ALTA BADIA: „WIR WOLLEN KEIN GARDALAND SEIN!“

SI: Alta Badia ist mittlerweile ein Hotspot des Bergsommers. Wann begann diese Entwicklung?

Heinz Canins: Mit 300 Sonnentagen im Jahr und dem UNESCO Welterbe Dolomiten bietet unsere Region eigentlich beste Voraussetzungen für den Bergsommer. Bis 2006 haben wir dieses Potential aber zu wenig genutzt. Es gab kaum Attraktionen, nur Einzeltickets und die Betriebszeiten waren sehr kurz. Wir hatten zum Beispiel extrem lange Mittagspausen bei den Seilbahnen. Die Folge: Wir erzielten im Sommer 2005 nur 3,5 Prozent des Jahresumsatzes, von einem wirtschaftlich stabilen, für Mitarbeiter attraktiven Ganzjahresbetrieb waren wir weit entfernt.

Welche Maßnahmen haben Sie daher ergriffen?

Als erstes haben wir eine für Alta Badia einheitliche Karte, den „Mountain Pass Alta Badia“ eingeführt. Ruhetage sowie Mittagspausen auf den Anlagen wurden gestrichen und es wurde vermehrt auf Marketing gesetzt, was wir bis dahin überhaupt nicht gemacht haben. Das Skicarosello Corvara, welches die Anlagen zwischen La Villa – S.Cassiano – Corvara – Pralongiá betreibt, investiert zur Zeit 400.000 Euro für das interne Marketing rund um das Angebot „Movimënt“, wobei je 50 Prozent auf Sommer sowie Winter entfallen. 2010 begann man, die ersten Attraktionen am Berg zu schaffen.

Können Sie hier Beispiele nennen?

Wir starteten mit Kneippanlagen sowie Wasserspiele für Kinder und erweiterten in den darauffolgenden Jahren das Angebot. Ein wichtiges Standbein ist das Wandern. So wurden die Wanderwege ausgebaut und verbessert, Themenwege angelegt. Zudem haben wir vermehrt auf das Biken gesetzt, auch um die Biker von den Fußgängern zu trennen. Immer mehr an Wichtigkeit gewinnt die Sellaronda Mountainbike- Tour, welche in Zusammenarbeit der vier Täler rund um den Sellastock entwickelt und durch die von Dolomiti Superski eingeführte Karte „Dolomiti Super Summer“ attraktiver wurde.

Herzstück für den Familienurlaub sind aber sicherlich die Movimënt Freizeitparks.

Die Attraktionen auf der Hochebene in Alta Badia sind tatsächlich für die ganze Familie gedacht. Für Kinder haben wir Kletterwände, Ziplines, Riesen-Trampolins und Höhlen errichtet. Für die Erwachsenen dienen die Movimënt Freizeitparks als Fitnessstudio und Wellnesscenter. Sportstationen und -geräte, Kneippbecken, sowie Wege zum Joggen und Nordic Walken machen das Gelände auf 2.000 Metern Höhe zu einem ganz besonderen Outdoor-Erlebnis. Zudem können im Spaghettino Park Kinder und Erwachsene gemeinsam die Tierwelt der Dolomiten näher kennenlernen, sowie im SummerParc La Crusc auf Erlebnisreise gehen.

Haben sich die massiven Investitionen ausgezahlt?

In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der beförderten Personen um rund 33 Prozent auf mittlerweile 472.500 Sommerurlauber. Nun machen wir als Bergbahn 7,5 Prozent des Jahresumsatzes im Sommer. An Top-Tagen verzeichnen wir 7.000 Gäste und haben 13 Liftanlagen im Betrieb. Hier spielen auch unsere zahlreichen Events, wie das gastronomische Herbstfestival Saus Dl Altonn, eine große Rolle.

Welche Schritte wollen Sie in Zukunft setzen?

Wir müssen unser Angebot behutsam weiter ausbauen, wir wollen kein Gardaland sein. Außerdem müssen wir unsere Hoteliers dazu anhalten, unsere Attraktionen am Berg noch stärker zu kommunizieren. Nicht zuletzt wollen wir heuer unsere Seilbahnen als „Overground“-Verkehrsmittel für die Region bewerben. Gäste und Einheimische müssen nicht mit dem Auto in den Nachbarort fahren, wenn sie auch mit der Seilbahn dorthin gelangen können!