Erlebnisse von Pronatour: Innovation seit 25 Jahren

Christian Lang und Werner Stark gründeten 1999 das Kreativunternehmen PRONATOUR. Im SI-Interview erzählen die beiden Erlebnisrevolutionäre, was damals an ihrer Idee innovativ war und welche Rolle Innovationen für inszenierte Berge heute spielen.
SI Magazin: Seit 25 Jahren planen und realisieren Sie nun Erlebnisprojekte für den Sommer- und Wintertourismus. Was war das innovative Moment bei der Gründung von PRONATOUR?

Christian Lang: Als Ökologiestudenten waren wir viel in der Natur unterwegs. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Wissensvermittlung sehr langweilig gestaltet ist und die wahnsinnig spannenden Informationen bei den Gästen gar nicht ankommen. Wir haben uns gedacht: Das geht auch anders!

Werner Stark: Wir wollten weg vom „Frontalunterricht“ der herkömmlichen Lehrpfade. Unsere Idee war daher: Wenn wir die Gäste dazu motivieren können, beim Wissensgewinn selbst aktiv zu werden, dann schaffen wir es, ihnen die Besonderheiten der Natur auch wirklich näherzubringen. Deshalb haben wir Mitmach- Stationen entwickelt, welche die Neugierde und den Spieltrieb von Großund Klein wecken. Der interaktive Erlebnisweg war geboren – eine Revolution.

AlpspiX (Garmisch-Partenkirchen, DE):

PRONATOUR entwickelt einzigartige, individuelle, maßgeschneiderte Erlebnisse – wie den AlpspiX, das außergewöhnliche Wahrzeichen der Garmisch Classic Erlebniswelt. © Bayerische Zugspitzbahn

Walk of Lyrics – Ischgl (Silvretta Arena, AT):

Die PRONATOUR-Projekte bestechen auch durch ihr Design. Formen und Materialität werden auf die Region, die Zielgruppe und auf die Storyline abgestimmt. © TVB Ischgl – Paznaun

Heute umfasst Ihr Angebot weit mehr als nur Erlebniswege: Zu Ihrem Erlebnisspektrum gehören Aussichtsplattformen, Themenparks, Abenteuerspielplätze, Ausstellungen, Winterinszenierungen und vieles mehr. War PRONATOUR ein Trendsetter?

Christian Lang: Ja, in den 25 Jahren hat sich einiges getan und wir sind stolz, den vorherrschenden Trend im Tourismusgeschehen mitbestimmt zu haben. Die Gäste von heute suchen etwas Nicht-Alltägliches, das sie bleibend berührt. Und dieses Erlebnis wollen wir ihnen bieten.

Werner Stark: Mittlerweile ist unser ganzheitlicher Ansatz zu unserem Markenzeichen geworden. Uns ist es wichtig, ein einzigartiges, stimmiges Gesamterlebnisangebot zu schaffen, das den Gästen nachhaltig in Erinnerung bleibt und sie an die Destination bindet.

Mon(t) Magic – Grandvalira (Canillo, AD):

Eine ganze Sektion des Skigebiets Grandvalira wurde als magische Welt gestaltet, eine eigene Spielgeschichte entwickelt und dazu die Markenarchitektur sowie die Zauberfamilie ausgearbeitet. © Ensisa

Abenteuerspielplatz und Erlebnisweg „Goldener Mann“ (Fiss, AT):

Das Geheimnis des Storytellings bedeutet, Kinder in eine Geschichte eintauchen zu lassen – hier verstärkt durch eine digitale Hörspiel-App. © Fisser Bergbahnen GmbH

Sie haben als „Garagen-Start-up“ begonnen, heute ist PRONATOUR eines der erfolgreichsten Unternehmen für Bergerlebnisse. Was war und ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Christian Lang: Wir entwickeln immer einzigartige, individuelle, maßgeschneiderte Lösungen. Und was die Besucher wirklich begeistert, sind Erlebnisse, die Emotionen wecken.

Bei allen unseren Erlebnisprojekten setzen wir bei der Ideenentwicklung auf eine Storyline, die sich durch sämtliche Module zieht und die Besucher nicht mehr loslässt. Das Wichtigste dabei ist, authentisch zu bleiben. Also Themen aus dem Ort, aus der Region aufzugreifen und spürbar zu machen.

Werner Stark: Der Gast muss der Story immer wieder begegnen. Egal, ob das jetzt ein Thema ist, das immer wieder auftaucht, oder eine richtige Geschichte mit einem Protagonisten, der Abenteuer erlebt und mich mit auf seine Reise nimmt.

