Calag: Die Titlis-Kabine stellt sich quer

Am Aussichtsberg Titlis entstehen architektonische Meisterwerke: Der Titlis Tower und die Titlis Peak Station. Ein technisches Meisterwerk wurde bereits realisiert: Die Pendelbahn Titlis Connect mit einer ganz besonderen Kabine von CALAG. Sie steht quer zur Fahrbahn und wird dual genutzt.

Ein erster Meilenstein im Großprojekt TITLIS ist erreicht: Ende März 2025 nimmt am Schweizer Aussichtsberg die Titlis Connect den Betrieb auf. Hauptsächlich konzipiert als Materialtransport- und Evakuationsbahn, wird die neue, einspurige Pendelbahn zunächst ausschließlich für Materialtransporte genutzt.

Ab 2026 kommt sie auch für den Personentransport zum Einsatz und ermöglicht dann den ganzjährigen Zugang zum Gipfel an 365 Tagen im Jahr. Zudem wird die Bahn zukünftig in Spitzenzeiten den Transport auf den Gipfel entlasten.

Die Bergstation der Titlis Connect liegt rund 70 Meter tiefer als jene der bestehenden Pendelbahn Rotair. Die beiden Gebäude werden unterirdisch durch einen Stollen verbunden sein und architektonisch die gleiche Sprache sprechen.

Wahl fiel auf STEURER und CALAG

Das einheitliche Design spiegelt sich auch in der Kabine der Titlis Connect wider:

„Das Design lehnt sich an die Titlis Rotair an. Die verspiegelte Verglasung vermittelt den Fahrgästen ein einzigartiges Panoramaerlebnis und stellt zugleich eine moderne, hochwertige Optik sicher“, berichtet Fabian Appenzeller, Verantwortlicher Kommunikation bei den Bergbahnen Titlis.

Sein Unternehmen hat sich für den Seilbahnhersteller STEURER entschieden – und in weiterer Folge für den Kabinenlieferanten CALAG: „Es gab mehrere Unternehmerofferten und wir haben das beste Qualität-Leistung-Preisverhältnis gewählt“, begründet Appenzeller die Entscheidung.

Connect statt Rotair: Eckig statt rund

Und dieser Entschluss war offenbar richtig, wie Appenzeller betont: „Die Planungs- und Umsetzungsphase haben STEURER und CALAG professionell betreut und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Das Ergebnis im Fall von CALAG ist eine Kabine, die den Dimensionen der Rotair-Kabine entspricht – nur die Form ist eine andere.

„Die Kabine ist rechteckig mit einer Länge von 3,6 und einer Breite über Streifleisten von fünf Metern“, berichtet Michael Reinhard, Marketingleiter von CALAG. Die Gondel ist also breiter als lang, sie steht quer zur Fahrbahn.

„Diese Sonderform ist technisch bedingt. Wir reagieren damit auf die baulichen Gegebenheiten der Stationen und erhoffen uns zudem weniger Angriffsfläche für den Föhnwind“, fügt Appenzeller hinzu.

Gefangen werden sollen hingegen die Blicke der Gäste, weshalb die Gondel am Kabinenboden mit der Schweizer Flagge gebrandet ist – ganz nach ihrem Vorbild Rotair.

Sonderform

Die Konstruktion der Kabinen passt sich den Stationsbegebenheiten an, die Kabine steht quer zur Fahrbahn.

Duale Nutzung wirkt sich aus

Wie erwähnt soll die Gondel sowohl dem Personen- als auch dem Materialtransport dienen. Der Innenraum mit einer Höhe von 2,3 Metern fasst daher nicht nur 80 Gäste und einen Mitarbeiter, sondern auch sechs Paletten Güter. Die Nutzlast liegt bei 7.180 Kilogramm.

„Da die Kabine in der ersten Betriebsphase dem Materialtransport für die Baustelle dient, ist der Innenraum zum Schutz mit einem zusätzlichen Riffelblech-Einlegeboden ausgestattet“, schildert Reinhard. Zugleich hat CALAG aber auf eine edle Ausstattung für die Gäste geachtet, was bei Lastenkabinen selten der Fall ist.

Unterlast ohne Hebebühne

Die Bodenträger sind überdies mit vier Ösen für die gewünschte Unterlast von maximal 7.000 Kilogramm versehen. Öffnungen im Kabinenboden erleichtern den Zugang aus dem Kabineninnern für die Kettenmotoren. Somit muss in der Talstation nicht mittels Hebebühne gearbeitet werden. Eine große Erleichterung für die Mitarbeiter am Titlis.

Um die Steuerung sämtlicher Systeme für den Materialtransport so einfach und sicher wie möglich zu halten, verfügt die Kabine über eine vollintegrierte Schnittstelle. So kann eine mobile Steuerung für die Kettenmotoren beim Materialtransport eingesetzt und für den Personentransport leicht wieder entfernt werden.

Gegen Wind und Schnee

Wie erwähnt ist die Kabine spezifisch für die starken Winde und der teils offenen Berg-Talstation vorbereitet. „Verstärkungen im Gerippe halten Windböen bis maximal 230 km/h stand“, betont Reinhard.

Darüber hinaus sorgt ein Anti-Rutsch-Belag auf dem Dach dafür, dass das Personal den Schnee sicher von der Kabine schaufeln kann.

Änderungen im Werk

Um den Spagat zwischen Anspruch und Design zu schaffen, war eine enge Koordination von CALAG, STEURER und den Titlis Bergbahnen notwendig.

„Die Kabine ist in ihrer Form ein Unikat, welches unser Konstruktionsteam in enger Absprache mit dem Team der STEURER Seilbahnen entwickelt hat“, so Reinhard.

Ein großer Vorteil: Als unabhängiger Kabinenhersteller kann CALAG von der Planung über die Konstruktion bis zur fertigen Kabine sehr individuell und laufend Wünsche anpassen – am PC an den 3DModellen und im Werk direkt an der Kabine.

Eine Vorgehensweise, die auch die Titlis Bergbahnen begrüßen, wie Appenzeller betont: „Besonders spannend war die Rohbauabnahme der Kabine vor Ort bei der CALAG in Langenthal. Wir konnten während dem Bau Veränderungen vornehmen. Diese Flexibilität ist unschlagbar!“

Ein Kurzvideo auf Youtube gibt Einblicke in den Bau der Titlis-Kabine.