Planen & Bauen, SI 2/2021, SI-Alpin
Die neue Söllereckbahn
Die Oberstdorfer Bergbahn AG betreibt im Gemeindegebiet von Oberstdorf ein Ganzjahresgebiet, wobei nur die Hauptseilbahn Söllereck und der Allgäu-Coaster ganzjährig betrieben werden. Schlepplifte, sowie mehrere Förderbänder laufen ausschließlich im Winter. Das Söllereck liegt an der steilen Zufahrtsstraße ins österreichische Kleinwalsertal und stellt das Hauptzentrum des Ski- und Wandergebietes darmit entsprechender Frequenz.
Der Masterplan von KLENKHART & PARTNER sah einen zweistufigen Ausbauplan für die Modernisierung des Ski- und Wandergebietes Söllereck vor. Den Anfang machte die neue 6er Sesselbahn Schrattenwang, die rechtzeitig zu Saisonbeginn 2019/20 in Betrieb genommen werden konnte.
Sie ersetzt den alten Schlepplift aus dem Jahr 1969. Die auf gleicher Trasse errichtete Sesselbahn ist modernst ausgestattet und läuft zu hundert Prozent mit Ökostrom. Kindersicherung und Wetterschutzhauben machen den Komfort perfekt.
Die Kapazität ermöglicht eine Förderleistung von bis 2.000 Personen pro Stunde. Der Bau der Talstation war sowohl ökologisch als technisch eine Herausforderung. Sämtliche Baumaterialien wurden mittels einer Materialseilbahn angeliefert, so konnte in dem ökologisch sensiblen Gebiet auf einen Wegebau verzichtet werden. Diese Bahn übertraf bereits im ersten Winter alle Erwartungen.
Klenkhart & Partner
Die Bergstation erschließt Gastro und Pisten.
Zwei Sektionen und ein Speicherteich
Für Phase 2 standen die Errichtung der 10er-Kabinenbahn Söllereckbahn I+II von LEITNER, sowie der Naturspeicherteich auf dem Programm, deren Realisierung für Sommer 2020 angedacht war.
Durch die Coronabedingte, verkürzte Wintersaison konnte bereits im April mit dem Abriss der alten Bahn begonnen werden. Das größte Handicap der alten 6er-Kabinenbahn lag darin, dass die Talstation abseits der Parkplätze und Zufahrtsstraße situiert war.
Die Skifahrer mussten von den Parkplätzen einen Fußmarsch entlang der Bundesstraße in Kauf nehmen, um zur Bergbahn zu gelangen. Zudem waren sämtliche Aufstiegshilfen veraltet und wiesen eine zu geringe Förderleistung auf. Das gleiche traf auch auf die Beschneiungsanlage zu, die durch ihre Unterdimensionierung nur wenige Pisten versorgen konnte.
Die Zwischenstation befindet sich nur rund 50 Höhenmeter oberhalb der Talstation, verbessert aber die Situation für Gäste enorm.
Verbesserte Situation im Tal
Die neue Talstation wurde direkt an der Bundesstraße errichtet und die beidseits der Straße liegenden Parkflächen mit einer Fußgängerbrücke verbunden. Die alte Talstation, die ca. 50 Höhenmeter über der neuen liegt, wurde als Zwischen/Mittelstation der Söllereckbahn adaptiert, wobei hier ein Durchfahrbetrieb möglich ist.
In diesem Bereich befindet sich auch der Garagierungs-Bahnhof für die Kabinen beider Sektionen. Rund die Hälfte der Kabinen werden in der Station, die andere Hälfte im oben genannten Bahnhof garagiert.
Zusätzlich wurde ein attraktives Betriebsgebäude errichtet, in dem Technik-Räumlichkeiten wie z.B. die Pump- station für die Beschneiungsanlage, Trafostationen, eine öffentliche WC-Anlage, Skiverleih, Skischule u.v.m. Platz finden.
Gastro und Pisten angebunden
Die Bergstation wurde auf das Höhenniveau der seilbahneigenen Gastronomie angehoben und ermöglicht somit einen barrierefreien Zugang zur Gastronomie. Die mit Zehnergondeln bestückte Söllereckbahn überwindet auf einer Länge von 2.249 Metern einen Höhenunterschied von 367 Metern und kann im Endausbau 2.400 Personen pro Stunde befördern. Sämtliche Stationsbereiche sind perfekt an das bestehende Pistennetz angebunden.
In 30 Stunden grundbeschneit
Neu ist auch der Naturspeicherteich mit einem Fassungsvermögen von 80.000 Kubikmetern. Dieser wurde wieder an derselben Stelle wie der alte abgetragene Teich situiert. Zusätzlich wurde eine neue Pumpstation (320 Liter pro Sekunde) mit integriertem Kühlturm (180 Liter pro Sekunde) errichtet.
Neue Schneileitungen, Zapfstellen und Schneeerzeuger sorgen für eine perfekt dimensionierte Beschneiungsanlage mit der die Hauptabfahrten binnen 30 Stunden grundbeschneit werden können.
Umfassende Investitionen
Zusätzlich wird ein Funktionsgebäude errichtet, in dem neben der Pistenraupengarage, eine Tankstelle für Diesel, Benzin- und AdBlue, Wartungsräumlichkeiten, eine Trafostation sowie Personalräume Platz finden. Dieses wurde im Herbst 2020 so errichtet, dass die Betankung für die erste Saison stattfinden kann. Die Fertigstellung erfolgt alsbald.
Neben den Arbeiten zur Errichtung der Söllereckbahn und der Beschneiungsanlage wurde auch das Angebot für Anfänger erweitert. Söllis Rutsch- und Rodelwelt fand mit einem 80 Meter langen Förderband im Nahbereich der neuen Bergstation ansprechenden Zuwachs.
Ambitionierte Pläne
Zu KLENKHART‘s Aufgaben gehörten die Erstellung des Masterplanes, die Erstellung sämtlicher Einreichunterlagen, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, die Pistenbaumaßnahmen sowie die Ausschreibungen für die Seilbahntechnik und die Beschneiungsanlage.
Weiters oblag dem bewährten Team die Projektsteuerung sowie die technische Oberbauaufsicht während der gesamten Planungs- und Bauphase.
In den nächsten Jahren sollen noch die bereits behördlich genehmigte Wannenbahn (kuppelbare 6er-Sesselbahn) und die Höllwiesbahn inklusive der Erweiterung der Beschneiungsanlage im Bereich Höllwies als wichtige Bestandteile des Masterplanes umgesetzt werden. Bei den beiden letztgenannten handelt es sich um laufende Genehmigungsverfahren.