Die Story schlägt auch den Bogen zwischen Sommer und Winter. Ziel muss es sein, die Wintergäste auch für den Sommer zu begeistern, und umgekehrt. Dazu muss ich als Ganzjahresdestination auftreten.

Schmidolins Kidsslope – Schmitten (Zell am See, AT):

Wintererlebnisse von PRONATOUR: Die KIDSSLOPE® kombiniert eine modellierte Abenteuerpiste mit einer thematischen Inszenierung. Der Sommer-Spielturm wird im Winter als Durchfahrt genutzt. © Roland Haschka, QParks

Triassic Park (Steinplatte Waidring, AT):

Die Erlebniswelt auf dem versteinerten Korallenriff aus der Trias-Zeit ist das perfekte Ausflugsziel für Familien. Die durchgängige Inszenierung erzählt die Urmeer-Geschichte und kombiniert Indoor- und Outdoor-Erlebnisse. © Triassic Park

Stichwort Saisonen: Ist der derzeitige Wintertourismus ein Auslaufmodell?

Christian Lang: Wir denken, dass der Winter nach wie vor das Zugpferd sein wird, parallel müssen aber alternative Angebote entwickelt werden. Skigebiete müssen so flexibel sein, dass es auch bei wenig oder gar keinem Schnee etwas zu erleben gibt.

Das Weiterdenken des Winterurlaubs bedeutet aber vielleicht auch, dass manche Regionen das Werbeversprechen der verschneiten Winterlandschaft überdenken sollten.

Wir müssen dringend raus aus der jährlichen „Weißes Band auf grüner Wiese“-Story. Der Winterurlaub sollte – vor allem in weniger schneesicheren Regionen – anders konnotiert und trotzdem positiv besetzt werden.

Werner Stark: Wintererlebnisse können auch anders als über tiefverschneite Berge kommuniziert werden. Geselliges Punschtrinken, Kastanienrösten, Wandern bei herrlicher Wintersonne, schöne Winterlandschaften ohne Schnee, Feuerinszenierung und vieles mehr.

Wir müssen auch in den Köpfen der Gäste ein offeneres, vielfältigeres Bild des Winters erzeugen. Und ein nachhaltigeres: Der CO2-Fußabdruck ist im Vergleich zu den Alternativen, wie Flugreisen und Kreuzfahrten, vorbildlich.

Kronberg – Ziplinepark & Märliwelt (Kronberg, CH):

Die Verbindung von Hochseilklettergarten mit Zipline-Parcours bietet ein atemberaubendes Abenteuer. Unter der gewaltigen Kletterkrone breitet sich der Spielplatz aus. © Bergbahnen Sörenberg AG

Spy World – Swiss Skyline (Schilthorn, CH):

Die multimediale Ausstellung zum Dreh des Bond-Films „On Her Majesty´s Secret Service“ ist Erlebnishighlight und Schlechtwetterangebot am Schilthorn-Gipfel. © Schilthornbahn AG

Was sind heute wichtige, innovative Ansätze im Berg-Tourismus?

Christian Lang: Der Bergsommer wird tendenziell länger und das Gästepotenzial wächst. Die kühle Alpenregion wird im Zuge der Klimaerwärmung sicher an Attraktivität noch stark gewinnen.

Gleichzeitig geht die Generation „Boomer“ in Pension – die hat viel Zeit, ist fit und gesund, finanziell gut ausgestattet und sucht die Nebensaison. Wir sehen also einen ganz klaren Trend hin zu einem breit gefächerten Angebot für alle Saisonen, hin zu ganzjährigen Destinationen.

Thrill Walk – Swiss Skyline (Schilthorn, CH):

Aussichtsinszenierungen, wie der Felsensteg am Schilthorn, sind Publikumsmagnet und Marketingzugpferd. PRONATOUR entwickelt die Idee und betreut das Projekt bis zur Fertigstellung. © Schilthornbahn AG

Werner Stark: Der Schlüssel zu allem ist die Diversifikation. Durch Diversifizierung des Angebots, steht die Tourismusdestination nicht nur auf einem Standbein.

Kann jemand neben dem Skibetrieb auch inszenierte, ganzjährige Erlebnisweg bieten? Wintertaugliche Spielplätze, Aussichtshighlights, schneeunabhängige geführte Touren, Nonski-Schneeerlebnisse, abendliche Winterzauber, Lichterinszenierungen oder Indoor-Erlebnisse (von Sauna bis Multimedia-Erlebniswelt)?

Der kann damit nicht nur Schwankungen der Schneelage leichter ausgleichen, sondern hat auch für die immer wichtiger werdende „Sommersaison“ – mit Frühling, Sommer, Herbst – eine attraktive Angebotsbasis.