Warum gibt es auf der Zugspitze kein Drei-Minuten-Ei?

Die Antwort weiss unser Experte Konstantin Kühner. Er erklärt auch, warum am Berg Gerichte anders, oft stärker, gewürzt werden müssen.

Zu Hause kocht Wasser bei etwa 100°C. Mit steigender Höhe nimmt der Luftdruck jedoch ab und lässt Wasser schon bei geringerer Hitze sprudeln. Eine Faustformel sagt: etwa pro 300 Höhenmeter sinkt der Siedepunkt um ca. 1°C.

Daher kann man auf der 2.962 Meter hohen Zugspitze Wasser nicht ohne Tricks über 86°C erwärmen, es verdampft nur noch. Mit dieser Problematik müssen die Gastronomiebetriebe rechnen und Spaghetti oder eben Eier entsprechend länger kochen.

Sogar die Verdunstung bei Raumtemperatur nimmt am Berg zu: den Beilagensalat sollte man sich beim Essen nicht zu lange aufsparen, er sieht schnell welk aus.

Thomas fragt...

SI Redakteur Thomas Surrer

...Konstantin antwortet

SI Experte Konstantin Kühner

Auch die Luftfeuchtigkeit sinkt mit der Höhe und lässt unseren Geschmackssinn weniger auf Salz und Zucker reagieren. Am Berg müssen Gerichte anders, oft stärker gewürzt werden: bei Salz fast 1/3 und bei Zucker etwa 1/5 mehr.

Dafür empfinden wir sauren und bitteren Geschmack genau wie im Tal. So kann der Lieblingswein am Berg plötzlich nur schwer genießbar sein, wenn die Süße zurückgeht und die Gerbsäuren auf der Zunge dominieren.

Und auf dem Zugspitzgipfel wird daher selbst der Kaffee anders gemahlen und gebrüht. Beeindruckend, was so ein kleiner Klima-Unterschied bewirken kann. Sieht man dem unschuldigen Frühstücksei gar nicht an.

Mit Dank an Johannes Tiebel, Leiter der Zugspitz-Gastronomie, für die spannenden Infos aus der Praxis.

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