Seilbahn & Technik, SI 2/2022
Bike Cab: Komfortsteigerung für Gäste und Betreiber
Nicht nur im Winter tummeln sich viele Sportbegeisterte auf den Bergen. Auch der Sommerurlaub wird immer häufiger im Alpenraum verbracht.
Mit dem Bike Cab von DOPPELMAYR soll künftig der Biketransport mit Gondelbahnen komfortabler, schneller und einfacher erfolgen. Bisher bot der Weltmarktührer im Seilbahnbau Transportlösungen für Sessel- und Schlepplifte.
In Gondelbahnen war die Bike-Mitnahme zwar ebenfalls möglich, die bestehenden Lösungen bringen jedoch Einschränkungen hinsichtlich Komfort und Förderleistung der Seilbahn mit sich.
„Wir haben in Sölden bisher eine der Sitzbänke hochgeklappt und einen Radständer in die Kabine gestellt. So konnten pro Gehänge zwei Bikes mit auf den Berg gebracht werden. Doch dabei kam es zu einer erhöhten Verschmutzung und die Förderkapazität war stark eingeschränkt. Zusätzlich hatten die Gäste mit den Rädern in der Kabine nicht viel Platz“, beschreibt Lukas Reinstadler, Betriebsleiter in Sölden, die bisherige Situation.
Mit der Bike Cab-Lösung erhalten die Zweiräder nun ein eigenes Transportfahrzeug. Diese Innovation bedeutet auch für die Betreiber eine deutliche Erleichterung und mehr Komfort für den Fahrgast.
LUKAS REINSTADLER
LUKAS REINSTADLER
Betriebsleiter Bergbahnen Sölden
Betriebsleiter Bergbahnen Sölden
„Wir haben schon mehrmals mit DOPPELMAYR zusammengearbeitet, wenn es um ganz neue Projektideen gegangen ist. Die Zusammenarbeit war dabei immer ausgezeichnet. Wir führen einen sehr offenen und ehrlichen Austausch. Das ist am Ende auch der Grundstein für eine gute und lange Kooperation. “
Wie kam es dazu?
DOPPELMAYR trat weltweit mit Bike-Destinationen in den Austausch. Während der Gespräche entstand auch eine enge Zusammenarbeit mit Sölden.
Mit ihrer Bike Republic Sölden zählt die Destination zu einem der Big Player in der Bike Szene und hatte so selbstverständlich von Anfang an großes Interesse an der neuen Lösung.
„Als uns die Idee vorgestellt wurde, war für uns sofort klar – das wollen wir haben. Von da an waren wir ständig im Austausch mit DOPPELMAYR und konnten so gleich von Beginn an auch die Betreibersicht stark einfließen lassen“, so Lukas Reinstadler.
Es wurden gemeinsam Themen wie Führung der Gästeströme und die Be- und Entladekonzepte behandelt.
Transport ohne Komfortverlust
„Es brauchte eine Lösung bei der mehr Bikes auf einmal transportiert wer- den können und zwar ohne Komfortverlust des Gastes. Außerdem sollte der Beladevorgang ohne das Betriebspersonal möglich sein. Diese Dauerbelastung wäre für unsere Mitarbeiter einfach nicht zumutbar gewesen,“ erklärt er weiter.
Seit dem Herbst letzten Jahres befinden sich fünf Bike Cabs in Sölden an der Rotkogelbahn. Gemeinsam mit der Bike Republic Sölden wurden bereits 2021 erste Praxistests durchgeführt. Bevor im Juni 2022 das weltweit erste Bike Cab offiziell den Betrieb aufnimmt.
Technische Daten:
Bike Cab
Bike Cab
Max. Nutzlast | 200 kg (8 Räder a 25kg) |
Max. Reifendurchmesser | 24-29 Zoll |
Max Reifenbreite | 120 mm |
Eigengewicht | 575 kg |
Länge in Betrieb | 2.650 m |
Länge im Parksystem | 1.835 m |
Erlaubte Schmutzfänger | MarshGuard |
Wie funktioniert es?
Aufhängung und Kuppelklemme des Bike Cabs sind identisch mit jenen der Kabinen für den Personentransport. Weshalb auch bestehende Bahnen einfach mit dem System ausgestattet werden können.
Auch die ausgewählte Testbahn in Sölden war bereits vor dem Bike Cab in Betrieb.
„Die Anlagenverhältnisse unserer Rotkogelbahn waren ideal. Wir haben einen großen Bahnhof in der Talstation, wo die Bike Cabs ohne zusätzlichen Aufwand auf ihren Einsatz warten. Auch an der Seilbahn selbst mussten keine wirklichen Umbauarbeiten durchgeführt werden.“
Lediglich die Installation von zwei zusätzlichen Haltekupplungen (damit das Bike Cab am Berg auf die nächste Kabine wartet und so stressfrei ausgeladen werden kann) und Zahnradführungen in den Stationsbögen (zum Drehen der Bike Halterungen in der Mitte der Kabine) waren nötig.
Bikehalterung wird gedreht
Durch die automatische Drehung der Halterung können acht Bikes nacheinander eingehängt werden. Markierungen am Stationsboden zeigen an, wo der Gast stehen muss, um das Bike schnellstmöglich verstauen zu können.
Beim Verlassen der Talstation wird die Bikehalterung so weit gedreht, dass das Bike, welches zuerst eingeladen wurde, oben auch wieder als erstes ausgeladen werden kann.
Jeder Biker weiß also bereits beim Einsteigen, an welcher Position er sein Sportgerät entladen kann. In der Bergstation haben die Gäste dadurch – und weil das Bike Cab mehrere Sekunden stehen bleibt – mehr als genügend Zeit, um ihre Bikes wieder zu entnehmen.
Was müssen Gäste beachten?
Da ein solches System bisher weltweit in Sölden einzigartig ist, bekommt der Besucher vor der Station alle nötigen Informationen zum Bike Transport.
„Wir haben auch eine Halterung aufgestellt, damit Gäste das System vorher testen können. Es wird auch eine Schablone installiert, die zeigt wie groß ein Bike maximal sein darf, damit es mit dem Bike Cab transportiert werden kann. Auf den Berg bekommen wir aber sicher nahezu jeden Radtypen“, berichtet Lukas Reinstadler lachend.