Digitalisierung & Innovation, SI 6/2024
REMEC: SAMBESI DER NÄCHSTEN GENERATION
Mehr als zwanzig Seilbahner aus Deutschland, Österreich und Südtirol trafen sich kürzlich auf der Steinplatte Waidring, um sich mit den Neuerungen der Instandhaltungssoftware SAMBESI zu beschäftigen. Zentrales Thema war SAMBESI X: Die neue Version wird ab 2025 das bewährte SAMBESI Classic ersetzen.
Sambesi X Release Notes
Projektmanager Thomas Oppeneiger startete deshalb gleich mit den Release Notes rund um SAMBESI X: „Wir bemühen uns stets um beste Performance der Systemressourcen.“
So existiert die Software bereits in der Version 7.7 und deckt die Hauptfunktionen von SAMBESI bereits ab. Das Betriebstagebuch beinhaltet mittlerweile Personal, Messwerte, Einstellungen und Fahrtenlog. Schnittstellen zu LEITNER-SKADII, DOPPELMAYR-CLAIR und PUBLIC AI wurden ebenfalls bereits umgesetzt.
„Die Instandhaltung umfasst die Schritte Definieren, Planen, Durchführen, Kontrollieren sowie Historie“, so Oppeneiger. Zudem sind nun Ereignisse in Gruppen und mit Aufgaben möglich, ebenso Reports und Unfalldaten (Usersetting).
Oppeneiger präsentierte die Neuerungen live am Bildschirm. Die Oberfläche ähnelt dem von Microsoft Outlook, Struktur und Aufbau dem bisherigen SAMBESI Classic. „Der Umstieg ist daher sehr einfach“, so Oppeneiger.
Forumsteilnehmer
Die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Südtirol besuchten im Rahmen des Forums die neue Panoramamuschel auf der Steinplatte.
Rezertifizierung und deren Vorgaben
Anschließend referierte Alexander Brandtner, Projektmanager von REMEC, über die staatliche Rezertifizierung der Software und ging auf den Kreislauf Hersteller – Betreiber – Behörde ein.
„In der Schweiz liegt die Sorgfaltspflicht beim Betreiber, in Deutschland wird SAMBESI von den relevanten Bundesländern akzeptiert und in Österreich sowie Südtirol ist unser Produkt bereits zertifiziert.“
Brandtner kündigte für Österreich ein neues Zertifikat ab Winter 2025 an und skizzierte den Weg dorthin: „2022 waren die Anforderungen der Behörde noch viel zu hoch. Mittlere Skigebiete hätten rund 2.000 Euro jährlich für Signaturdienstleistungen aufbringen müssen.“
REMEC konnte jedoch Änderungen erzielen. So verlangt die Behörde nun „nur noch“ eine fortgeschrittene Signatur – aber ohne Signaturdienstleister und somit keine zusätzlichen Kosten.
„Der Signaturschlüssel liegt in unserer Software. Lediglich der Betriebsleiter muss digital signieren, der Maschinist wie bisher nicht“, freut sich Brandtner.
Externe Berichte können vom Betriebsleiter digital unterschrieben und in der Software abgelegt werden. Das Zertifikat für SAMBESI X ist ab Januar 2025 gültig, zeitgleich erlischt das für SAMBESI Classic. Das neue Zertifikat entspricht den Vorgaben der Behörde und wird durch den Ziviltechniker abgesegnet.
Das Zertifikat bestätigt Testing und Cybersicherheit, Rückverfolgbarkeit sowie die Signatur und Archivierung des Betriebstagebuchs.
Alexander Brandtner, Projektmanager REMEC
Er sprach über die praktischen Anwendungen und Mehrwerte der digitalen Dokumentation für die effiziente Instandhaltung im Seilbahnbereich.
Software as a Service (SaaS)
Johannes Stadler, Geschäftsführer von REMEC, informierte daraufhin über den Projektstand und Rollout des Updates auf SAMBESI X. Er beschrieb den Migrationsprozess von der bisherigen auf die künftige Version von SAMBESI, der – grob gesagt – die Schritte Eignung, Vorabklärung, Vorbereitung, Migration
und Abschluss umfasst.
