Edmonton – Seilbahn für Bewohner und Touristen

Eine Seilbahn, die das Straßennetz entlastet, Pendlern hilft, die Innenstadt belebt, Touristen anlockt und die indigene Kultur würdigt – das ist der Anspruch der Prairie Sky Gondola in Edmonton. Das Projekt ist weit fortgeschritten, 2025 soll die Seilbahn stehen.

Die Millionenstadt Edmonton im kanadischen Alberta ist in Aufregung: Bereits 2025 soll eine urbane Seilbahn mit fünf Stationen und 2,5 Kilometern Länge durch das Stadtzentrum führen.

Finanziert wird die Seilbahn durch private Investoren, die Politik unterstützt das Projekt. Die Strecke führt über bestehende Straßen, öffentliche Grünflächen und den North Saskatchewan River.

Die Seilbahn soll vom österreichischen Hersteller DOPPELMAYR hergestellt und gewartet, von EllisDon gebaut, sowie von Prairie Sky Gondola betrieben werden. Die Investitionskosten liegen bei rund 154 Millionen kanadische Dollar (rund 106 Millionen Euro).

„Die Seilbahn wird ein kostengünstiges Angebot für Pendler sein und die bestehende Infrastruktur der Edmonton Transit Services ergänzen. Zudem schafft sie ein touristisches Erlebnis im Stadtzentrum und erschließt das Flusstal von Edmonton, den größten Stadtpark Kanadas“, berichtet Jeffrey Hansen-Carlson, CEO der Prairie Sky Gondola.

Die River Valley Alliance schätzt, dass dieser Park jährlich von 10 Millionen Menschen besucht wird. Durch die Seilbahn versprechen sich die Verantwortlichen 500.000 weniger Autofahrten und den Verzicht auf eine angedachte zusätzliche Straßen- oder Bahnbrücke über den Fluss.

Nicht zuletzt soll die Prairie Sky Gondola zur Wahrheit und Versöhnung mit den indigenen Völkern beitragen, indem deren soziale und wirtschaftliche Situation durch direkte Jobs verbessert und die Geschichte und Kultur der Ureinwohner wortwörtlich „erfahrbar“ wird.

Ausgangslage

Die Seilbahn-Idee entstand 2018 im Rahmen des Edmonton-Projekts, einer Initiative der lokalen Geschäftswelt. Dabei wurde ein Brainstorming-Wettbewerb veranstaltet, der die Wirtschaft verpflichtete, jede Idee umzusetzen, die den Wettbewerb gewann. Und die Seilbahn war der Sieger. 18 Investoren gründeten daraufhin die Prairie Sky Gondola, beteiligten die Bevölkerung in der Projektentwicklung und überzeugten die Politik von ihrem Vorhaben.

Stationen

„Dass das Projekt auf große Zustimmung stößt, liegt vor allem an den fünf Stationen, die Chancen für den Verkehr, die Stadtentwicklung, den Tourismus sowie die Geschäftswelt bieten und bestehende Fußgängerwege und Verkehrsmittel anschließen“, sagt Hansen-Carlson.

Die Seilbahnstationen sind so konzipiert, dass sie in den Vierteln einen zentralen Platz einnehmen, betont der CEO: „Wir sehen die Stationen als Gelegenheit, neue Orte in Edmonton zu schaffen, die für Bewohner und Gäste gleichermaßen positiv sind.

Sie sind durchlässig, zugänglich und einladend. Ihr architektonischer Ausdruck ist aufregend und dynamisch und weckt die Neugierde der Passanten.“ Jede der Stationen wird mit einem Thema gestaltet, das entweder die beabsichtigte Nutzung oder die Umgebung widerspiegelt, zugleich wird eine stringente architektonische Sprache übergeordnet durchgezogen.

Strecke

Die Seilbahn startet direkt in der Downtown von Edmonton und ist dort an das Stadtbahn- und Bussystem angebunden. „Die Prairie Sky Gondola wird das Stadtzentrum mit dem Gewerbeviertel Old Strathcona verbinden und den Zugang zur Erholung am Fluss in nur wenigen Minuten erleichtern – besonders für Senioren, Kinder und Menschen mit Behinderung“, freut sich Hansen-Carlson.

Zweiter Halt der Bahn ist Rossdale (Ortona Armoury Station und Power Plant Station), ein Stadtviertel mit Entwicklungspotential. „Vielen Menschen wollen hier in Zukunft leben. Die Seilbahn kann als Katalysator für die Immobilienbranche und die lokale Wirtschaft dienen ohne die Menschen zu überfordern“, ist der CEO überzeugt.

Eine ganz besondere Station ist das Rossdale Kraftwerk. Das Industriedenkmal steht auf historischem Boden, dessen kulturelle und archäologische Bedeutung 10.000 Jahre zurückreicht.

