Wyssen in Goms – Sicherheit durch Integration

Die Schweizer Gemeinde Goms hat ihre Sperrmaßnahmen bei Lawinen beträchtlich optimiert – dank der flächigen Lawinendetektion und dem integrierten Sicherheitskonzept von WYSSEN.

Seit dem Winter 2018/2019 ist in der Region Goms ein Lawinensicherheitskonzept für die Infrastruktur im Einsatz. Das Konzept hat das Ingenieurbüro geoformer igp AG in Brig mit dem Regionalen Sicherheitsdienst (RSD) Goms erarbeitet. Es berücksichtigt alle – in Goms zahlreich vorhandenen – Lawinenschutzmaßnahmen.

Das Ziel: Sperrzeiten verringern und einzelne Abschnitte innerhalb Goms unabhängig voneinander sperren und öffnen. Dazu verwenden die Verantwortlichen Sprengmasten, Detektionssysteme und die Software WAC.3® des Spezialunternehmens WYSSEN Avalanche Control.

„Das ursprüngliche Ziel der Anlage war die Verifikation der Sprengerfolge bei Nacht oder schlechter Sicht. Neben dieser Rückmeldung sind mittlerweile die Informationen zur spontanen Lawinenaktivität im Tal essentiell für den RSD“, berichtet Sophia Demmel, Projektleiterin bei WYSSEN.

Die Sperrmaßnahmen können nun punktgenau zu Beginn eines Lawinenzyklus eingeleitet werden; Räumungen und Freigaben werden gestartet, sobald das Abklingen der Lawinenaktivität erkennbar ist.

Wyssen in Goms

Vier Infraschall-Detektionssysteme IDA® erfassen Lawinen in Goms.

Baustein 1: Mit IDA® Lawinen in der Fläche detektieren

Das Projekt in Goms besteht aus vier Elementen, die nach und nach umgesetzt wurden. Ein wichtiger Baustein sind die vier Infraschalldetektionssysteme der WYSSEN-Marke IDA®. „Goms war hier unser Entwicklungsprojekt.

Zusammen mit dem regionalen Sicherheitsdienst haben wir die Detektionen vor Ort verifiziert und so den zugrundeliegenden Algorithmus zur Lawinendetektion optimiert“, freut sich Demmel.

Die IDA®-Systeme wurden zwischen 2018 und 2020 installiert und liefern seitdem flächige Information zur Lawinenaktivität im Tal. Sie detektieren Lawinen kontinuierlich über einen Radius von circa drei bis fünf Kilometern – aus jeder Richtung, bei jeder Witterung.

„Diese Information ist äußerst hilfreich, um eine Übersicht über die gesamte Lawinensituation zu erhalten, insbesondere bei keinen Sichtverhältnissen“, sagt die Projektleiterin.

Lawinen sprengen, erfassen und dokumentieren: Mit den Masten, Detektionssystemen  und der Software WAC.3 ist das kein Problem.

Baustein 2: Mit GINA® Lawinen lokal erfassen

Das zweite nicht weniger wichtige Element ist das Geophonsystem GINA®. In Goms wurde GINA® 2019 installiert – und detektiert spezifische Lawinenzüge ganz lokal.

„Das System stellt eine kosteneffiziente Möglichkeit dar, um einzelne Bereiche zu überwachen und ist voll in das WYSSEN Avalanche Control Center WAC.3® integriert“, so Demmel. Konkret registriert GINA® die Bodenerschütterungen, welche eine Lawine erzeugt und erlaubt sowohl die Detektion von natürlichen als auch von vorbeugend ausgelösten Lawinen.

Baustein 3: Mit Sprengmasten Lawinen auslösen

Da Lawinen nicht nur erfasst, sondern teils auch technisch ausgelöst werden (müssen), vertraut die Gemeinde Goms schon länger auf Sprengmasten von WYSSEN. Acht Masten des Typs LS12-5 wurden zwischen 2008 und 2015 installiert. Mit der Integration der Detektionssysteme, des Sicherheitskonzepts und der WAC.3®-Software werden die Sprengmasten nun noch zielgenauer eingesetzt.

RAPHAEL IMSAND

Chef des Regionalen Sicherheitsdienst Goms (RSD)

„Im WYSSEN RiskEval konnte der komplexe Arbeitsablauf von Schneedeckeneinschätzung über Lagebeurteilung bis hin zum Maßnahmenentscheid wesentlich schlanker und benutzerfreundlicher abgebildet werden.

Dank einer automatischen Dokumentation der Entscheide, deren Begründung sowie der zugrundeliegenden Daten wird die für die Arbeit eines Lawinenwarndienstes zentrale Einhaltung der Sorgfaltspflicht gewährleistet. Die Plattform WAC.3® konnte somit unsere Arbeit vereinfachen.“

Baustein 4: Mit WAC3® Software das Konzept integrieren

Als organisatorischer Überbau der Detektionssysteme und Sprengmasten dient das Sicherheitskonzept der Geoformer igp AG und des Regionalen Sicherheitsdiensts (RSD) Goms.

„Wir haben das Konzept aufgearbeitet und es vollumfänglich in unser WAC.3® Cockpit integriert“, sagt Demmel. Die Software zeigt alle Systeme übersichtlich an, bildet Protokolle ab, stellt die Dokumentationspflicht sicher und dient als Plattform für Beobachtungen und Entscheide.

Das Konzept ist seit Winter 2019/2020 erfolgreich auf der Plattform WAC.3® umgesetzt, betont Raphael Imsand, Chef des Regionalen Sicherheitsdiensts Goms: „Mit der Plattform können wir alle relevanten Informationen wie Schnee- und Wetterdaten, Wettervorhersagen, Webcams oder auch SLF-Produkte auf einen Blick darzustellen. Zudem sind die Lawinendetektionsanlagen im Goms in übersichtlicher Form integriert.“

Modul Spezial: Mit RiskEval Lawinen beurteilen

Besonders wichtig ist Imsand das Modul RiskEval. Es erlaubt die Risikoanalyse und Maßnahmenplanung über eine prozessgeführte Gefahreneinschätzung der Lawinensituation. „Voraussetzung ist ein aktuelles und fundiertes Sicherheitskonzept, welches vom Kunden gemeinsam mit einem Ingenieurbüro mit entsprechender Erfahrung erarbeitet wird. Beides trifft auf das Projekt Goms zu“, fügt Demmel hinzu.

Erste Bilanz: Mit WYSSEN Sperrmaßnahmen optimieren

Das Gomser Lawinendetektionsnetzwerk ist seit 2020 operativ im Einsatz – und bereits die erste Saisonbilanz kann sich sehen lassen: Im Winter 2020/2021 detektierten die vier IDA®-Systeme 136 spontane und 23 kontrollierte Lawinen.

GINA® erfasste sieben Lawinen im Detail. Die acht Sprengmasten lösten 40 Sprengungen aus. Doch am wichtigsten ist, dass der Regionale Sicherheitsdienst die genauen Lawinenzyklen kennt.

So kann der RSD die Straßen und Flächen nun viel kürzer sperren und deutlich früher öffnen als zuvor. Und die Komplettsperre des Tals gehört der Vergangenheit an.