Klenkhart & Partner bringen zwei Berge auf Vordermann

Fünf Seilbahnprojekte und eine umfangreiche Beschneiungsanlage umfasst das Engagement von KLENKHART & PARTNER in Oberstdorf. Die Ingenieure heben mit ihrem Masterplan die Skigebiete am Nebelhorn und am Söllereck auf eine neue Stufe der Modernität und Attraktivität.

Mit 4,67 Millionen Übernachtungen pro Jahr ist die Destination Oberstdorf- Kleinwalsertal nach den urbanen Zentren das führende Touristenziel in Deutschland. 1,2 Millionen Ersteintritte im Sommer und 1,1 Millionen Skier Days im Winter zählt die Marke, die zwei Länder, sieben Berge und fünf Gesellschaften unter einem Dach vereint.

Lange Zeit waren die Betreiber mehrere finanzschwache kommunale Unternehmen, die ein jeder für sich werkten. Entsprechend groß war der Investitionsstau. Wenig Beschneiung, schlechte Anbindung und lange Wartezeiten an den Liften waren die Folge.

Ausgangslage

„Mit dem Einstieg von privaten Anteilseignern ging jedoch ein Ruck durch unsere Destination“, berichtet Henrik Volpert, Vorstand der Bergbahnen Oberstdorf- Kleinwalsertal am Informationstag von KLENKHART & PARTNER. Die Ingenieure aus Absam (Tirol) sind verantwortlich für den Masterplan – und damit treibende Kraft hinter der Modernisierung der Destination.

„Vorgabe war und ist, dass jede Ausbaustufe technisch und wirtschaftlich für sich funktionieren muss und die Infrastruktur umweltverträglich und wenn möglich im Bestand saniert wird“, so Magnus Oberleitner, Projektmanager von KLENKHART & PARTNER.

Die neue Pumpstation im Talbereich.

Beschneiungsanlage Söllereck

Am Söllereck, dem Familienberg der Marke Oberstdorf-Kleinwalsertal, realisierten die Planer zusammen mit dem Lieferanten DEMACLENKO eine schlagkräftige Beschneiungsanlage.

„Dazu vergrößerten wir von 2019 bis 2020 den Speicherteich von 22.000 auf 80.000 Kubikmeter und errichteten eine neue Pumpstation im Talbereich unterhalb der Zwischenstation. Sie hat eine Leistung von 320 Litern in der Sekunde“, sagt Christian Weiler, Geschäftsführer von KLENKHART & PARTNER. Dafür sorgen acht Pumpen (3x Vor-, 3x Mitteldruck-, 2x Hochdruckpumpen) und 2.800 Kilowatt Leistung.

6.200 Meter Schneileitungen und 1.900 Meter Entnahme-, Füll- und Grundablassleitungen wurden verlegt. Zudem haben die Monteure 73 Schneischächte installiert. 88 Schneeerzeuger hat die Bergbahn angeschafft, davon 30 Stück des Modells Titan, 42 Stück Ventus und 16 mehrstufige Lanzen, die zehn Meter weit werfen können.

„Damit können 25 Hektar mit Hochdruck innerhalb von 40 Stunden beschneit werden, mit Mitteldruck in zwanzig“, betont Oberleitner.

Die Schattenwangbahn

Zwei Seilbahnen bereits realisiert

Die Schrattenwangbahn ist die erste von fünf Seilbahnen im Masterplan, die realisiert wurde. Sie ersetzt am Söllereck einen Schlepplift und ging als kuppelbare 6er-Sesselbahn von LEITNER 2019 in Betrieb.

Seitdem transportiert sie bis zu 2.000 Personen pro Stunde. 25 Sessel mit Haube und verriegelnden Bügeln werden vollautomatisch in der Bergstation garagiert, in der Talstation spart eine niedere Umlenkstation Platz.

Die Gondelbahn Söllereck in zwei Sektionen ist dem gegenüber ein Kuriosum. Nur 350 Meter liegen zwischen Tal- und Mittelstation, die kurze Sektion löst damit aber das Anbindeproblem vom Parkplatz zum Skigebiet.

Zudem wurde die Verhüttelung des Talbereichs beseitigt. Die zweite Sektion folgt dem Verlauf der alten Bahn. 71 Kabinen sorgen für eine Förderleistung von 2.400 Personen pro Stunde; die Sportgeräte werden in den Kabinen transportiert.

Die Talstation der Nebelhornbahn ist ein Hingucker. Fotos: SI/Surrer

Christian Weiler (r.) präsentiert die realen Ergebnisse des Masterplans.

Zwei Seilbahnen noch geplant

Bereits genehmigt aber noch nicht gebaut ist die Wannenbahn. Die 6er-Sesselbahn im Talbereich des Söllereck soll einen Schlepplift ersetzen und 2.380 Personen pro Stunde befördern. In Planung ist außerdem die Höllwiesbahn: „Der längste Schlepplift Deutschlands soll endlich durch die längste Sesselbahn Deutschlands ersetzt werden“, bekräftigt Volpert.

Die Bergstation der Söllereckbahn.

Prestigeprojekt Nebelhornbahn

Auf der anderen Seite des Tals hat KLENKHART & PARTNER bereits eine Vorzeigeanlage verwirklicht. Die Nebelhornbahn ist das neue Rückgrat des Sport- und Ausflugsberges. Die 2S-Bahn von LEITNER kann in zwei Sektionen je 1.200 Personen pro Stunde pro Richtung transportieren.

Sie ist sowohl im urbanen Umfeld von Oberstdorf, als auch im extrem windigen Bereich unterwegs. „Die Überspannung des Wohngebiets war eine große Herausforderung. Rund 100 Einwände, vorwiegend zu Lärm und Schattenwurf, mussten abgewendet werden“, berichtet Alfred Spötzl, Betriebsleiter der Nebelhornbahn.

Der Bau wurde aufgrund der Corona-Pandemie vorgezogen und während des Betriebs der alten Bahn – auch im Winter – durchgeführt. Die Logistik war schwierig: Vier Ampeln für die enge Baustraße und zwei Materialseil- bahnen waren notwendig, um die großen Kubaturen zu bewältigen.

Das Highlight ist nun die Talstation in aufgeräumter Holz-Glas-Architektur, die einen Gebäudekomplex ersetzt. Die Mittelstation der Vorgängeranlage wurde ertüchtigt und beherbergt die große, vollautomatische Garagierung der 60 Kabinen. Die neue Bergstation wurde an die bestehende Berggastronomie angedockt und besitzt jetzt einen wartungsfreundlichen Kollektorgraben.

„Zur Anbindung der Mittelstation war zudem massiver Pistenbau nötig. Da wir den Aushub für den Lawinenschutz verwenden konnten, erregte die Maßnahme im UVP-Verfahren wenig Aufsehen“, freut sich Weiler abschließend.

Einfahrt Talstation

Zustieg Talstation

Garagierung Zwischenstation