Fatzer auf Rügen: Filigraner Bau für wuchtige Aussichten

Dank der Expertise des Seilherstellers FATZER krönt eine schwebende Aussichtsplattform das unter Naturschutz stehende Wahrzeichen der deutschen Insel Rügen. Ein Vorbild für Skigebiete?

Lieblich glitzert die Ostsee in der Ferne, während sich unter den Füssen die Wellen rauschend an der Kreideküste brechen. Hoch über dem steinigen Strand erheben sich sodann steil die leuchtend weissen Felsen, die im Hellgrün der üppig belaubten Bäume verschwinden.

Wild, ursprünglich und doch bezaubernd, präsentiert sich das nordöstliche Ende Deutschlands hier am Königsstuhl. Es verwundert nicht, dass sich an diesem Ort ein Nationalparkzentrum etabliert hat, das jedes Jahr durchschnittlich rund 300.000 Besucherinnen und Besucher empfängt.

Ein königlicher Weg für eine kaiserliche Landschaft

Der 118 Meter hohe Königsstuhl ist der grösste Kreidefelsen Deutschlands und das Herzstück des Nationalparkzentrums Jasmund, eines der bedeutendsten des Landes. Er ist umgeben vom seltenen Kliffhangwald der Alten Buchenwälder, die seit 2011 zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen. Das Wahrzeichen der Insel Rügen grenzt direkt an die Ostsee, wobei den Übergang vom Land zum Wasser eine beeindruckende Kreideküste bildet, welche aufgrund der Dynamiken jährlich rund 30 Zentimeter einbüsst. Der Königsstuhl ist ein bedeutender touristischer Treiber für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, welche im Rahmen der Modernisierung des Zentrums über elf Millionen Euro in den Neubau der Plattform investierte. Im ersten Jahr seit der Eröffnung des neuen „Königwegs“ verzeichnete das Zentrum rund 560.000 Besucherinnen und Besucher.

Der „Königsweg“ mit Ausblick

Seit einem Jahr dehnt sich über dem Königsstuhl ein 185 Meter langer ellipsenförmiger Rundweg aus, der das einmalige Naturerlebnis krönt. Der sogenannte „Königsweg“ wird an zwei Tragseilen von einem 42 Meter hohen Abspannmast gehalten und schwebt förmlich über dem Kreidefelsen, auf den er einen seltenen Blickwinkel ermöglicht.

Von oben schaut er aus wie ein Nadelöhr. Unter dem zweieinhalb bis dreieinhalb breiten Pfad liegen 118 Meter Tiefe. Vier Abspannseile stabilisieren den Masten.

Dienstleistung weit übers Seil hinaus

Trotz ihrer Länge von 90 Metern und einer Breite von insgesamt 19 Metern wirkt die seilgezogene Konstruktion filigran. Die Seile dafür stammen aus dem Hause der FATZER AG.

Die Herstellerin spezialisierter Stahlseile beliefert nicht nur Bergbahnen auf der ganzen Welt, sondern bietet auch umfassende Leistungen im Bereich Seilbau an – also überall dort, wo Fassaden, Stadiondächer und Tragwerke, Brücken oder Masten von Seilen getragen oder gehalten werden.

Fatzer

organisierte die Montagearbeiten sowie Verschub und Absenken der Plattform.

Nebst den konfektionierten Seilen umfasste das Dienstleistungspaket von FATZER für den Nationalpark am Königsstuhl planerische und ausführende Leistungen wie Montage-, Hub- und Verschubarbeiten sowie Ingenieurdienstleistungen – namentlich statische Berechnungen, Montagekonzepte und Ablaufpläne.

Eine maßgeschneiderte Lösung, die weit über den Einkauf der Spiralseile hinausgeht, wie Michael Bauer, Projektleiter der FATZER AG, erklärt: „Der Kunde konnte die einzelnen Komponenten unserer Leistungen gemäß seinen spezifischen Anforderungen auswählen.“

Die vollverschlossenen Spiralseile weisen 120 Millimeter resp. 100 Millimeter Durchmesser auf.

Herausragendes Erlebnis, herausfordernde Montage

Der „Skywalk“ über dem Königsstuhl wurde nach zweijähriger Bauzeit im April 2023 eröffnet. Der Ersatz der einstigen Aussichtsplattform, welche direkt auf dem Felsen gelegen hatte, sollte nicht nur Ziele hinsichtlich eines nachhaltigen touristischen Erlebnisses sowie sicheren und barrierefreien Zugangs erfüllen, sondern insbesondere der Bedeutung für die Ökologie und Umweltbildung des Nationalparks Rechnung tragen.

Auf dem barrierefreien Pfad herrscht freie Sicht auf die Landschaft. © Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL

Die sensible Landschaft mit dem markanten Kreidekliff soll entlastet werden, ohne dass es vom Tourismus ausgeschlossen würde.

„Die Anforderungen bezüglich zurückhaltenden Eingriffes, Berücksichtigung von naturschutzrechtlichen Belangen und höchstmöglicher filigraner Optik in Kombination mit geotechnischer und geologischer Standsicherheit waren herausfordernd“, sagt Bauer, „doch unsere langjährige Erfahrung mit seilgezogenen Systemen an exponierten Orten auf der ganzen Welt und in der Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern kommt gerade hier zum Tragen.“

Mark Ehlers

Geschäftsführer Nationalparkzentrum Königsstuhl

„Spektakuläre Aussichten auf Rügens Kreideküste – der Skywalk Königsstuhl begeistert unsere Gäste. Ein sicheres Betreten der traditionellen Aussichtsplattform konnte durch natürliche Erosionsprozesse nicht dauerhaft gewährleistet werden. Deswegen ersetzt seit April 2023 eine freischwebende, an einem 42 Meter hohen Mast aufgehängte Brücke die bisherige Aussicht und eröffnet völlig neue Perspektiven auf die einzigartige Kreideküste. In Deutschlands kleinstem Nationalpark fügt sich das architektonisch anspruchsvolle Bauwerk trotz seiner imposanten Größe harmonisch in die umliegende Natur ein und ermöglicht erstmals den barrierefreien Zugang für alle Menschen.“