Markus Menzi: „Bartholet bleibt Bartholet!“

Seit Februar 2024 führt Markus Menzi zusammen mit Mathias Meier die Firma BARTHOLET. Im SI Interview spricht er über Pläne, Strategien und Investitionen, die Rolle der Firma in der HTI-Gruppe und inwiefern das Unternehmen sich wandelt und zugleich treu bleibt.

SI Magazin: Wenn man Ihren Lebenslauf ansieht, sind Sie BARTHOLET durch und durch. Wie kam es dazu?

Markus Menzi: Als gelernter Landmaschinenmechaniker und Sohn eines Skilehrers bin ich eng mit der Region Flums – wo BARTHOLET ja seinen Standort hat – und dem alpinen Skisport verbunden.

Mein Weg als Ingenieur für Systemtechnik und Wirtschaft führte mich aber zunächst in die Optikindustrie. Dort fand ich jedoch nicht mein Herzblut und wechselte zu einem Ingenieurbüro, das für BARTHOLET tätig war. Als 70 Prozent meiner Arbeit auf BARTHOLET entfiel, war der Wechsel naheliegend.

Inwiefern konnten Sie sich bei BARTHOLET beweisen? Wie konnten Sie sich auf Ihre neue Rolle vorbereiten?

2013 stieg ich in die Entwicklung bei BARTHOLET ein und konnte mich tief in Technik und Projektierung einarbeiten. Dabei durfte ich die große Herausforderung meistern, durch kompetente und konstruktive Personalplanung Ruhe in die Abläufe zu bringen. Das wurde offenbar bemerkt, als vor drei Jahren der Führungswechsel eingeleitet wurde.

Firmenpatron Roland Bartholet überlässt große Fußstapfen. Wie wollen Sie diese füllen?

Das kann ich nicht, das kann wohl niemand. Deshalb haben wir die Führungsstruktur umgebaut. Bisher war das Unternehmen ganz auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse von Roland Bartholet zugeschnitten. Jetzt sind Aufgaben, Kompetenzen und Risiken auf zwei Paar Schultern verteilt.

Mein Kollege Mathias Meier – den ich sehr schätze und mit dem ich sehr gut und gerne zusammenarbeite – ist für das Personalwesen sowie Finanzen und Administration zuständig. Ich selbst verantworte die Bereiche Verkauf, Technik, Einkauf, Produktion und After Sales.

In der weiteren Geschäftsleitung setzen wir auf Kontinuität der Personen und sichern uns so erfahrene Kompetenzen.

Stark in Städten:

In Varanasi, Indien, errichtet BARTHOLET derzeit eine Vorzeige-Seilbahn für urbane Mobilität.

Was macht BARTHOLET aus?

Die Branche ist sehr spannend, wir können die Ergebnisse unserer Arbeit wortwörtlich erleben, das stiftet Identität bei allen Mitarbeitenden. Die Unternehmenswerte wie Swissness, Design, Qualität und Innovationsgeist sind keine leeren Worte.

Wir bekennen uns zum Standort Flums und den Schweizer Servicestellen, sind regional verbunden und sehen uns gesellschaftlich verpflichtet. Zudem verfolgen wir eine Vorwärtsstrategie, die gerne auch etwas wagt. Das war unter Roland Bartholet so und wird auch weiterhin so bleiben. Wir wandeln uns und bleiben uns treu: Bartholet wird zu Bartholet!

Wie sehen Sie die Rolle von BARTHOLET in der HTI-Gruppe?

Wir sind eine Tochterfirma, die sich eigenständig um Management, Vertrieb, Produkte und After Sales kümmert. Die HTI-Gruppe hat sich von Anfang an klar zum Standort Flums und BARTHOLET bekannt, womit wir unsere Belegschaft gut mitnehmen konnten. Die Zahlen und die Auslastung müssen stimmen, ansonsten haben wir freie Hand.

Zudem profitieren wir von Synergien zwischen den einzelnen Firmen, womit wir mit unseren Produkten und der Supply Chain stärker am Markt auftreten können. Doppelte Entwicklungen und Zertifizierungen werden womöglich vermieden, die Kunden erhalten reife Produkte und die Unternehmen können sich untereinander aushelfen.

So sind wir etwa mit der Firma TROYER im Gespräch, ihre Peltonräder für die Wasserkraftwerke auch in Flums zu produzieren.

