Seilbahn & Technik, SI 4/2021, SI-Alpin
Paul Reber AG – Breiter aber spezifischer Maschinenbau
Ob bei der Montage, Demontage oder Revision von Seilbahnen oder auch der Sicherung von alpinen Baustellen – die PAUL REBER AG benötigt für ihre Arbeit eine Vielzahl an speziellen Maschinen und Fahrzeugen. Diese produziert das Schweizer Unternehmen seit Jahren selbst für den Eigenbedarf.
Das Know-how, das in den Maschinen steckt, wird zunehmend auch extern nachgefragt. „Wir kennen die Anforderungen aus Montage- und Bergbahnersicht sehr gut, im Maschinenbau sind wir ja selbst unser bester Kunde“, sagt Samuel Reber der stellvertretende Geschäftsführer, lachend.
Nicht nur deshalb ist der Maschinenbau breit, aber gleichzeitig sehr spezifisch aufgebaut. „Bei uns gibt es fast nur Unikate, die individuell und praxisnah nach Kundenwunsch gefertigt werden“, so Reber. Dank langjähriger Erfahrung in allen Bereichen des Maschi- nenbaus sei für die PAUL REBER AG nahezu jedes Problem lösbar.
Seilwinden sind das Herzstück der Eigenproduktion. Fotos: REBER
Seilwinden bis zu 35 Tonnen Zugkraft
Herzstück des Maschinenbaus sind Seilwinden in allen Größen, Arten (Trommel oder Spill) und Zugkräften bis zu 35 Tonnen. Sie dienen unter anderem zur Montage und Demontage von neuen Anlagen, für Abspannarbeiten bestehender Bahnen und zum Austausch von Rollenbatterien im Rahmen von Revisionen.
„Die Seilwinden können auch zur Sicherung von Baustellenfahrzeugen verwendet werden“, fügt Reber hinzu. Zudem kom- men die Seilwinden im Forstsektor zum Einsatz. „All unsere Seilwinden sind modular aufgebaut und lassen sich Ihren Bedürfnissen ideal anpassen.
Sie sind für den professionellen Einsatz konzipiert und daher bewusst robust und langlebig konzipiert“, berichtet Reber. Der Großteil der Seilwinden lässt sich in kurzer Zeit an jeden genormten Dreipunkt-Schnellkuppler anbauen. Selbst Spezialfälle, wie elektrische Seilwinden oder Traktionsmodelle sind kein Problem.
Seilkran in der Kabine
Jüngster Clou aus dem Hause REBER: Ein Seilkran, der rasch und einfach in eine Kabine ein- und wieder ausgebaut werden kann. „Ein Kunde will seine Pendelbahn ohne Betriebsstopp sanieren. Dazu benötigt er einen Seilkran mit fünf Tonnen Nutzlast in der Kabine, der in den Morgen- und Abendstunden Material zu den Stützen transportiert, untertags aber ausgebaut wird“, erklärt Reber.
Kabelpflug für (Schnei-)Leitungsbau
Dank ihrer Zuverlässigkeit werden die EBER-Seilwinden aber nicht nur beim Seilbahnbau, sondern auch beim Kabel- und Leitungsbau eingesetzt. Dazu hat REBER einen passenden Kabelpflug entwickelt und stellt diesen auch selbst her. „Neben Stromleitungen ist der Kabelpflug auch für das Verlegen von Schneirohren aus Kunststoff interessant“, betont der stellvertretende Geschäftsführer.
Mit dem Vibrationskabelpflug lassen sich Leitungen leicht und schonend verlegen.
Warenaufzüge
Die Kompetenz rund um seilbezogene Maschinen zieht REBER auch aus der Fertigung von Materialseilbahnen. „60 bis 80 Prozent der Komponenten stammen aus Eigenproduktion“, freut sich Reber. Die einschlägige Erfahrung treibt unerwartete Blüten.
So fertigt REBER auch Warenaufzüge für Lagerräume – geprüft und zertifiziert versteht sich – und bietet damit eine kostengünstige Variante zu teuren Personenliften an. Für Planung und Konstruktion der Warenlifte setzt das REBER- Team leistungsfähige 3D-CAD- Systeme ein.
Vom ersten Entwurf bis zur Bestellung der Teile vergehen oft nur wenige Tage. „Der Kunde erhält genau das, was er zuvor am Computer in 3D gesehen hat. Wir benötigen dazu nur die Planungsunterlagen wie Grundriss und Schnitt vom Gebäude, Angaben der Plattformgröße sowie die gewünschte Nutzlast“, so der stellvertretende Geschäftsführer.
Jeder Warenlift wird kundenspezifisch hergestellt und ist mit einer Absturzsicherung ausgestattet. Die Abmessungen der Plattform können die Kunden frei wählen.
Fahrzeugbau
Aus eigener Notwendigkeit ist REBER zudem im Fahrzeugbau präsent. „Von LKW- Kranaufbauten über Kesselbrücken für Seiltransporte bis hin zu Bobinenrahmen für Hakengeräte reicht unsere Fertigungsbreite“, schildert Reber.
Die Firma produziert im Fahrzeugbau vorwiegend für den Eigenbedarf, aber auch in diesem Segment setzen Auftraggeber auf das Know-how des Schweizer Unternehmens.
Verlad der geschnittenen Seilstücke für den Transport ins Schmelzwerk.
Spezialfall Seilentsorgung
Dieses Wissen zeigt sich nicht zuletzt bei der Entsorgung von alten Seilbahnseilen. Grundsätzlich hat REBER in Absprache mit führenden Schrotthändlern verschiedene Systeme entwickelt, um Seile zu entsorgen. Denn je nach Machart und Durchmesser der Seile, ist nicht für jede Seilart die gleiche Methode auch die Beste.
Wenn möglich werden die Seile für die Herstellung von Baggermatratzen, für Holzer oder Hängebrücken weiterverkauft. Ansonsten werden Seile meist auf Bünden im Stahlwerk entsorgt. „Leider sind diese Bünde oft zu groß und zu schwer für das Handling im Schmelzwerk, weshalb die Abnehmer für Seilbahnseile wenig bezahlen oder sie gar nicht mehr annehmen wollen“, erläutert Reber ein gängiges Problem.
Deshalb hat REBER eine Maschine gebaut, die Seile bis 70 Millimeter Durchmesser automatisch in kleine Stücke schneidet. So wird für jede Seildimension die bestmögliche Methode gewählt, um einen guten Preis im Schrottmarkt zu erzielen. So kann REBER aus den alten Seilen immer etwas rausholen und den Bergbahnbetreibern einen guten Preis bieten.