Management & Tourismus, Planen & Bauen, SI 2/2020, SI-Alpin
INVESTITIONSSUMMEN ÜBERFORDERN: GÄSTE MENTAL „MITNEHMEN“
„10.000, 100.000, eine Million, ‚urviel‘. Alles über eine Million fällt im Empfinden schnell in eine Sammelkategorie ‚urviel‘ Geld“, weiß Politologe Peter Filzmaier (oben im Bild) um die subjektive, irrationale Zahlen- und Summenwahrnehmung der Menschen. „Es wird kurioserweise in der Sammelkategorie ‚das ist ja viel Geld‘ bei größeren Summen weniger differenziert, obwohl ja die Zahlenbeträge den größten Unterschied ausmachen und man sich das daher besonders genau anschauen sollte“, beschreibt der Experte ein Phänomen, mit dem auch die Politik umzugehen hat.
„Wenn jemand auf die Schnelle gefragt wird ‚Was ist größer, der Unterschied zwischen 90 und 100 Millionen oder jener zwischen 99 und 100 Milliarden?‘, antwortet ein hoher Prozentsatz ‚Das mit den Millionen‘. Der Unterschied 10 wird als höher wahrgenommen. Dass eine Milliarde freilich tausend Millionen sind,
wird übersehen“, nennt Filzmaier ein drastisches Beispiel.
Die Gründe – Zeit- & Wissensmangel
„Bei Investitionen gibt es viel Erklärungsbedarf. Für diese Erklärungen sollte man sich Zeit nehmen“, nennt der Kremser Universitätsprofessor Zeitmangel verbunden mit Aufmerksamkeitsmängeln als einen Grund für die sehr vereinfachte Wahrnehmung. „Ein Dilemma ist auch die oft fehlende Wirtschaftsbildung.
Ohne fundiertes Wissen lassen sich große Investitionssummen schwer richtig einschätzen“, weiß Filzmaier.
Noch ein Problem sieht er: „Geld ist etwa in Österreich oft ein Tabuthema, über das man nicht sprechen will. Das ist ein nationales Spezifikum. Das beginnt bei der Skepsis, sein Einkommen offenzulegen. Diese Scheu macht sachliche Gespräche über Geld und Investitionen in Österreich zusätzlich schwieriger.“
Wie greifbar machen?
„Die Politik versucht, um große Summen greifbar zu machen, Millionen- oder gar Milliardenbeträge beispielsweise damit zu erklären, wie vielen Mittelklasseautos oder Einfamilienhäusern sie entsprechen“, weiß der Kommunikationsexperte. Dieses Vereinfachen und in Dimensionen bringen, die für Otto-Normalskifahrer gut greifbar sind, ist eine praktikable Möglichkeit, die gewaltigen Investitionsleistungen der Seilbahnwirtschaft erfassbar zu machen. Ein weiterer möglicher Weg, der klug und seriös gemacht, funktioniert, ist Crowdfunding. Hier gilt Gastein, mit der Schlossalmbahn, als Paradebeispiel.
Crowdfunding Schlossalm
Investitionen greifbar machen
Für das Projekt „Schlossalm Neu“ haben die Gasteiner Bergbahnen eine Wintersaison lang, zwischen 24.11.2017 und 30.04.2018, zum „Skisparen mit Mehrwert“
eingeladen. Die Idee: eine zusätzliche Finanzierungsquelle erschließen, vor allem aber viele mit der Region, dem Skigebiet und der Schlossalm verbundene
Menschen emotional in das Projekt zu involvieren und als Kleinanleger an Bord zu holen. Details: www.1000×1000.at/ skigastein “
Problem & Lösung
Das Betonen der jährlichen Millionen- Investitionen der Seilbahnwirtschaft ist getragen vom Wunsch, herauszustreichen, was die Branche leistet, damit Skifahrer herausragend gute Verhältnisse vorfinden. Doch diese Information kommt in der breiten Öffentlichkeit und beim einzelnen Skifahrer allzu oft nicht begreifbar an. Im plakativen Greifbarmachen liegt eine mögliche Lösung.
Oliver Pichler