Unter Zeitdruck am Pilatus

In nur sechs Wochen erneuerte die FREY AG STANS die Seilbahnsteuerung der Gondelbahn Kriens – Krienseregg – Fräkmüntegg. Hoher Zeitdruck und zahlreiche Besonderheiten der Bahn forderten die Monteure heraus.

Eigentlich sollte die Gondelbahn auf den Pilatus nach 2030 durch einen Neubau ersetzt werden. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Nun soll die 1996 sanierte 4er-Kabinenbahn bis 2037 weiterfahren.

Mit einer 25 Jahre alten Steuerung, einen ebenso alten Antrieb und fehlenden Ersatzteilen kann aber die Verfügbarkeit für die nächsten 15 Jahre nicht sichergestellt werden.

„Hinzu kammen Kinderkrankheiten der veralteten Steuerung: Wenn eine Fehlerlampe leuchtete, ließ dies viel Interpretationsspielraum“, berichtet Marcel Fluri, Technischer Leiter der Gondelbahn Kriens-Krienseregg-Fräkmüntegg.

Der Technische Leiter Marcel Fluri sieht enorme Unterschiede zwischen der neuen und der alten Steuerung, er kann nun viel mehr Informationen aus dem System gewinnen.

Alles was elektrisch ist

Daher durfte die FREY AG STANS die komplette Seilbahnsteuerung und die Elektronik ersetzen – vom Kabel über den Schaltschrank bis zum Frequenzumformer.

Zusammen mit dem Bahnhersteller GARAVENTA installierte der Schweizer Spezialist für Seilbahnsteuerungen ebenfalls einen neuen Hauptmotor in der zweiten Sektion.

Der bereits 2015 neu montierte Antrieb der ersten Sektion wurde in die moderne Steuerung integriert. Kontrolliert werden beide Sektionen von der Zentrale in der Mittelstation.

„Das Doppelbremsaggregat, die Klemmkraftprüfung neuen Typs und die Streckenbeschallung sind weitere Komponenten, die wir einbauen durften“, so Roger Studer, Projektleiter bei der FREY AG STANS.

Außerdem ist die Gondelbahn nun mit einer RFID- Erkennung ausgestattet: Jede Gondel hat jetzt eine Nummer und die Zentrale weiß immer, wo welche Kabine steht.

Über eine separate Bedienstelle kann die Garagierung im laufenden Betrieb gesteuert werden.

Sechs statt zwölf Wochen

Betreiber zuständig, jedes Rädchen im Projekt musste funktionieren. Denn das Zeitfenster für Montage und Inbetrieb- nahme war sehr eng. Nur sechs Wochen – von Januar bis Februar 2022 – hatten die Monteure Zeit.

Normalerweise sind für diesen Schritt zwölf Wochen vorgesehen. Grund für den Akkordplan: Die Pilatusbahn hat keinen Skibetrieb, muss jedoch den Großteil ihrer 120 Mitarbeiter in den Urlaub schicken, wenn die Anlage stillsteht.

Ohne Seilbahn gibt es zum Beispiel keinen Hotelbetrieb am Gipfel. „Unsere Philosophie lautet:

Der Berg ist das ganze Jahr erreichbar“, sagt Fluri.

„Wir mussten daher das Engineering sehr detailliert durchführen und bereits in der Planung viele Entscheidungen treffen“, fügt Studer hinzu.

Im Werk in Stans wurde so viel wie möglich vormontiert, zudem rückten bereits im Dezember drei Experten der FREY AG STANS an, um Kabel zu ziehen und Werkzeuge zu deponieren.

Während des Stillstands der Bahn war FREY mit zwölf Mann kamen sechs Mitarbeiter von GARAVENTA und 16 Seilbahner.

„Die Koordination so vieler Leute und Aufgaben war eine große Herausforderung, die Zeit sehr intensiv“, betont Studer.

Viel durfte nicht passieren, Zeitpuffer gab es keinen – auch nicht für die Behörden. „Die staatlichen Stellen sind uns hier sehr entgegengekommen“, bedankt sich Fluri.

Der Technische Leiter ist überzeugt, dass die Mitarbeit seines Teams wichtig war, um die neue Steuerung von Grund auf kennenzulernen: „Wir hatten nämlich bei der Inbetriebnahme wegen starken Winds nur einen Tag für die Kundenschulung!“

Das neue Doppelbremsaggregat

Garagieren im Betrieb

Die Gondelbahn auf den Pilatus garagiert im laufenden Betrieb – eine durchaus ungewöhnliche Vorgehensweise:

Das Be- und Entschicken der 131 Kabinen dauert je eine Stunde, Fahrzeuge für den Gütertransport oder die Fondue-Gondeln werden in die Abstandslöcher am Seil geschleust, während die Bahn unvermindert Gäste transportiert.

„Steuerung und Maschinist sind hier gleichermaßen gefordert und die Software mussten wir genau anpassen“, sagt Studer. Die automatische Verteilung auf das Seil macht nun die manuelle Strichliste obsolet.

Zudem übernimmt die Steuerung ab sofort den Notantrieb für beide Sektionen, zuvor musste sie in der Mittelstation aufgetrennt werden.

Fazit

„Die Gondelbahn auf den Pilatus war ein Herzensprojekt für uns alle. Wir kannten die Anlage sehr gut, sie ist ja nur 15 Minuten von unserem Firmensitz in Stans entfernt, und gingen extrem motiviert an die Seilbahn auf unserem Hausberg heran“, resümiert Studer.

Jeder Mitarbeiter musste vollen Einsatz bringen – und hat dies auch erfolgreich getan. Unter Zeitdruck!