Seilbahn & Technik, SI CH/22
Jakob Rope Systems: Neues Skiliftseil für Kleinskilifte
Kleinskilifte leisten wertvolle Arbeit an Übungshängen für den sicheren Aufstieg der Skianfänger. An Geländekuppen kommen sie als Verbindungslift und Zubringer zu Hauptseilbahnen zum Einsatz.
Ebenso findet man Kleinskilifte in Tallagen am Dorfrand oder in Gletscherskigebieten. Skifahrer können das laufende Seil auf Hüfthöhe greifen und sich bequem zu Berg ziehen lassen.
Technische Daten:
Skiliftseil Hybrid 5
Seilkonstruktion | 5 x Polyester Monofil-Multifil Mantel | HMPE-Kern – FC |
Einlage | Polypropylen |
Mindestbruchkraft | d 16mm – 51 kN d 24mm – 172 kN |
Längengewicht | d 16mm – 0,17 kg / m d 24mm – 0,40 kg / m |
Was Seile für Kleinskilifte leisten
Faserseile für Kleinskilifte müssen besondere Anforderungen erfüllen. Leicht und gut zu greifen sollten sie sein. Dabei darf sich der Fahrgast nicht an Komponenten oder Verschleißerscheinungen des Seils verletzen können.
Das Seil muss UV-resistent sein, langlebig und gutmütig im Wartungsaufwand. Vor allem sollte es sich bei Betriebsbeginn wenig dehnen. Bisherige Seile für Kleinskilifte haben aus Sicht der Liftbetreiber einige Nachteile.
Sie sind aufwendig zu spleissen. Neu aufgelegt zeigen sie Anfangsdehnungen von bis zu fünf Prozent. Durch ihren groben Seilaufbau bergen sei ein gewisses Verletzungsrisiko beim Greifen, wenn erste Verschleißerscheinungen auftreten.
Die Seiltechniker von JAKOB ROPE SYSTEMS haben daher ein neues Faserseil für Kleinskilifte mit niedriger Seilführung entwickelt. Denn während sich die Fasertechnologie stetig weiterentwickelt, geriet die Verbesserung von Kleinskilift-Seilen zuletzt eher ins Stocken.
Seil auf Höhe der Fasertechnologie
Genau hier setzen die Seiltechniker von JAKOB ROPE SYSTEMS an. Ein neues Seil soll auf Höhe der aktuellen Fasertechnologie entstehen – mit verbesserter Konstruktion und optimalerem Betriebsverhalten im Hinblick auf Dehnung und Griffigkeit.
Und noch eine Besonderheit nehmen sich die Emmentaler vor: Litzen und Seile laufen zu 100 Prozent auf Produktionsmaschinen in der Schweiz. So wird eine gleichbleibend hohe Qualität des Seiles garantiert.
Die Endfertigung und Fabrikationskontrolle erfolgt bei JAKOB ROPE SYSTEMS in Trubschachen. Ab Winter 2022 wird das Seil zudem nach Europäischer Seilbahnverordnung Modul H zertifiziert sein.
Interview mit einem der Entwickler
Einer der Seilexperten, die das neue Skiliftseil Hybrid 5 entwickelt haben, ist Alfred Beer. Er stand im SI Interview Rede und Antwort:
SI: Herr Beer, das Seil trägt den Namen Skiliftseil Hybrid 5. Was steckt dahinter?
Alfred Beer: In diesem Seil mischen wir zwei Fasertypen. Eine tragende HMPEFaser im Litzenkern und ein Monofil- Multifil-Gemisch als Litzenmantel. Daher der Name Hybrid. Die 5 steht für den Aufbau des Seiles aus fünf Außenlitzen.
Das ist für Seile in der Fördertechnik ungewöhnlich. Für unser Skiliftseil bringt das aber besondere Vorteile. Einmal macht es das Seil griffiger und es erleichtert das Spleißen des Seiles zu einem endlosen Ring auf dem Skilift.
Alfred Beer
Entwickler und Seilexperte bei JAKOB ROPE SYSTEMS
Wie kam es zur Idee, ein neues Skiliftseil zu entwickeln?
Unsere Monteure waren es leid, mit den vorhanden Seilkonstruktionen zu arbeiten. Oft sind diese nicht zu spleißen. Somit sind Reparaturen am Seil oder Seilkürzungen fast unmöglich. So kam der Anstoß, etwas Neues zu entwickeln.
Mit welchen Ansätzen ist JAKOB in die Entwicklung gegangen?
Wir haben bewusst eine Abkehr vom bisherigen Aufbau der Skiliftseile gesucht. Wir wollten ein Seil, das leicht zu spleißen ist, das griffig in der Hand liegt. Dazu haben wir Lösungen gesucht, um die Tragkraft des Seiles über den Einsatz anderer Materialien zu gewährleisten. Wir wollten die Dehnung und damit den Wartungsaufwand reduzieren und die Langlebigkeit erhöhen.
Wie entwickelt man ein Seil, das besonders dehnungsarm ist?
Ein wichtiger Unterschied ist, dass wir unser neues Skiliftseil mit geflochtenen Litzen schlagen. So erhalten wir einen strammeren Aufbau aus Kern und Ummantelung des Seiles, der sich später weniger dehnt. Viele bisherige Skiliftseile setzen dem gegenüber auf gedrehte Litzen.
JAKOB hat eine Teststation für das Skiliftseil aufgebaut. Warum das?
Wir haben das Modell eines Kleinskiliftes in Trubschachen aufgestellt. Bestehend aus Antriebsstation, Steuerschrank, Stundenzähler, Geschwindigkeitsregler und Gegenstation zur Umlenkung des Seiles. Damit konnten wir simulieren, wie sich das Seil auf verschiedenen Kleinskiliften verhält. Ein wichtiger Testaspekt war das Dehnungsverhalten. Die Testläufe haben gezeigt, wie das Seil sich im Einsatz dehnt und wie sich verschiedene Spleissknoten verhalten und welcher davon am längsten hält.
Was fließt von den Tests in das fertige Seilprodukt ein?
Dehnung, Verschleiß, Abnutzung. Zu all dem können wir unseren Kunden nun eine Dokumentation zum Seil liefern, die detaillierte Daten und Informationen enthält. Das erleichtert den Skiliftbetreibern die präventive Kontrolle ihres Skiliftseiles. Damit wird eine gute Nutzung des Seiles möglich.