Neue Struktur an der Spitze:

Firmenpatron Roland Bartholet (Mitte) hat seine operative Verantwortung im Rahmen einer Nachfolgelösung abgegeben. Der neue CEO ist Markus Menzi (links), unterstützt von Co-CEO Mathias Meier. Roland Bartholet bleibt weiterhin Präsident des Verwaltungsrats.

Inwiefern profitieren Seilbahnbetreiber von den HTI-Synergien?

2023 haben wir erstmals den DirectDrive von LEITNER in eine BARTHOLET-Anlage integriert. Andererseits werden unsere Kabinen designd by Porsche Design Studio auf Kundenwunsch wohl bald auch bei Anlagen der Schwesterfirmen fahren. Das sind nur zwei Beispiele für die zahlreichen Synergien, auf welche die Branche gespannt sein darf.

Stichwort TROYER: Inwiefern setzen Sie generell auf die Differenzierung der Geschäftsfelder?

Das projektgetriebene Seilbahngeschäft verläuft in Zyklen. Um eine Grundlast in der Produktion sicherzustellen, verfolgen wir daher schon länger eine Drei-Säulen-Strategie. Neben dem Seilbahnbau sind wir als Zulieferer im Maschinenbau und in der Solarindustrie tätig.

So sichern wir die Arbeitsplätze ab und machen sie abwechslungsreich und attraktiv. Zudem investieren wir kräftig: In Walenstadt entsteht eine neue Produktionshalle mit einer Fläche von rund 6.000 Quadratmetern.

Wovon wieder die Mitarbeiter profitieren?

Ja, die klimatisierte Halle wird das Unternehmen als Arbeitgeber für technische Berufe sicher noch attraktiver machen. Generell haben wir trotz des allgemeinen Fachkräftemangels dank unserer eigenen Ausbildungsprogramme keine Probleme, qualifiziertes Personal zu finden.

Zehn Prozent der Belegschaft sind Lehrlinge! Das Ausbildungsprogramm wird künftig nicht nur technische, sondern auch sprachliche Fähigkeiten fördern, da wir international tätig sind, unter anderem in Europa, Asien und Arabien.

Essentiell ist auch das Halten der „alten Hasen“: Es gibt Mitarbeiter, die seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen sind. Die halten wir unter anderem mit spannenden Projekten an der Stange.

Wer hats' erfunden?

Der „FlemXpress“ in Flims Laax Falera stimmt BARTHOLET zuversichtlich, das ROPETAXI robust in Serie zu bringen.

Welche Projekte fordern Sie denn aktuell heraus?

Unser innovativer Leuchtturm ist sicher das ROPETAXI, ergo der FlemXpress, in Flims Laax Falera. Wir gehen mit den ersten beiden Sektionen heuer bereits in die zweite Saison, zudem entstehen derzeit weitere Sektionen. Wir sammeln aktuell wichtige Erfahrungen im Betrieb und sind zuversichtlich, die „Seilbahn on demand“ robust in Serie zu bringen.

Die zweite große Herausforderung ist das urbane Großprojekt im indischen Varanasi. Temperaturen von 50 Grad Celsius und knietiefes Wasser in der Monsunzeit sind harte Bedingungen. Trotzdem geht der Bau gut voran, sodass bald etwa 90.000 Personen täglich unsere Seilbahn nutzen werden.

Stolz sind wir auch auf die Panoramabahn in Loser, die ab Herbst erste kuppelbare Anlage von BARTHOLET in Österreich, sowie auf die Gondelbahn in Yixing, China. In unserem Heimmarkt – der Schweiz – gibt es Projekte in Wallis, Tessin und Graubünden. Zudem freuen wir uns über neue Aufträge aus dem Oman und Polen.

Apropos Asien: Fürchten Sie den Mitbewerb aus Fernost?

Mit rund 400 Angestellten, davon etwa 300 in Flums, sind wir gut aufgestellt und werden aufgrund der spezialisierten Marktpositionierung auch nicht von chinesischen Unternehmen kopiert. Im Gegenteil, die Schweizer Qualität wird in China geschätzt und gerne in Anspruch genommen.

Was den heimischen Markt angeht, wollen wir im After Sales noch robuster auftreten. Dazu haben wir auf Seiten der Belegschaft die Weichen bereits gestellt: Wir haben kompetente Mitarbeiter aus Montage und Forschung dahingehend entwickelt, dass sie sowohl die Technik tief verstehen, als auch klar und strukturiert vorgehen.

So finden wir individuelle Lösungen und sorgen für zufriedene Kunden. Denn After Sales ist viel mehr als die reine Ersatzteillieferung!

Das Interview führte Thomas Surrer