn atemberaubend steil: Die bergfahrende Kabine überwindet eine Steigung von 104 Prozent, gewinnt also auf jedem Meter Vorwärtsbewegung mehr als einen Meter an Höhe.

Zeitgleich nähert sich die zweite Kabine der Talstation, die Bahn fährt also im Pendelbetrieb. Verbunden sind beide über eine Zugseilschleife, die in der Talstation angetrieben wird.

Zwei je 800 kW starke Drehstrommotoren sind über elastische Klauenkupplungen von KTR mit je einem dreistufigen Stirnradgetriebe des Typs X3FS280 von SEW-EURODRIVE verbunden.

Hohe Leistung für extremes Streckenprofil
„Die Leistung brauchen wir, weil wir hier ein extremes Streckenprofil haben“, betont Projektleiter Markus Reichmuth von Garaventa. Hinter der Kupplung befindet sich jeweils noch eine
Schwungmasse von fast einem Meter Durchmesser und gut einer Tonne Gewicht.

Die Schwungräder sorgen für ein besseres Regelverhalten des Antriebssystems. Die daran anschließenden Großgetriebe mit je fast sechs Tonnen haben jeweils ein Nenndrehmoment von 240‘000 Nm und können eine Leistung von 1‘024 kW übertragen.

Sie werden von einem Öl-Luft-Kühler im definierten Temperaturbereich gehalten. Auf der Abtriebsseite sorgt jeweils eine über drei Tonnen schwere schaltbare Bolzenkupplung für den Kraftschluss mit den Seilrädern. Auf deren Rückseite kann über Zahnkupplungen ein Notantrieb eingreifen.

Die bei der Zugspitz-Seilbahn verwendeten Horizontalgehäuse sind speziell für horizontale Anwendungen konzipiert. Ein weiteres Getriebe von SEW-EURODRIVE ist in der Bergstation auf der Zugspitze installiert:

Fast 40 Stundenkilometer
Das dreistufige Kegelstirnradgetriebe vom Typ X3TH210 mit einem Nenndrehmoment von 90‘000 Nm sitzt am Antrieb der Notgondel. Diese könnte zur Bergung der Fahrgäste auf die Tragseile gesetzt werden, falls die beiden Hauptgondeln sich nicht mehr bewegen lassen. Das ist jedoch äusserst unwahrscheinlich – jeder der beiden Hauptmotoren wie auch die beiden hydraulisch betriebenen Notantriebe können das Zugseilsystem notfalls auch allein antreiben.

Die gewaltige, erforderliche Antriebsleistung erzeugen zwei Drehstrommotoren mit je 800 kW Nennleistung. Sie sind an ein 400-V-Mittelspannungsnetz angeschlossen. Bei einem Stromausfall können Dieselaggregate der zwei Megawatt starken Netzersatzanlage die nötige Antriebsleistung bereitstellen.

Im Normalbetrieb beschleunigen die beiden Hauptmotoren und die X-Grossgetriebe im Verbund das Gondelsystem auf bis zu 10,6 m/s – das sind fast 40 Stundenkilometer. Jede Kabine fasst bis zu 120 Fahrgäste und wird von jeweils zwei Tragseilen mit 72 mm Durchmesser und 145 Tonnen Masse gehalten.

Die Tragseile haben eine Bruchlast von gut 600 Tonnen und wurden aus 5‘500 Kilometern Draht gefertigt. Die Seilbahn ist für Temperaturen bis -30° C zugelassen und fährt bis Windstärke 8. In rund neun Minuten gelangen die Fahrgäste auf den Berg.
Verstärkte Kooperation
Für den Hersteller Garaventa ist die neue Seilbahn Zugspitze ein Leuchtturmprojekt, ebenso für die Antriebsspezialisten von SEW-EURODRIVE in Bruchsal, die in der Schweiz von der Generalvertretung Alfred Imhof AG vertreten wird.

„In letzter Zeit hat sich die Kooperation mit der Alfred Imhof AG verstärkt“, berichtet Projektleiter Markus Reichmuth. „Preis-/Leistungsverhältnis und Termintreue stimmen – und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.“

Imhof-Industriegetriebespezialist Peter Baumgartner ergänzt: „Ein solches Projekt ist mehr als nur eine hervorragende Referenz – es ist ein Meilenstein. Die Seilbahn auf die Zugspitze hat ja einen Platz in den Geschichtsbüchern.“

Mehr Bilder und Videos zum Projekt unter www.imhof-sew.ch/zugspitze