Hier sollen Touristen die Geschichte der Indigenen erfahren und weiße wie indigene Einheimische miteinander versöhnt werden. „Wir möchten, dass diese Station ein Knotenpunkt für Nutzer und Besucher des River Valley wird“, bekräftigt Hansen-Carlson.

Die nächste Station „End of Steel Park“ will wiederum die Geschichte der Eisenbahn bewahren, indem Eisen- bahn-Artefakte, Güterwagen und Gleise in das Gebäude integriert werden.

Der größte Teil der Station wird jedoch für Einstiegs-, Park- und Wartungsbuchten genutzt. Die Seilbahn endet an der Whyte Avenue, auf der Fußgänger, Radfahrer und Busse zusammenkommen. Hier im Kulturviertel, spielen Parkplätze, Gemeinschaftsräume, Geschäfte und ein Restaurant wichtige Rollen.

Seilbahntechnik

Geplant ist eine Einseilumlaufbahn mit 86 Kabinen, 20 Stützen und einer Förderleistung von 1.800 Personen pro Stunde. Die Seilbahn soll 360 Tage im Jahr fahren, jeweils 16 Stunden lang.

Die Garagierung erfolgt aufgeteilt in jeder Station, da der Platz für ein großes Kabinendepot nicht ausreicht. Alle Kabinen sind mit hochklappbaren, beheizbaren Sitzen, Klimaanlagen und Geländern ausgestattet, um Mobilitätshilfen, Fahrräder, Kinderwagen usw. unterzubringen.

Die Fenster lassen sich öffnen, um die Luftzirkulation zu gewährleisten, und sind mit Fliegengittern versehen, die verhindern, dass Schmutz in die Kabine gelangt. „Aus Sicherheitsgründen ist jede Kabine mit einer Gegensprechanlage ausgestattet, die eine Verbindung zwischen den Kabinen und den Stationen herstellt“, sagt der CEO.

Außerdem wird es ein Infotainment-System geben, das die Gäste mit Medien-, Marketing- und Bildungsinformationen versorgt, darunter auch mit den besten Praktiken für Sicherheit und Gefahrenabwehr.

„Einige wenige Kabinen werden mit einem Glasboden ausgestattet sein“, so Hansen-Carlsen. Der Energiebedarf der Kabinen wird durch individuelle Sonnenkollektoren gedeckt.

Finanzierung

Die Seilbahn soll nicht aus Steuergeld, sondern aus privaten Mitteln finanziert werden. „Die Betriebskosten werden zu 75 Prozent von den Touristen und zu 15 Prozent von den Pendlern getragen, obwohl beide Gruppen je die Hälfte der Fahrgäste ausmachen werden“, betont Hansen-Carlsen die soziale Fairness gegenüber den Einheimischen.

Aktuell laufen Gespräche mit den Edmonton Transportation Services, um die Seilbahn tariflich und informativ in das Verkehrsnetz einzubinden.

Ausblick

Zudem ist Prairie Sky Gondola in Verhandlungen über die Pacht von 42 Grundstücken mit den Eigentümern, der Stadt Edmonton und der Provinzregierung Albertas, für die Stützen und Stationen. Eine Verkehrsverträglichkeitsprüfung und eine Unternehmensanalyse bestätigten die Tragfähigkeit des Projekts.

„Die Steer Group, ein weltweit renommiertes Beratungsunternehmen, hat die Prognosen für die Fahrgastzahlen und den Business Case der Prairie Sky Gondola geprüft und bestätigt, dass das Projekt notwendig und machbar ist“, fügt Hansen-Carlsen hinzu.

2022 steht erneut viel auf der Agenda: Die Umweltverträglichkeitsprüfung, die Umzonung, die Planung der Stützen und Stationen, sowie eine intensive Beteiligung der Öffentlichkeit und der indigenen Bevölkerung. 2025 sollen dann die Gondeln durch Edmonton schweben.

Jeffrey Hansen-Carlson, CEO Prairie Sky Gondola

„Der Schlüssel für unser Projekt ist das Storytelling. Die Seilbahn transportiert die Kultur und die Geschichte der indigenen Völker und schafft zugleich ein Erlebnis für Einheimische und Gäste. Die Prairie Sky Gondola und ihre Stationen werden zudem bedeutend zur Stadtentwicklung von Edmonton beitragen und das Leben der Bewohner verbessern. Generell sehe ich für urbane Seilbahnen in Kanada großes Potential!“

Prairie Sky Gondola

Typ 10er-Einseilumlaufbahn
Förderleistung 1800 P/h
Länge 2.5 km
Fahrgeschwindigkeit 6 m/s
Fahrzeit 12 min
Stationen 5
Kabinen 86
Stützen 20
Investitionskosten ca. 154 Mio. CAD (106 Mio. EUR)