Speicherteich im Rohrtunnel

Aktuell realisiert das Ingenieurbüro KLENKHART & PARTNER den Speicherteich Gamsgarten II am Stubaier Gletscher. Außergewöhnlich ist nicht nur dessen Größe, sondern auch ein mehr als 90 Meter langer Kollektorgang von der Pumpstation zur Entnahmestelle in der Seemitte.

Mit Schneegarantie von Oktober bis Juni wirbt der Stubaier Gletscher. Das größte Gletscherskigebiet Österreichs erschließt mit seinen 25 Seilbahnen 104 Kilometer Pisten.

Damit der Schnee auch in Zukunft garantiert werden kann, investiert die Bergbahn massiv in die Beschneiung – und hat sich mit dem Ingenieurbüro KLENKHART & PARTNER kompetente Planung und Beratung auf den Gletscher geholt.

Davon konnten sich rund 100 Teilnehmer aus der Branche bei einer Exkursion selbst überzeugen, zu der KLENKHART & PARTNER eingeladen hat. Solch ein Kundenevent findet seit 25 Jahren nahezu jährlich statt.

Ausgangslage

Aktuell stehen am Stubaier Gletscher 200 Hektar präparierte Pistenfläche zur Verfügung, davon werden 38 Hektar technisch beschneit. Derzeit wird die Beschneiungsanlage am Gletscher aus drei Speicherteichen versorgt. Die Kapazität beträgt 132.500 Kubikmeter, Teile der Schneianlage bestehen seit 1988.

Das Projekt

Um das Alleinstellungsmerkmal des Skigebiets – Schneesicherheit von Oktober bis Juni – zu sichern, wird die bestehende Beschneiungsanlage modernisiert, in ihrer Schlagkraft ausgebaut und verbessert.

„Ziel ist der Ausbau der Beschneiungsfläche auf 60 Hektar“, sagt Manfred Salcher, Projektleiter bei KLENKHART & PARTNER.

Zentral dafür ist der Bau des Speicherteichs Gamsgarten II, mit einem Volumen von 308.000 Kubikmetern. Das Gesamtspeichervolumen aller Speicherteiche vergrößert sich damit auf insgesamt 440.000 Kubikmeter.

Dazu wird eine neue Pumpstation am Speicherteich er-richtet, die in Zukunft auch den bestehenden Speicherteich Gamsgarten I bedient. „Zudem wird das Schneileitungsnetz erweitert – inklusive zusätzlicher Druckerhöhungsanlagen“, so Salcher.

Mit 390.000 Kubikmetern war der Speicherteich Gamsgarten II ursprünglich noch deutlich größer geplant, als er jetzt realisiert wurde. Doch im UVP-Verfahren wurde deutlich, dass 308.000 Kubikmeter genügen müssen.

„Von 2018 bis 2022 dauerte der Genehmigungsprozess – mehrmalige Einwände des Landesumweltanwalts und die Einbindung der Staubeckenkommission inklusive“, umreißt Salcher die bürokratischen Herausforderungen des Projekts.

Doch Ausdauer und Geduld waren mit Erfolg gekrönt: Seit Sommer 2022 laufen die Bauarbeiten, mit der Fertigstellung wird im Sommer 2023 gerechnet.

Besonderheit Kollektorgang

Neben der Größe des Speicherteichs ist vor allem der Kollektorgang zwischen der zweigeschossigen Pumpstation und dem Entnahmebauwerk im Speichersee bemerkenswert.

„Der 90 Meter lange Tunnel erlaubt es, die zahlreichen Leitungen schnell und einfach zu kontrollieren. Bei der klassischen Bauweise sind die Rohre dagegen im Erdreich verschüttet und nicht mehr zugänglich“, betont Christian Weiler, Geschäftsführer von KLENKHART & PARTNER.

Da man viel Hangwasser vermutet, ist der Speichersee doppelt abgedichtet, entsprechende Rohre werden zusammen mit den Entnahmeleitungen und den Kontrolldrainagen durch den Kollektorgang geführt.

90 Meter langer Rohrtunnel Fotos: SI/Surrer

Entnahmebauwerk in der Seemitte

Technische Daten:

Speicherteich „Gamsgarten II“

Gesamtinhalt bei Stauziel ca. 308.000 m³
Wasserfläche bei Vollstau ca. 28.800 m²
Dammkrone (Höhe) 2.663 m ü.A.
Kronenlänge 675 m
Stauziel 2.661 m ü.A.
Maximale Stauhöhe 21 m
Maximale Dammhöhe ca. 28 m
Größte Basisbreite des Dammes ca. 98 m
Länge des Rohrkollektors ca. 93 m
Entnahmeleitungen 2 Stk. DN600
Leistung der Pumpstation

– davon Pumpleistung

1.050 l/s

750 l/s

Becken in der Pumpstation dienen neben der Nutzung des Wassers auch zu deren Rückführung in den See. Dessen Aushub wird für den Pistenbau verwendet.

Zusammengefasst ist Gamsgarten II eine starke Referenz.

Oder wie es Weiler formuliert: „Heuer taten wir uns leicht mit der Wahl des Exkursionsziels!“