SI 7/2020, SI-Alpin, Wartung & Service
Beginn einer sicheren Partnerschaft
Bis zu zehn Jahre lang nutzten die Bergeteams im Vorarlberger Skigebiet Silvretta Montafon Bergegeräte, die mindestens zwei ausgebildete Retter erforderten. Nun laufen die Geräte nach und nach ab – und die Destination nutzt die Gelegenheit, um schrittweise auf das Seilfahrgerät SS1 von IMMOOS umzusteigen.
„Mit dem SS1 benötigen wir auf gleicher Seilstrecke weniger Geräte, im Ski-gebiet Nova beispielsweise 14 statt wie bisher 23 Stück“, berichtet Bergechef Georg Wachter. Zudem reicht ab sofort eine Hilfskraft am Boden, damit ein Retter Fahrgäste abseilen kann. Ein zweiter Retter, der das Seil rückhält, ist durch das selbstfahrende Seilgerät obsolet.
Dadurch sinkt nicht nur die Bergezeit pro Passagier, sondern auch die Komplexität der Bergung. Die Strategie sieht zudem vor, überall im Skigebiet allein auf das Bergegerät SS1 zu setzen, damit sich die Mitarbeiter der einzelnen Bahnen im Notfall gegenseitig aushelfen können.
Immoos & Silvretta Montafon
Die Mitarbeiter konnten das Bergegerät SS1 unter anderem an der Silvretta Bahn in der Praxis testen. Sie sind froh, dass mit dem SS1 ab sofort regelmäßig geübt werden soll.
Schrittweise schulen
Dazu müssen diese aber erst geschult werden. Das übernimmt im Montafon Bergeexperte Thomas Reisch zusammen mit seinem Sohn Markus. Die beiden IMMOOS-Mitarbeiter verfolgen dabei ein klares Schulungskonzept, wie kürzlich der SI Lokalaugenschein in St. Gallenkirch zeigte.
Los ging es am Vormittag mit einer theoretischen aber praxisnahen Einschulung in die Bedienung des Seilfahrgeräts SS1. Anschließend übten die 15 „Berge-Lehrlinge“ an der 6er-Sesselbahn Vermiel das Übersteigen der Klemmen. Den Höhepunkt der Schulung bildete dann die tatsächliche Bergeübung an der 8er-Sesselbahn Silvretta Bahn. Dazu mimten einige Seilbahner die Fahrgäste und ließen sich von den Kollegen bergen.
Immer mit dabei: Die beiden Reischs, welche jeden Schritt überwachten, die Bergbahner anleiteten und mit Rat und Tat zur Seite „hängten“. Heuer stand die direkte Seilbergung auf dem Programm, nächstes Jahr folgt die etwas anspruchs-vollere Bergung mit dem Verschieben am Seil.
„Auf diese Weise werden nun nach und nach 30 Mitarbeiter – also zehn Prozent unserer Belegschaft – am SS1 aus-gebildet“, freut sich Wachter. Jeder Retter übt mindestens dreimal im Jahr. Zum Saisonanfang werden zusätzlich die Saisonmitarbeiter instruiert.
SS1 spart Seil und Geschrei
Zurück zur Bergeübung: Diese war Spät-nachmittags zu Ende – und das erste Feedback der Anwender war durchweg positiv: „Spitze“, „Übersichtlich“, „Es geht zack, zack“, so die Aussagen der Montafoner Bergbahner. So freute sich einer darüber, dass er mit dem SS1 nun selbst für sich verantwortlich ist und sich nicht mehr auf einen Hilfsretter am Bo-den verlassen muss. Ein anderer war glücklich, dass er 240 Meter Seil weniger benötigt. Und ein dritter sagte nur lapidar, dass er endlich nicht mehr so laut und weit schreien muss.
2.000 Geräte – und es werden mehr
Erfahrungen über die sich besonders SS1-Spezialist Sepp Kälin freut. Mit Unterstützung von Sachbearbeiterin Marlene Marty und Entwickler Sepp Immoos hat Kälin den Großteil der SS1 gefertigt – auch das Exemplar mit der Seriennummer 2.000. Dieses Jubiläumsprodukt konnte nun IMMOOS Österreich Geschäftsführer Thomas Reisch passender-weise an das Skigebiet Silvretta Montafon übergeben.
Weitere werden folgen, wie Betriebsleiter Wolfgang Rudigier versichert: „Wir werden in drei Jahren bei unseren 28 Seilbahnen zu hundert Prozent auf IMMOOS umrüsten!“ Rudigier will so das Bergekonzept im Skigebiet harmonisieren und besonders bei langen Seilfeldern die Bergung beschleunigen. „Die Verfügbarkeit von geschulten Rettern er-höht sich bei einem einzigen Bergesystem enorm!“, so der Betriebsleiter.
Vorstand Martin Oberhammer (li.) und Betriebsleiter Wolfgang Rudigier freuen sich, dass Thomas Reisch (re.) ausgerechnet an sie das zweitausendste SS1 lieferte.
All-Inklusive-Paket
Für den Zuschlag an IMMOOS war aber nicht nur das Bergegerät SS1 alleine aus-schlaggebend: „Uns hat das Rundum-Sorglos-Paket überzeugt, das mehr als die Geräte und die Schulungen umfasst“, sagt Martin Oberhammer, Vorstand des Skigebiets Silvretta Montafon. So kümmert sich IMMOOS einerseits um die Bergepläne für jede einzelne Seilbahn und berechnet die nötige Anzahl von Geräten und Rettern.
Dazu berücksichtigen die Bergeexperten Parameter wie die Länge der Seilfelder, die Förderleistung der Bahn, sowie die Anzahl der Stützen und Fahrbetriebsmittel. Daraus ergeben sich entsprechende Übersteig-, Kletter- und Bergezeiten, woraus sich wiederum der Bedarf an Personal und Ausrüstung berechnen lässt.
IMMOOS lässt die Bergepläne an-schließend von den Behörden bewilligen. Andererseits prüft IMMOOS die Bergeausrüstung und das Material jährlich auf Funktion und Sicherheit. Wobei das SS1 sowieso länger hält als die obligatorischen zehn Jahre, wie Oberhammer betont:
„Die Entscheidung für IMMOOS im Allgemeinen und für das SS1 im Besonderen war nicht zuletzt eine ökonomische: Das Bergegerät ist langlebiger und amortisiert sich schneller als vergleichbare Produkte!“ ts