Management & Tourismus, SI 6/2021
Berg.Bahn.Camp 2021 – Den Change verstehen und nutzen
Das Thema „Change am Berg“ zog sich wie ein roter Faden durch das Berg. Bahn.Camp 2021 in Neukirchen am Großvenediger. Rund 70 Seilbahner, Touristiker und Zulieferer trafen sich zum intensiven Austausch am Wildkogel; durch die drei Tage führte Wolfgang Eder von MOUNTAIN EXCELLENCE.
Ein Begrüßungscocktail erwartete die Teilnehmer vor dem Tauriska Kammerlanderstall in Neukichen.
Die Berge werden weiblicher
Der „Megatrend Frau“ stand als erster Aspekt des Wandels auf dem Programm. Der erste Abend begann daher konsequent mit einer Diskussion, bei der drei Damen auf dem Podium standen: Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern, Isabella Dschullnig- Geissler, Geschäftsführerin der Bergbahnen Saalbach und Beate Rubatscher- Larcher, Geschäftsführerin der Gletscher- bahnen Pitztal/Kaunertal.
Sie diskutierten mit Moderator Wolfgang Eder über starke Frauen im Tourismus, sanfte Qualitäten im Management, konservative Strukturen und Vielfalt am Berg. Das Fazit an alle lautete: „Don‘t be scared, woman!“
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Eine unterhaltsame Diskussion über Frauen in Führungspositionen des alpinen Tourismus führ- ten (v.l.): Oona Horx-Strathern (Zukunftsinstitut), Isabella Dschulnigg-Geissler (GF Bergbahnen Saalbach), Beate Rubatscher (GF Gletscherbahnen Pitztal/Kaunertal) und Wolfgang Eder.
Beim anschließenden Netzwerkabend unterhielt eine Jazzband die Gäste bei bester Kulinarik, während Fotokünstler Aria Sadr-Salek die Teilnehmer in kunstvollen Porträts festhielt.
Die geschossenen Bilder bekamen die Gäste dann am nächsten Morgen nicht nur in analoger und digitaler Form, sondern auch im Format einer Titelseite des Fachmagazins SI – Seilbahnen International, dem Medienpartner des Berg. Bahn.Camps.
Fotokünstler Aria Sadr-Salek schoss beeidruckende Porträts.
Für musikalische Unterhaltung war am Netzwerkabend gesorgt.
Megatrends und konkreter Wandel
Tag 2 begann im Gipfelrestaurant mit der Keynote von Oona Horx-Strathern, die über zwölf Megatrends in der Gesellschaft referierte – inklusive der Gegenbewegungen, welche diese auslösen. Die Zukunftsforscherin plädierte dafür, dass der Tourismus ein Resonanzraum für Veränderungen wird.
Über Change-Management in Tourismus-Unternehmen sprach anschließend Gerald Ziegler. Der Unternehmensberater betonte, dass jedes Unternehmen auf den Klimakollaps, neue Schlüssel-Technologien, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel reagieren müsse: „Wir brauchen Visionen, neue Angebote, mehr Zusammenarbeit, eine inspirierende Unternehmensführung und Future Skills!“
Keynote-Speaker Gerald Ziegler (li.) im Gespräch mit Andreas Innerhofer (BB Kitzbühel) und Hendrik Volpert (BB Oberstdorf-Kleinwalsertal).
Gutscheine und Ladestationen
Anschließend stellten die Firmen AXESS, 360°-Perspektiven, Faszinatour, Saint Elmos und INCERT eTourismus ihre „wandelbaren“ Produkte vor. Günther Praha von INCERT nutzte zudem die Ausstellungsfläche SI Open Space, um seine Voucher-Konzepte vorzustellen.
„Durch Gutscheine an Firmen und Private erhalten Tourismusunternehmen Loyalität anstatt dass sie Rabatte gewähren müssen. Zudem können sie leicht Zusatzangebote verkaufen!“
Neben Gutscheinen boomt auch das E- Bike. Um von dem Trend zu profitieren, müssen Tourismusregionen jedoch eine effiziente Lade-Infrastruktur errichten, wie Peter Schitter von BIKE-ENERGY berichtete.
Er hat am SI Open Space diverse Modelle seiner Ladestationen aufgebaut und zeigte eindrücklich, warum sein Unternehmen führend in diesem Gebiet ist. Die kürzlich eingegangene Kooperation mit BOSCH, die erste sichere Abstellanlage für E-Bikes und GSM-Modelle für das Tracking von Ladevorgängen sind Beispiele dafür.
Auch eine Fahrt mit dem e-liner durch Neukirchen stand auf dem Programm.
„Jede Generation wird mental und physisch um 7,5 Jahre jünger als die vorherige“, sagt Oona Horx-Strathern.
