Planen & Bauen, SI 6/2024
SALZMANN: HYBRID AM HAUSER-KAIBLING
Am Anfang der neuen Kaiblinggratbahn im steirischen Skigebiet Hauser-Kaibling stand 2019 eine Entwicklungsstudie der SALZMANN Ingenieure zu den bestehenden 4er-Sesselbahnen (4SB) Quattralpina und Senderbahn.
Die beiden Anlagen führen am Nord- bzw. Südhang den Gipfel hinauf und treffen sich dort. Außerdem wurde die Situation der Zubringerbahn 8EUB Hauser-Kaibling genau analysiert. Aus dieser strategisch wichtigen Lage ergeben sich dementsprechend hohe Fahrgastfrequenzen.
Diese führen beim Zutritt zu langen Wartezeiten und beim Ausstieg zu Menschenansammlungen und unübersichtlichen Kreuzungen im aktuell beengten und ebenen Gratbereich.
Des Weiteren stellen die aktuellen Sesselbahnen keine zeitgemäße Fußgängerbeförderung dar und sind somit ein Hemmnis im Sommertourismus. Die Entwicklungsstudie fokussierte sich zunächst auf die Verstärkung und Verlängerung der Zubringeranlage, wie Stephan Salzmann, Geschäftsführer des Seilbahnplanungsbüros, berichtet:
„Die laufende Auswertung der Erstzutritte und Frequenzen haben dann aber gezeigt, dass der Verstärkung der Wiederholer und der Verbindung in Richtung Schladming eine höhere Priorität einzuräumen sind.“
Hybrid aus Sessel- und Kabinenbahn
Aus diesem Grund erarbeiteten die Ingenieure zwei Projekte aus: Die 8er-Sesselbahn Kaiblinggrat (8SB) als Ersatz für die 4er-Sesselbahn Quattralpina und die 10er-Kabinenanlage Senderbahn als Ersatz für den gleichnamigen Sessellift.
Mit der 8SB Kaiblinggrat wird nun heuer für die 4er-Sesselbahn der erste Schritt umgesetzt. Das Projekt weist neben der hohen Förderleistung eine Besonderheit auf: Um für die Zukunft im Sommerbetrieb flexibel, leistungstark und komfortabel zu sein, wurde die Anlage so konzipiert, dass sie wahlweise (nicht in Kombination) als 8SB oder als 10EUB betrieben werden kann.
Stephan Salzmann
Generalplaner der Kaiblinggratbahn und Geschäftsführer von SALZMANN INGENIEURE
„Bei der Kaiblinggratbahn fokussierten wir uns besonders auf das Kostenmanagement. Wir haben vom Planungsstart weg die Errichtungskosten gemäß ÖNORM B1801-1 erhoben und aktualisiert. So war es für den Auftraggeber vom Planungsbeginn an klar, wo wir mit den Kosten stehen und ob wir noch im Budget liegen. Kostenüberschreitungen in einem Gewerk konnten durch Reduktionen in anderen Gewerken aufgefangen werden. Mit diesem stringenten Kostenmanagement haben wir seit einigen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Maximale Förderleistung im Winter
„Wir nennen das Hybridbahn“, erläutert Simon Stöckler, Projektleiter im Ingenieurbüro SALZMANN. Im Winter dient die Bahn hauptsächlich als Wiederholeranlage und Verbindungsbahn.
Jeder Gast, der in Haus in die 4-Berge-Skischaukel einsteigt und zu den weiteren drei Skibergen im Westen möchte, muss diese Anlage nutzen. Die Analyse der Wartezeiten ergab eine benötigte Förderleistung von 3.600 Personen pro Stunde „Der Gast wünscht heutzutage einen gewissen Ein- und Ausstiegskomfort.
Deshalb kommt im Winter nur eine kuppelbare Sesselbahn in Frage“, so Salzmann. Im Sommer ist dagegen die Kabinenbahn das System der Wahl. Mit ihr kommen Fußgänger sicher und komfortabler ans Ziel als mit den Sesseln.
Die Bergstation ist Startpunkt für Wanderungen, Hüttenbesuche und Downhill Disc Golf, die Analyse ergab den Bedarf für eine Förderleistung von 1.100 Personen pro Stunde.
Situierung nahe des Bestandes
Die Talstation ist circa 170 Meter östlich der Bergstation 8EUB Hauser-Kaibling situiert – im Bereich der bestehenden Talstation der 4SB Quattralpina. Das Einstiegsniveau liegt auf 1.409 Metern, der Pistenanschluss ist nordwestseitig angeordnet.
Die Bergstation befindet sich im Bereich der bestehenden Bergstation der 4SB Quattralpina. Das vom jeweiligen System (Sessel oder Kabine) abhängige Ausstiegsniveau gewährleistet einen komfortablen Ausstieg für Skifahrer und Fußgänger.
„Das verbessert im weiteren Verlauf die Anbindung an die bestehenden Pisten erheblich“, betont Stöckler. So wurde die Station um circa 7,5 Meter verschoben und angehoben, was die Gesamtsituation im Gratbereich entzerrt, die Verkehrsströme trennt und die Abfahrtsbereiche deutlich komfortabler gestaltet.
Auch im Bereich der Talstation wurden die Pisten stark verbreitert und die Zufahrtsituation entschärft.
Projektleiter
Projektleiter Hauser Kaibling: Thomas Pichler,
Projektleiter Salzmann Ingenieure: Simon Stöckler, Stephan Salzmann (von links nach rechts)
Die technischen Details
Die Bahn ist rund 1,3 Kilometer lang und hat 14 Stützen, ihre 68 Sessel oder 19 Kabinen überwinden 454 Höhenmeter. Der Direktantrieb ist in der Bergstation angeordnet und als Brückenantrieb im Stationsgerüst untergebracht.
Die hydraulische Förderseilabspannung befindet sich in der Talstation. In beiden Stationen ist ein Nachsetzen zusätzlich möglich. In der Talstation befindet sich die seilbahntechnische Einrichtung ebenfalls im Stationsgerüst.
Für die Anlage kommt das Pininfarina-Design von LEITNER zur Ausführung. Die Fahrzeuge werden in der Talstation in einem Sessel- bzw. Kabinenbahnhof angrenzend an die Seilbahnhalle garagiert.
Der Bahnhof für die Sessel wird als Schleifengleis ausgeführt und für die Kabinen wird ein zusätzliches Stichgleis vorgesehen. Der Garagierungsvorgang erfolgt automatisiert, der Bedienstete hat nur eine Überwachungsfunktion.
Technische Daten:
Kaiblinggratbahn
System | 8SB I 10EUB |
Antrieb | Bergstation |
Förderseilabspannung | Talstation |
Auffahrtseite | Links |
Bergbeförderung | 100 % |
Talbeförderung Sessel/Kabine | 100 % |
Talstation | 1.409 m |
Bergstation | 1.864 m |
Höhenunterschied | 454 m |
Horizontale Bahnlänge | 1.368 m |
Schräge Bahnlänge | 1.441 m |
Fahrgeschwindigkeit | 6 m/s |
Anzahl Stützen | 14 |
Förderleistung | 3.600 | 1.100 P/h |
Folgezeit s | 8,00 | 32,73 s |
Wagenabstand | 48,00 | 196,36 m |
Anzahl Fahrzeuge | 68 | 19 |
Max. Leistung Betrieb ca. | 704 | 419 kW |
Max. Leistung Anfahren ca. | 865 | 517 kW |
Anlage & Steuerung | LEITNER |
Seil | TEUFELBERGER |