Seilbahn & Technik, SI 3/2021, SI-Alpin
Frey AG Stans: Ivo Zehnder im Interview
SI: Herr Zehnder, warum sind Sie zur FREY AG STANS gekommen?
Ivo Zehnder: Als Zentralschweizer kannte ich die Marke FREY AG STANS schon bevor ich mich mit dem Unternehmen näher beschäftigte. Ich sehe eine einzigartige Chance in der Kombination des selbständig am Markt agierenden, mittelständischen Unternehmens und der gleichzeitigen Gruppenzugehörigkeit.
Als High-Tech Firma in der internationalen Seilbahn Welt spielen wir in der Champions League der Antriebs- und Sicherheitstechnik und bauen weltweit faszinierende Projekte. Das sind nur einige der Gründe, weshalb ich bei der FREY AG STANS den Vertrieb und Service strategisch mitgestalten möchte.
Welchen Background bringen Sie mit – und wie wollen Sie ihn in Stans einsetzen?
Als Elektroingenieur und Wirtschaftsingenieur arbeite ich seit Jahrzehnten mit technischen Produkten und Lösungen. In Europa und Nordamerika habe ich mich unter anderem mit Steuerung von Wasser- und Energieversorgungen, Gebäudeleitsystemen, Energiemessung und Batteriespeicher beschäftigt.
Die FREY AG STANS vereint viele Aspekte meiner bisherigen Tätigkeiten, erweitert um den Sicherheitsaspekt, sodass ich mich für die kommenden Aufgaben gefordert und gleichzeitig gut gerüstet sehe.
Welche Herausforderungen gilt es denn zu meistern?
Zunächst müssen wir unsere Rolle in der DOPPELMAYR/GARAVENTA Firmengruppe konsequent umsetzen. Es gibt bei Seilbahnprojekten keinen Automatismus für unsere Steuerungen.
Wollen wir einen Auftrag gewinnen, müssen wir uns gegen Wettbewerber durchsetzen – das gilt Konzernintern, aber auch bei anderen Herstellern. Das finde ich gut. Denn die Herausforderung der FREY AG STANS durch den Wettbewerb birgt viel Potential!
Nur so behalten wir unsere Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Auf der anderen Seite hilft die Einbindung in die Unternehmensgruppe Forschung, Entwicklung und Marktauftritt gemein- sam voranzutreiben.
Pilotprojekt
Beim Thema Batteriespeicher verweist Ivo Zehnder auf das Pilotprojekt Standseilbahn Magglingen in Biel.
Können Sie uns hier ein Beispiel nennen?
Unser Energiemanagement für Seilbahnen ist aktuell das beste Beispiel für ein komplexes Vorhaben, in dem viele Player eingebunden sind. Ziel ist ein Energiespeicher auf Batteriebasis, der Seilbahnen nachhaltiger, effizienter und wettbewerbsfähiger macht.
Eine erste Implementierung realisierten wir bereits 2019 bei der Standseilbahn Biel-Magglingen. Bis Ende diesen Jahres folgen nun Simulationen, Konzepte und Labortests für die Anwendung bei Luftseilbahnen, wobei es auch hier bereits Aufträge für Anwendungen in der Praxis gibt.
Das ist ein umfangreiches Unterfangen!
Absolut. Die technische Adaptierung der Spezialbatterien auf die Seilbahntechnik ist vergleichsweise leicht – dank der großen Ströme (C -Rate), der guten Leistungen bei Minustemperaturen und der langen Lebensdauer. Zudem ist die Batterie extrem sicher und nicht brennbar.
Viel schwieriger ist es, die Komplexität des Gesamtsystems und die betroffenen Akteure schon bei der Planung unter einen Hut zu bringen. Der Energiespeicher hat Auswirkungen auf die Art und Zuleitung der Stromversorgung und auf den Aufbau der Stationen, wenn etwa das Diesel-Aggregat wegfällt, weil die Batterie die Notversorgung übernimmt.
Welches Potential besitzt die Batterie?
Die Technologie bietet mehr als einen reinen Energiespeicher zwischen Speisung und Antriebsstrang. Mit dem integrierten Energiemanagement können Betreiber lokal erzeugte Energie aus Sonne, Wind und Bahn (Bremsen) nutzen, elektrische Leistungsspitzen reduzieren und den Strombezug über den Tag verteilen. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit: Strom erzeugen, Strom speichern, Strom sparen!
Stehen weitere Themen auf Ihrer Agenda?
Zurzeit arbeiten wir im Konzern intensiv an einer Resort Management Software. Mit dem Produkt „Clair“ wollen wir in Zukunft dem Kunden basierend auf Sensoren und Smart Data gezielte und automatisierte Informationen zu Instandhaltungs- und Wartungsaufgaben liefern.
Ziel ist es, Kunden aktive Entscheidungshilfen für ihre Bedürfnissen zu geben. Weitere Themen sind die Weiterentwicklung der Steuerungsplattform und der automatisierte Betrieb von Seilbahnen.
Bei allen technischen Entwicklungen gilt aber der Grundsatz, dass der Service berücksichtigt sein muss. Wir wollen nur Lösungen entwickeln, für die wir langjährigen Service sicherstellen können. FREY AG STANS Kunden sollen weiterhin auf unsere Schweizer Qualität und Werte vertrauen können!
Dazu sind kompetente Mitarbeiter nötig.
Das ist richtig. Die Corona-Pandemie hat zwar gezeigt, dass mit Fernzugriffen einiges gemacht werden kann. Aber z.B. aus Sicherheitsgründen brauchen wir trotzdem auch Experten, die weltweit für den Service unterwegs sind. Daher sind wir immer auf der Suche nach jungen, motivierten Talenten, die sich in neue und ältere Steuerungen einarbeiten und selbstständig und professionell auftreten. Dazu müssen wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Und deswegen ist uns die Pflege und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur der FREY AG STANS auch so wichtig!
Interview: Thomas Surrer