„Früher gab es nur einen technologischen Treiber der Veränderung, heute sind es mehrere“, so Change Experte Gerald Ziegler.
„Mit Gutscheinen erzielen Tourismusunternehmen 100 Prozent Preisdurchsetzung!“, betont Günther Praha von INCERT.
Welcher Tourismus nützt allen?
Dieser Frage ging Lukas Krösslhuber vom Tourismusverband Wilder Kaiser nach. Er berichtete über die Entwicklung der Destination zum Lebensraum – inklusive Bürgerbeteiligungsprojekt und langjähriger Strategie.
„Unsere Verantwortung endet nicht beim Tourismus, sondern betrifft auch größere Themen, wie Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel oder Recruting- Coaches für lokale Unternehmen“, sagte Krösslhuber.
Jeder Teilnehmer erhielt von SI Herausgeber Gerald Pichlmair (r.) eine eigene Titelseite.
Vom Sundowner ab Abend…
Die Jodelschule spielte am zweiten Abend auf.
Exkursion zum Speicherteich
Anschließend folgten die Teilnehmer ihren Gastgebern von den Bergbahnen Wildkogel zu einer Exkursion durch das Skigebiet. Die Geschäftsführer Bernhard Gruber und Rudi Göstl zeigten den Gästen sichtlich stolz den neuen Speicherteich, der kurz vor seiner Vollendung steht und den Wandel des Wildkogels zu einem zukunftsfitten Skigebiet unterstützt. Zurück im Bergrestaurant folgte als Überraschung ein unterhaltsamer Jodelkurs.
…bis zum Frühstück am morgen.
„E-Biken boomt, eine Lade-Infrastruktur ist daher zwingend notwendig“, ist Peter Schitter von BIKE-ENERGY überzeugt.
Bernhard Gruber (GF Wildkogel) wagte sich in die Argumented Reality.
Resilienz in der Hotellerie
Tag 3 begann richtig innovativ: Vanessa Borkmann vom Fraunhofer Institut stellte Hotelkonzepte der Zukunft vor. Diese tragen den großen gesellschaftlichen Trends Rechnung, etwa der Verschmelzung von Arbeit und Urlaub, der zunehmenden Einsamkeit der Menschen und dem Wunsch der Gäste nach mehr sozialer Nachhaltigkeit.
„Die Corona-Pandemie hat die Zukunftsforschung nicht irritiert: Die Trends sind uns schon lange bekannt, nur die Lösungen müssen jetzt schneller kommen und rasch in die Breite gehen“, forderte Borkmann. Ihrem Vortrag folgten Produktpräsentationen von Catalate, Intermaps, Lympik und DOPPELMAYR.
Rudi Göstl (GF Wildkogel) präsentierte stolz den neuen Speicherteich.
Das Berg.Bahn.Camp mit Vorträgen indoor…
…und Exkursion outdoor.
Fräsen und filmen
Emotional wurde es dann ausgerechnet bei dem technischen Thema Schneefräsen: René Manhart, CEO der Firma ZAUGG, brachte nicht nur die Leidenschaft seines innovativen Teams eindrücklich rüber, sondern auch die Emotion, die seine Produkte auslösen. Ob die große Halfpipe Fräse Pipe Monster oder die Raupen-Frässchleuder Snowbeast – fesselnde Bilder und Videos zeigten, was die Maschinen alles leisten.
Nicht weniger spannend war der Vortrag von Peter Zver von PANOMAX. Er stellte eine Weltneuheit vor: Der erste interaktive Panorama-Livestream, bei dem die Gäs- te die Kamera individuell steuern können.
Zudem präsentierte Zver zahlreiche weitere Features, auf die namhafte Firmen wie Servus TV und Red Bull vertrauen. Den inhaltlichen Abschluss des Berg.Bahn.Camps bildete die Keynote von Günther Aigner.
Der Schnee- und Tourismusforscher betrachtete zusammen mit den Teilnehmern die Entwicklung von Schneemengen und Temperaturen und diskutierte mit ihnen über längere Skisaisonen, Luxurisierung des Wintersports und den Imageverlust der Skigebietsbranche. Der Tourismus ist im Wandel – doch dank dem Berg.Bahn.Camp kann man diesen aktiv mitgestalten. ts
„Emissionslose Antriebe sind auch bei unseren Fräsen das nächste Ziel“, berichtet René Mannhart, CEO von ZAUGG.
„Erstmals können Besucher im Livestream die Panoramakamera steuern“, freut sich Peter Zver von PANOMAX.
„Das Skifahren wird zum Luxusgut werden – und leidet unter Imageverlust“, mahnt Forscher Günther Aigner.