Digitalisierung & Innovation, SI 1/2022
Die Zukunft sprengt digital
Ab 2025 unterstützt der Schweizer Hersteller INAUEN-SCHÄTTI bei seinen Sprengmasten keine „Sommer“-Steuerungen mehr. Nicht nur deshalb macht ein Umstieg auf die moderne Software des Unternehmens Sinn.
Denn das Avalanche Trigger Management System (AMTS) wird mit jedem Update immer besser: Nun kommt die Gruppensprengung und der Sprengmittelbericht hinzu.
Verzögert sprengen – Zeit sparen
Ab sofort können ATMS-Nutzer mit ei- nem Klick mehrere Sprenganlagen auto- matisch hintereinander auslösen, wie Manuel Riesterer, Service und Verkauf bei INAUEN-SCHÄTTI berichtet: „Der Sprengbefugte legt die Zeitverzögerung fest – etwa 10, 20 oder 30 Sekunden – und das Programm löst nach der Code- eingabe automatisch die Lawinen aus!“
Dadurch kann der Sprengbefugte zu viele Schneebewegungen auf einmal verhindern und zugleich den Vorgang sowie die Ergebnisse der Sprengungen in Ruhe betrachten
„Da er nur einmal den Code eingeben muss, spart er zudem wertvolle Zeit“, so Riesterer. Ohne ATMS müsste er jede Anlage extra auslösen, nun sprengt die Software alle gewählten Stellen automatisch durch.
Viel sprengen – Übersicht bewahren
„Lawinen werden meist in der Früh unter hohem Zeitdruck gesprengt – vielerorts nicht nur mit Masten, sondern auch per Hand oder mit Hubschrauberunterstüt- zung“, beschreibt Riesterer die Praxis in den Skigebieten. Für eine genaue Doku- mentation fehlt oft die Zeit.
Deswegen bietet INAUEN-SCHÄTTI ab sofort optional einen Sprengmittelbe- richt an. „Dieser wird vom ATMS automatisch erstellt. Der Sprengbefugte kann sich den Bericht dann am Abend in Ruhe ansehen!“, sagt Riesterer.
Fern warten – vor Ort Probleme lösen
Schon länger verfügbar ist das Modul der Fernwartung. „Wir wissen noch vor dem Kunden, was einer Anlage fehlt.
Bei den Sommer-Steuerungen können wir es nur vermuten und müssen uns das Problem vor Ort ansehen“, so Ines Waltl, Projektleiterin bei INAUEN-SCHÄTTI. Leerfahrten oder die Lieferung falscher Teile werden so vermieden.
Darüber hinaus ermöglicht die Fernwartung einen proaktiven Notdienst während der Wintersaison, damit es gar nicht zu Ausfällen kommt.
Sicher sprengen – safe kommunizieren
„Die Kommunikation erfolgt – im Gegen- satz zur Sommer-Steuerung – nicht über störanfälligen Funk, sondern über 3G und 4G Netze“, sagt die Projektleiterin. Die verschlüsselte Kommunikation zwi- schen Sprengmeister und Lawinenmast ist über Funk oder per App schwieriger zu gewährleisten, als durch eine sichere Cloud.
Die Energie für jeden Sprengmasten wird durch eine neue Art von Solarpane- len gesichert. „Selbst an schattigen Plätzen, etwa in Damüls, Mellau oder St. Anton, betreiben wir erfolgreich Sprengmasten“, erklärt Riesterer.
Für die cloudbasierte Spreng-Soft- ware wird pro Kunde ein eigener Server eingerichtet und das System bekommt so einen zusätzlichen Sicherheitsgrad.
Der Zugriff wird personalisiert und wie beim e-banking per Security-Code abgesichert. „Im Vergleich zur Sommer-Steuerung lässt sich ATMS auch einfacher bedienen und per PC, Tablet und Smart-Devices steuern“, sagt Waltl. Nur wer wirklich autorisiert ist, hat Zugriff.
Über ATMS
- Die Masten können durch Laptop, Tablet oder Handy mit Internet bedient werden
- Alle Masten benötigen eine SIM- Karte mit 3G oder 4G Empfang
- Hohe Sicherheit durch SMS-Code- Freigabe
- Eine Leitstelle ist nicht mehr erfor- derlich, da das System cloudbasiert ist und jeder Kunde seinen eigenen Server hat
- Es muss keine Funkfrequenz beantragt und bezahlt werden
- Analyse und Support der Masten und des Servers aus der Ferne möglich
- Software-Update der Masten und des Servers aus der Ferne möglich
Immer verbunden – immer im Blick
Ob Sprengdaten oder Systemdaten – dem registrierten Kunden steht eine einfache, übersichtliche Benutzeroberfläche zur Verfügung. Damit kann er jederzeit und von überall aus Komponenten, Strom und Temperatur der Sprenganlagen kontrollieren, Detonationen durchführen und deren Ergebnis dokumentieren.
„Je nach Wunsch können auch Zusatzgeräte wie Schneehöhenmessungen, Lawinenradar, Wildwarnsysteme oder Wetterstationen mit implementiert werden“, betont Waltl.
Feedback geben – Updates bekommen
Da ATMS auf Cloudbasis funktioniert, kann INAUEN-SCHÄTTI jederzeit Updates einspielen. Das können individuell bestellte Anpassungen oder generelle Verbesserungen sein. „Wir holen uns über die Saison das Feedback der Kunden, adaptieren die Software und senden vor dem Winter das jährliche Update aus“, berichtet Riesterer. So profitieren alle Skigebiete von den Ideen und Wünschen der anderen Kunden.