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Seilbahn & Technik, SI 1/2025, Wartung & Service
100 Jahre Kissling AG: Die Revolution mit Getrieben
Getriebe weiterentwickeln, aber auch komplett neu denken – diesen Anspruch formuliert die KISSLING AG seit Jahren in ihrem Slogan „Revolution with gears“. Heuer feiert das Schweizer Unternehmen sein 100-Jähriges Bestehen.
Die Firma mit Sitz in Bachenbülach bei Zürich kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Werte wie Präzision, Qualität, Innovation und Kundenorientierung halfen durch Krisen und führten zu neuen Höhen. Ein Überblick.
1925-1934: Die Anfänge in Seebach
Mit der Firma „A. Glutz & Co.“, die Zahnräder und Widerstands- Schweissmaschinen herstellte, nahm 1925 alles seinen Lauf. In den 1930er-Jahren – während der Weltwirtschaftskrise – schrumpfte die Firma stark, doch Glutz hielt durch.
Leander Kissling, damals Leiter des Regensdorfer Betriebs der Robert Aebi AG, erkannte das Potenzial von Industriegetrieben, insbesondere Stufenschaltgetrieben. Als die wirtschaftliche Situation bei Aebi sich verschlechterte, trat Kissling 1934 bei A. Glutz & Co. als Teilhaber ein.
![Kissling-Martin](https://www.simagazin.com/wp-content/uploads/2025/02/Kissling-Martin.jpg)
Martin Kissling
CEO und Inhaber der KISSLING AG
„Die Geschichte der KISSLING AG zeigt, wie Innovationskraft, Anpassungsfähigkeit und der Wille, auch schwierige Zeiten zu überstehen, ein Unternehmen prägen können. Von bescheidenen Anfängen bis hin zu einem international bekannten Namen in der Getriebetechnik – die KISSLING AG ist ein Beispiel für Schweizer Ingenieurskunst und Unternehmergeist.“
1934-1943: „Glutz-Getriebe“ als innovative Marke
Kissling brachte frischen Wind in die Firma. Innerhalb von vier Monaten entwickelte er Getriebereihen für Planeten- und Stirnradgetriebe sowie Stufenschaltgetriebe. Diese waren besonders in der Krisenzeit erfolgreich, da viele Werkstätten ihre Riemenantriebe auf Einzelantriebe umstellten.
Ab 1938 führte die Firma standardisierte Übersetzungen ein, was Preise und Lieferzeiten verbesserte. Diese Innovationen machten die „Glutz-Getriebe“ in der Schweiz bekannt.
1943-1980: KISSLING AG als Player der Seilbahnbranche
1943 übernahm Leander Kissling die Firma und benannte sie in „L. Kissling & Co.“ um. Unter seiner Leitung wurden neue Technologien wie einsatzgehärtete und flankengeschliffene Zahnräder eingeführt.
KISSLING war damit eine der ersten Firmen in Europa, die solche Getriebe serienmäßig produzierten. Die 1950er- und 60er-Jahre brachten rasches Wachstum. Neue Getriebetypen und Spezialanfertigungen wurden entwickelt, darunter Getriebe für Skilifte und Seilbahnen.
Der Erfolg auf diesem Gebiet führte zu einer starken Nachfrage, und Seilbahngetriebe wurden zu einem wichtigen Umsatzträger. 1980 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und das Aktienkapital wurde innerhalb der Familie aufgeteilt.
Viel auf Lager:
Das gut ausgestattete Lager in Bachenbülach bei Zürich stellt sicher, dass Getrieberevisionen bei KISSLING rasch erfolgen können.
1981-1999: POMA-Lieferant, Softwarelabor – und die Krise
Die 1980er- und 90er-Jahre waren geprägt vom Wachstum, aber auch von Herausforderungen. KISSLING wurde zum Exklusivlieferanten von POMA, einem führenden Seilbahnhersteller, und führte innovative Softwarelösungen wie KISSsoft ein, die später als eigenständige Firma ausgegliedert wurde.
