Management & Tourismus, SI-Alpin
Martins Meeting
Winter 2019: Am Beginn der Wintersaison bekam ich eine Vortragsanfrage aus einem bekannten österreichischen Skidomizil, mit dem Ziel die Mitarbeiter*innen eines Hotels, für die kommende Wintersaison zu motivieren: „Für unser Kick off Event (Start Wintersaison) am … in … würden wir einen Vortragenden im Bereich Motivation, Gästebegeisterung etc. suchen, der unserer Mitarbeiter auf die kommenden Monate einstimmt. Der Vortrag sollte höchsten 60 Minuten dauern, leicht verständlich sein (da wir auch einige Mitarbeiter haben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist)“.
In meiner Lieblingsskihütte läuft das anders. Dort sehe ich jedes Jahr die gleichen Menschen. Der Gast wird persönlich bedient, der Chef steht hinter der Bar, die Chefin hilft in der Küche aus, weil wieder mal Not am Mann ist. Der Gast will schnell trinken und essen, weil jede Minute läuft die Skikarte. Und jetzt das Wichtigste – alle haben Spaß und sind motiviert. Wie kann das gehen? Mit einem Motivationsvortrag am Anfang der Saison?
Motivation ist ein biologischer Prozess.
Indem wir uns auf etwas freuen oder auf ein freudiges Ereignis vorbereiten, schüttet unser Hirn den Botenstoff Dopamin aus. Dopamin gibt uns einerseits ein gutes Gefühl und bereitet andererseits den Körper auf die kommende Aktivität vor. Das blöde dabei ist, die Freude muss aus uns selbst kommen und nicht von außen. Kommt der Reiz von außen, schwächt er ganz schnell ab. Belohnung ist nicht mehr reizvoll, wenn ich schon sicher weiß, dass ich sie bekomme.
Wir brauchen somit immer einen neuen oder stärkeren Reiz. Außer wir sind aus uns selbst motiviert, haben Spass an der Arbeit, im Umgang mit dem Kunden, im Kontakt mit den Kollegen, freuen uns jeden Tag im Team etwas zu schaffen, …. Dabei ist wichtig, dass die Führung menschlich auf die Mitarbeiter eingeht und ihnen ihre Individualität belässt. Jeder Mensch hat drei wichtige Grundmotivatoren:
Martin Seibt
Unternehmensberater
Verbundenheit, Entfaltung und Gestaltung
Nur wenn sich das Kind an der Hand der Mutter (Verbundenheit) sicher fühlt, wird es die Umgebung erkunden (Entfaltung und Gestaltung). Als Eltern ist uns das ganz klar, warum tun wir es nicht auch als Führungskräfte?
In der Speisekarte dieser Skihütte steht übrigens genau, was den Gast erwartet (neben den Speisen und Getränken): „Einen schönen Skitag wünschen: Lisi und die Chaostruppe“
Ach ja, da war ja noch die Vortragsanfrage: Ich habe dankend abgelehnt – das ist Aufgabe der Führung.