Digitalisierung & Innovation, SI 7/2021
Pistenbully mit HVO-Kraftstoff – 90 Prozent weniger CO2 Ausstoss
Nachhaltig fahren mit Abfallstoffen: Sämtliche PistenBully ab dem Baujahr 2022 treten ihren Weg auf die Pisten der Welt mit reinem HVO-Kraftstoff (Hydrotreated Vegetable Oil) an. Dieser basiert auf hydrierten pflanzlichen und tierischen Fettabfällen und reduziert den CO2-Ausstoß bei jeder Betriebsstunde um rund 90 Prozent gegenüber herkömmlichem Diesel.
Aus Abfallfett wird sauberer Kraftstoff
HVO wird durch die sogenannte Hydrierung aus Abfallfett der Lebensmittelindustrie, der Fischerei und Schlachtereien sowie Pflanzenölen (die nicht für die Lebensmittelindustrie bestimmt sind) synthetisch hergestellt.
Das Ergebnis ist ein hochwertiger Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen, dessen chemische Struktur identisch ist mit der von fossilem Diesel und diesen daher vollständig ersetzen kann.
Der fossilfreie HVO-Kraftstoff schont mit rund 90 Prozent weniger CO2-Ausstoß die Umwelt. Weitere Vorteile: ungiftig, biologisch abbaubar, geruchsarm – bei besserer Verbrennung und Filtrierbarkeit. Wichtig beim Einsatz im Schnee: HVO hat bis -10° C bessere Tieftemperatureigenschaften als ein herkömmlicher Winterdieselkraftstoff.
Ungiftig, nachhaltig und gut für den Motor: Die Umstellung auf HVO Kraftstoff ist jederzeit möglich. Fotos: KÄSSBOHRER, inpublic, Avia
Auch für aktuelle Modellreihe
Umdenken, den PistenBully mit HVO betanken und sofort CO2 reduzieren – die Umstellung auf synthetischen Diesel ist denkbar einfach. Eine Modifikation des Motors ist nicht notwendig. HVO kann dem handelsüblichen Diesel beigemischt oder zu 100 Prozent rein verwendet werden.
Neben der massiven CO2-Reduzierung ergeben sich noch weitere Vorteile: Da dieser synthetisch hergestellte Kraftstoff sauberer verbrennt, werden rund 30 Prozent weniger schädliche Partikel ausgestoßen.
JENS ROTTMAIR
JENS ROTTMAIR
Vorstandssprecher der Kässbohrer Geländefahrzeug AG
Vorstandssprecher der Kässbohrer Geländefahrzeug AG
„Unser gesamtes Handeln ist schon seit Jahren maßgeblich auf den Umweltgedanken ausgerichtet. Schon seit langem optimieren wir den Einsatz der Ressourcen in allen Bereichen.
Damit angefangen haben wir vor rund zehn Jahren mit dem ersten PistenBully 600 E+. Eine große Rolle spielt SNOWsat für ein effizientes und ressourcenschonendendes Pisten- und Flottenmanagement.
Aber auch unsere große Photovoltaik-Anlage in Laupheim trägt zu diesem Engagement bei. Mit dem Einsatz von HVO gehen wir nun einen weiteren entscheidenden Schritt: Wir bieten den Skigebieten eine schnelle und wirkungsvolle Lösung, um sie bei ihren Anstrengungen für mehr Klimaneutralität zu unterstützen.“
Kooperation für mehr Klimaschutz (v.l.): Christian Paar (GF KÄSSBOHRER Austria), Seilbahnobmann Franz Hörl, Klaus Dengg (GF Zillertaler Gletscherbahn) und Jürgen Roth (Vorstandsvorsitzender der eFuel Alliance Österreich).
E FUEL FÜR PISTENBULLY: Projektstart in Hintertux
PistenBully setzt beim Thema alternative Antriebe nicht nur auf ein Pferd. So ist man auch Gründungspartner der eFuel-Alliance Österreich. Mit dem Pilotversuch am Hintertuxer Gletscher sucht die eFuel Alliance Österreich nach einer umweltschonenden Zukunftslösung für eine CO2-neutrale Pistenpflege.
eFuels sind synthetisch erzeugte flüssige Kraft- und Brennstoffe. Sie werden aus Wasserstoff hergestellt. Die dafür notwendige Energie stammt aus Wind- und Solaranlagen.
Durch die Synthese mit CO2, dem „Power-to-Liquid“-Verfahren, und erneuerbaren Energien lässt sich eFuel klimaneutral herstellen. Auch hier liegt der große Vorteil darin, dass beim Einsatz von eFuel „keine großartige Änderung an den Motoren oder der Kraftstoffinfrastruktur erforderlich ist“, erklärt Christian Paar, Geschäftsführer der Kässbohrer Austria GmbH.
Und das entschiedenste Argument: eFuel kann in unbegrenzter Menge produziert werden. Im Rahmen des Pilotprojektes wird ein PistenBully mit eFuel betrieben und wissenschaftlich begleitet, um die Funktionalität im Einsatz unter Echtbedingungen zu erproben.
Bei 30 Millionen Liter Kraftstoff pro Jahr für Pistenraupen in österreichischen Skigebieten könnten so jährlich bis zu 40.000 Tonnen CO2 eingespart werden.