Eine langanhaltende Rezession brachte die KISSLING AG in eine herausfordernde wirtschaftliche Lage. Erst gegen Ende der 1990er-Jahre gelang es dem Unternehmen durch einen erfolgreichen Turnaround wieder auf Kurs zu kommen.
In dieser Zeit traf die Familie Kissling eine wegweisende Entscheidung: Die Fertigung von Zahnrädern und Wellen wurde ausgelagert und an ausgewählte Dritthersteller vergeben, die den hohen Qualitätsstandards der KISSLING AG gerecht wurden.
Diese strategische Neuausrichtung erwies sich als eine der besten Ideen seit Langem und legte den Grundstein für eine nachhaltige Erholung und zukünftiges Wachstum.
Im Herzen der Schweiz
Seit 2009 sitzt KISSLING in Bachenbülach bei Zürich.
2000er-Jahre: Vergnügungsparks, US-Markt und ASTRO
Nach erfolgreichen Restrukturierungen erholte sich die Firma und fand wieder auf einen Wachstumskurs. Doch immer wieder neue wirtschaftliche Herausforderungen verlangten Flexibilität und Mut, um sich am Markt zu behaupten.
So fanden die Qualität und Zuverlässigkeit der KISSLINGGetriebe neue Anwendungsbereiche. Renommierte Vergnügungsparks weltweit entschieden sich für KISSLING-Produkte, um ihren Gästen sichere und reibungslose Erlebnisse zu bieten.
Die Expansion nach Nordamerika wurde durch die Zusammenarbeit mit ARTEC vorangetrieben. Mit einem starken Partner an der Seite etablierte sich KISSLING auch auf diesem Markt und erschloss neue Kundenkreise.
2006 führte KISSLING die ASTRO-Getriebe ein – eine bahnbrechende Entwicklung, die speziell auf hohe Präzision und Belastbarkeit ausgelegt ist und den technologischen Vorsprung des Unternehmens weiter stärkte. 2009 der nächste wichtige Schritt: Der Umzug nach Bachenbülach.
Am neuen Standort wurde die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt, mit moderner Infrastruktur und erweiterten Produktionskapazitäten.
![Siegfried-Roman](https://www.simagazin.com/wp-content/uploads/2025/02/Siegfried-Roman.jpg)
Roman Siegfried
Leiter Verkauf & Marketing KISSLING AG
„Seit 2012 ist Martin Kissling der alleinige Inhaber der Kissling AG. Mit seinem visionären Ansatz brachte er frischen Wind in unser Unternehmen und leitete eine umfassende Umstrukturierung ein, die bis heute maßgeblich zum Erfolg der Firma beiträgt. Bis heute setzt er mit Weitsicht und einem starken Fokus auf Wachstum und Qualität neue Impulse, die das Unternehmen nachhaltig prägen und stärken.“
2012-2015: Neue Struktur, neue Getriebe
Seit 2012 ist Martin Kissling der alleinige Inhaber der KISSLING AG. Unter seiner Führung wurden strategische Entscheidungen getroffen, die auf eine Modernisierung der Unternehmensstruktur und eine Effizienzsteigerung in den Abläufen abzielten.
Die Entwicklung neuer Produkte, wie etwa der erfolgreichen Sirius-Reihe, und die Erschließung zusätzlicher Märkte standen im Zentrum seiner Strategie. Martin Kissling legte besonderen Wert darauf, die Kundenorientierung und die Innovationskraft des Unternehmens zu stärken. Sein Ansatz hat es der KISSLING AG ermöglicht, sich in einem wettbewerbsintensiven Markt als verlässlicher und zukunftsorientierter Partner zu positionieren.
Ein Beispiel dafür ist das 2013 lancierte Wega490. Mit diesem Produkt brachte KISSLING ein doppelkonisches Planetengetriebe auf den Markt, das sich durch seine hohe Drehzahl von 10.000 U/min auszeichnet und in verschiedenen Hightech-Anwendungen eingesetzt wird.
