Seilbahn & Technik, SI 6/2021
Fatzer Truscan – Sicherheit. Bedingungslos
Förder- und Zugseile zählen bei Seilbahnen zu den nicht redundanten Bauteilen, deren Zuverlässigkeit entscheidend für die Sicherheit und Verfügbarkeit des gesamten Systems ist. Das innovative MI-Prüfgerät TRUscan von FATZER sagt mit einer Kombination aus berührungsloser Längenmessung und Drahtbrucherkennung die Ablegereife des Seils präzise voraus.
Funktionsweise
TRUscan arbeitet nach dem magnetinduktiven Messprinzip, bei dem eine Prüfspule das magnetische Streufeld des Seils aufzeichnet und so einen Einblick in das Innenleben eines laufenden Seils ermöglicht. Die Drahtbrüche werden auf den Millimeter genau detektiert und automatisch in eine Schadstellenliste ausgegeben.
„Dabei wird mit dem Sensor TRUspeed die Geschwindigkeit und die zurückgelegte Seilstrecke gemessen. Die Seilprüfung kann im laufenden Betrieb bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde erfolgen“, sagt Philippe Bieri, Projektleiter Verkauf.
Die Bahn muss für die Prüfung nicht angehalten werden. „Das ist besonders für urbane Seilbahnen wichtig, die täglich lange fahren und nur in der Nacht Zeit für die Wartung haben. Aber der kurze nächtliche Betriebsunterbruch ist für die bekanntlich sehr aufwendige und zeitraubende visuelle Prüfung nicht ausreichend und außerdem auf Dauer kaum tragbar“, so Bieri.
Mit dem TRUscan können Förderseile bis zu einem Durchmesser von 64 Millimetern berührungslos auf Drahtbrüche untersucht werden.
Vorteile
Im Wesentlichen hat TRUscan zwei große Vorteile, wie Michael Hanimann, CTO von FATZER, betont: „Erstens weiß der Betreiber jederzeit über den Zustand seines Seils Bescheid. Das beruhigt etwa nach einem Gewitter das Gewissen eines jeden Betriebsleiters.
Zweitens sieht der Kunde die Prognose für sein Seil. So kann er Ausfälle und Stillstände vermeiden – Stichwort Predictive Maintenance.“ Denn bei den derzeitigen Engpässen an Stahl muss man bis zu einem halben Jahr auf ein neues Seilbahnseil warten.
„Es gibt also keine bösen Überraschungen bei der Lebensdauer des Seils. TRUscan zählt jeden Biegewechsel und jeden Seilumlauf – und dokumentiert so die Entwicklung der Drahtbrüche über die Zeit“, berichtet Oliver Reinelt. Der Seilprüfspezialist ist vor acht Jahren vom weltweit anerkannten Prüfinstitut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart (IFT) zu FATZER gewechselt und hat das Prüfgerät maßgeblich mitentwickelt.
In zahlreichen Langzeittests wurden die Messergebnis- se mit den realen, optisch erkannten Beobachtungen verglichen und eine Übereinstimmung nachgewiesen. „Jeder Drahtbruch bekommt mit TRUscan eine eigene Identität und behält diese das ganze Seilleben lang“, bringt Reinelt die große Innovation auf den Punkt.
Messung vor Ort
Das Gehäuse des Prüfgeräts entspricht dem IP64- Standard und erlaubt somit auch den Einsatz bei großer Kälte oder salzhaltiger und feuchter Luft, z.B. bei Seilbahnen in Meeresnähe.
Generell ist TRUscan eine Stand-Alone-Lösung, die unabhängig vom Seilbahnbauer funktioniert. Sie wird nach der Umlenkscheibe ausgangsseitig montiert – gemeinsam mit den weiteren Modulen TRUspeed und TRUcom. Das Prüfsystem muss nicht unterhalten werden, lediglich die Position wird mit einer Schablone hin und wieder nachjustiert.
Das Auslösen einer Messung kann manuell vor Ort erfolgen – oder per Fernzugriff durch den Seilbahnbetreiber. Das Unternehmen empfiehlt die automatisierte Messung in vorher definierten Intervallen (täglich/wöchentlich/monatlich): „Je häufiger die Messung erfolgt, desto genauer ist unsere Prognose“, betont Bieri.
Dabei werden die gefahrenen Seilmeter, die Positionen und Anzahl der Drahtbrüche in einer Mess-Datei erfasst und durch das Modul TRUcom per Internet oder drahtlos via 2/3/4G auf einem zentralen Server abgelegt und dort automatisch verarbeitet.
KUNDENNUTZEN
KUNDENNUTZEN
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Auswertung von fern
Die analysierten Messdaten können mit TRUscan spätestens eine Stunde nach Ende des Prüfvorgangs bequem per Fernzugriff über das webbasierte Kundenportal myfatzer.com abgerufen werden. Somit kann das Seil nach außerordentlichen Ereignissen selbständig durch den Betreiber innerhalb von ein bis drei Stunden einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden.
Ein speziell für diese Anwendung programmierter Algorithmus konvertiert alle Messdaten in ein einfach verständliches Diagramm, aus welchem die Drahtbruchentwicklung sowie die approximative Ablegereife des Seiles hervorgeht.
Revisionsarbeiten wie z.B. die Spleiss-Sanierung lassen sich somit genau anhand der effektiven Betriebsdaten vorhersagen, die Stillstandzeiten der Seilbahn werden minimiert und die Lebensdauer der Seilschleife maximiert.
„Das Dashboard mit den Berichten zum Download gibt es bereits in sieben Sprachen“, freut sich Bieri. Der Kunde benötigt keine eigene Software, sondern lediglich einen Internetzugang.
Die Dokumentation umfasst einerseits eine kurze, visuell aufbereitete und verständliche Zusammenfassung des aktuellen Seilzustands. Andererseits gibt es detaillierte Berichte mit dem vollständigen Messschrift, falls der Nutzer ins Detail gehen will.
„Akkreditierte Prüfungen sind ebenfalls möglich. Dazu senden wir den Messschrieb für den Kunden zur Prüfstelle“, fügt Hanimann hinzu.
Fazit
Mit TRUscan erweitern die Spezialisten von FATZER in Zusammenarbeit mit dem Prüfinstitut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart (IFT), ihr Dienstleistungsangebot entscheidend.
Das Seilprüfgerät reiht sich nahtlos ein in das kundenorientierte Leistungsportfolio, das nicht nur die Produktion von Litzenseilen und voll verschlossenen Tragseilen umfasst, sondern auch das Spleißen, die Pflege, die Wartung und die Instandsetzung von Eigen- und Fremdseilen.
Mit TRUscan heißt es ab sofort: Seile prüfen – sich sicher fühlen!