Planen & Bauen, SI 5/2021, SI-Alpin
Geisskopfbahn setzt Akzente
Das seit den Sechzigerjahren bestehende Kleinskigebiet Geisskopf hatte die Zeichen der Zeit sehr rasch erkannt und forcierte früh auch den Sommer bzw. Ganzjahrestourismus mit entsprechenden Angeboten. Der Bikepark Geisskopf zählt mittlerweile in der Szene zu den Top 3 in Europa.
Im Winter punktet der Geisskopf als ideales Familienskigebiet. Die Tiroler Skigebietsplaner KLENKHART & PARTNER sorgten dabei für eine perfekte Umsetzung – leider war die neue Bahn coronabedingt im vergangenen Winter zum Stillstand verurteilt.
Klenkhart & Partner
Die Bergstation wurde bewusst niedrig ausgeführt.
Bikes und Rodel finden Halt
Die Unternehmerfamilie rund um Franz Dominik Freiherr von Poschinger-Bray steht zu ihrem Gebiet und entschied, die technisch veralteten Anlagen zu ersetzen. Die Familie wählte eine kuppelbare 6-er Sesselbahn, die künftig in weniger als fünf Minuten bis zu 2.100 Personen pro Stunde auf den Berg befördern kann.
Das Besondere dabei – alle Sessel sind mit Halterungen versehen, die einen unkomplizierten Bike- und Rodeltransport erlauben. So ist perfekt für alle Sportarten vorgesorgt: Skifahren, Rodeln, Wandern, Biken oder einfach Spazierengehen – das Gebiet um den Geisskopf wurde dadurch noch attraktiver.
Die Gestaltung der Talstation ist durch Lärchenholz und Glas geprägt.
Durchdachte Nutzung
Die neue Bahn wurde auf einer leicht verschwenkten Trasse errichtet, sodass es während der gesamten Bauzeit möglich war, den Sommerbetrieb mit den Bestandsanlagen aufrecht zu erhalten. Durch eine ausgeklügelte Logistik konnte auch der Bikepark gefahrenfrei weiter betrieben werden.
Das Nutzungskonzept sieht im Sommer entweder den gleichzeitigen Transport von sechs Fußgängern oder den Transport von bis zu drei Bikern und zwei Fußgängern vor. Im Winter können sechs Wintersportler, sechs Fußgänger oder vier Wintersportler mit zwei Rodeln gleichzeitig transportiert werden. Der Höhenunterschied der Bahn beträgt 263 Meter bei einer horizontalen Länge von 1.091 Metern.
In der Talstation sind der Antrieb und die Garagierung der Fahrzeuge vorgesehen. Im Untergeschoß befindet sich die Pistenraupengarage mit Wartungsgrube. Bei der optischen Gestaltung der Talstation wurde viel Lärchenholz und Glas verwendet, sodass sich einerseits eine natürliche Belichtung ergibt und andererseits eine perfekte Eingliederung in die umgebende Natur gegeben ist.
Die Bergstation endet bei der Geisskopfhütte und wurde zur optimalen Einbindung in den sensiblen Naturraum niedriger ausgeführt. Auf zusätzliche Gebäude wurde bewusst verzichtet. Durch erdbautechnische Maßnahmen gibt es kreuzungsfreie Zu- und Abgänge für alle Benutzer. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden die Familienabfahrt – die im Trassenbereich verläuft – verbreitert sowie die Flutlichtanlage und die Beschneiungsanlage adaptiert.
Alle Sessel sind mit Halterungen versehen, die einen unkomplizierten Bike- und Rodeltransport erlauben. Fotos: KLENKHART & PARTNER
Altbestand wird abgetragen
Mit Ende der Bauarbeiten an der neuen Bahn war geplant, die Altbestände abzutragen. Dieses Vorhaben wurde aufgrund der Pandemie ebenso zurückgestellt wie manch andere Finalisierungsarbeiten. Der Abbau der Altbestände – Einsersessellift und Schlepplift – erfolgen nunmehr während der laufenden Sommersaison bzw. im Herbst 2021.
Masterplan folgt
Die Spezialisten von KLENKHART & PARTNER kamen bei diesem Projekt erst nach Vorliegen der Bau- und Betriebsgenehmigung mit an Bord. In ihre Verantwortung fielen neben den Ausschreibungs- und Vergabearbeiten die Projektsteuerung inklusive der technischen und kaufmännischen Oberbauaufsicht.
Derzeit arbeitet das professionelle Team an der Erstellung eines Masterplanes, um künftig eine perfekte und integrierte, ganzjährige Nutzungsstrategie für die Geisskopfbahn zu entwickeln.