2014 folgte sogleich das Sirius-CS 125. Das Star-Planetengetriebe setzte mit 400 kW bei 20.000 U/ min. neue Maßstäbe in der Getriebetechnik und bewies erneut die Stärke von KISSLING in anspruchsvollen Anwendungen.
Werte prägen:
Werte wie Präzision, Qualität, Innovation und Kundenorientierung halfen KISSLING durch Krisen und führten zu neuen Höhen.
2015-2021: Neue Zertifikate, neue Technik…
2016 erhielt KISSLING die Umweltzertifizierung ISO 14001 und die Arbeitssicherheits-Zertifizierung OHSAS 18001. Diese Auszeichnungen unterstrichen das Engagement des Unternehmens für Nachhaltigkeit und sichere Arbeitsbedingungen.
2017 war schließlich ein wichtiges Jahr für die Seilbahnbranche: Mit der Entwicklung der neuen, kompakten und kleinen SKP-Kabinenbahn- Getriebe eröffnete KISSLING neue Möglichkeiten im Bereich der Seilbahntechnik und überzeugte Bergbahner mit innovativen Lösungen.
Auch in anderen Branchen tat sich viel: So präsentierte KISSLING 2018 ein neues Konzept für ein Turbogetriebe, das speziell für Prüfstände entwickelt wurde und beeindruckende 65‘000 U/min erreicht.
..und neue Partner
Schließlich konnte KISSLING 2019 mit LONE WOLF einen bedeutenden Partner in den USA gewinnen. Dieser Schritt markierte einen weiteren Meilenstein in der Internationalisierung des Unternehmens und stärkte die Präsenz von KISSLING auf dem nordamerikanischen Markt erheblich.
2020 wurde das SKP-Kabinenbahn-Getriebe erfolgreich in China eingeführt, was zu einem Umsatz von über einer Million Schweizer Franken führte und den internationalen Erfolg von KISSLING untermauerte.
Die Zusammenarbeit mit CRYOSTAR markierte 2021 einen weiteren wichtigen Erfolg. KISSLING wurde als Schlüssellieferant anerkannt und stärkte seine Position in strategischen Partnerschaften.
Kunde im Fokus
In den Jahren 2022 bis 2024 setzte KISSLING eine neue Strategie um, die darauf abzielte, noch näher am Markt und den Bedürfnissen der Kunden zu sein.
2022– heute: Näher am Markt, Endkunde im Fokus
In den Jahren 2022 bis 2024 setzte KISSLING eine neue Strategie um, die darauf abzielte, noch näher am Markt und den Bedürfnissen der Kunden zu sein. Der Fokus lag auf der verstärkten direkten Zusammenarbeit mit Endkunden, um spezifische Anforderungen besser zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.
Es wurden deutlich mehr Kundentermine vor Ort durchgeführt, um persönliche Beziehungen zu pflegen und schneller auf individuelle Wünsche reagieren zu können. Diese Strategie ermöglichte nicht nur eine erhöhte Kundenzufriedenheit, sondern auch eine Steigerung des Marktanteils in verschiedenen Branchen.
Mit der Entwicklung des Sirius CS-175 setzte KISSLING erneut technologische Maßstäbe. Dieses Getriebe erreicht eine beeindruckende Leistung von 1,4 MW und beweist die Innovationskraft des Unternehmens. In den Jahren 2022 bis 2024 wurde zudem die Sirius-Reihe gezielt weiterentwickelt, um ein starkes zweites Standbein für das Unternehmen zu schaffen.
Aufbauend auf dem Erfolg des Sirius CS-175 mit 1,4 MW Leistung investierte KISSLING in neue Technologien und verbesserte Produktionsprozesse, um die Sirius-Serie noch vielseitiger und leistungsstärker zu machen. Ganz nach dem Motto: Getriebe weiterentwickeln, aber auch komplett neu denken.
Oder wie es KISSLING formuliert: „Revolution with gears!“