In dem Zuge stellt REMEC alle Kunden (ob SAMBESI X oder Classic) auf SaaS – Software as a Service um. „SaaS bedeutet, dass wir die Software via Cloud bereitstellen und betreiben. Damit gewährleisten wir beste Qualität“, sagte Stadler.
Einmalige Lizenzen sind passé, künftig wird SAMBESI als Abo angeboten. „Die SaaS-Lizenz umfasst Betrieb, Wartung, Support und Weiterentwicklung. Ein Sorglospaket aus einer Hand mit Planungssicherheit“, betonte Stadler.
Die Abrechnung erfolgt jährlich nach Anzahl von Modulen, Anlagen und Endgeräten. Dienstleistungen – wie Schulung, Implementierung, Beratung und Assessment – werden fair und transparent nach Aufwand berechnet.
„Die SAAS-Lizenz umfasst zudem eine Datenschutzerklärung und eine Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung. Das sorgt für Rechtssicherheit auf beiden Seiten!“
Thomas Oppeneiger, Projektmanager REMEC
Er präsentierte die Neuerungen der Instandhaltungssoftware SAMBESI X und führte die Teilnehmer live durch die Funktionen der neuen Version.
Schnittstellen in der Diskussion
Alexander Brandtner berichtete daraufhin über umgesetzte Schnittstellen sowie damit verbundene Userstorys und diskutierte mit den Teilnehmern über die Erfahrungen damit. So besteht eine Schnittstelle zum Seilhersteller FATZER, der diese unter anderem für seine permanente magnetinduktive Seilüberwachung TRUscan verwendet.
Ein weiteres Beispiel ist die Schnittstelle zu LOOP21 bei der urbanen DOPPELMAYR-Seilbahn in Haifa (Israel). Brandtner ging zudem auf Schnittstellen zur Seilbahnsteuerung der FREY STANS sowie den Resort Management Programmen SKADII von LEITNER und CLAIR von DOPPELMAYR ein.
Ebenso wurde die Schnittstelle zum SisControl der Schwesterunternehmung SISAG weiterentwickelt. Im Cockpit – der Plattform zur Digitalisierung der Betriebsprozesse – werden Messwerte und „Whats-ups“ von SAMBESI angezeigt.
„Künftig werden auch Bremsproben und diverse Kontrollen möglich sein“, versprach Brandtner. Zusätzliche Schnittstellen bestehen zu den Lagermessungen von MECHMINE und ZF, weitere Anwendungen umfassen den In- und Export via Excel, Mail und REST API, sowie das Ersatzteilmanagement.
„Wir arbeiten daran, die Messwerteüber Schnittstellen noch besser zu verarbeiten, Betriebsstunden bei zustandsorientierten Aufgaben zu erfassen und die Messewerte im Betriebstagebuch anzuzeigen“, versprach Brandtner.
Spektakuläre Perspektiven am Berg
Die Panoramaplattform auf der Steinplatte Waidring begeistert mit einzigartigen Ausblicken und innovativer Gestaltung – ein Highlight für die Forumsteilnehmer.
Tipps, Kulinarik und Besichtigung
Das SAMBESI X Forum EU bot aber nicht nur wichtiges Wissen, sondern auch Raum für Diskussionen, Austausch und konstruktive Kritik – etwa über die Vergabe von Nutzerrollen und -rechten.
Oppeneiger verriet zudem praktische Tipps und Tricks zum 4-Augen-Prinzip, dem Betriebstagebuch, zustandsorientierte Aufgaben und Gruppierung. Darüber hinaus informierte REMEC über spannende Projekte, wie der Technischen Betriebsleitung der Seilbahn in Berlin, der Implementierung von SAMBESI und SisControl bei der neuen Panoramabahn am Loser, sowie Beratung und Schulung in Santa Fee, New Mexico (USA).
Des weiteren gab Jan Megert von SISAG Einblicke in die Software Sis-Control. Auch der Gastgeber, Andreas Brandtner von der Bergbahn Steinplatte-Waidring, nutzte die Gelegenheit, um den Seilbahnkollegen sein Unternehmen vorzustellen.
Konsequenterweise unternahmen die Teilnehmer in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang, um den Triassic Park am Gipfel zu besichtigen – inklusive der neuen Panoramamuschel. Der Blick war vielversprechend – so wie die neue Software SAMBESI X.