SI-Urban, Stadt
Seilbahn als Alternative zur Regionaltangente Ost?
Die Diskussion um die Regionaltangente Ost (RTO) sorgt in der deutschen Großstadt Frankfurt am Main weiter für Spannungen, besonders im Stadtteil Bergen-Enkheim.
Die Variante 1, die von der Stadt bisher bevorzugt wird, steht wegen der Eingriffe in Naturschutzgebiete, der Lärmbelastung und der Überbauung des Riedbades in der Kritik. Die SPD vor Ort lehnt das Projekt jedoch nicht pauschal ab, sondern schlägt eine Alternative vor: eine Seilbahn.
Wie die Frankfurter Neue Presse (FNP) berichtet, betrachten die lokalen SPD-Vertreter Aljoscha Ziller und Adi Schubert die Seilbahn als eine realistische Lösung, um Bergen-Enkheim besser an den Nahverkehr anzubinden.
Die Höhenunterschiede zwischen Bergen, Enkheim und Seckbach könnten damit effizient überwunden werden, und gleichzeitig wären Seilbahnen leiser, umweltfreundlicher und weniger störanfällig als herkömmliche Verkehrsmittel wie U- oder S-Bahnen.
Warum eine Seilbahn?
Seilbahnen, die viele Menschen vor allem aus dem Gebirge kennen, werden zunehmend auch im städtischen Nahverkehr eingesetzt.
Städte wie Barcelona oder Koblenz machen es vor, und auch Analysen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC sehen in Seilbahnen eine „innovative Lösung“. Sie können bis zu 6.000 Fahrgäste pro Stunde befördern – ähnlich wie eine U-Bahn – und bieten im Vergleich zu Straßenbahnen oder Bussen eine deutlich höhere Kapazität.
Zudem sind Seilbahnen vergleichsweise kostengünstig und schnell umsetzbar. Tunnel oder Brücken entfallen, und die Bauzeit liegt bei 12 bis 18 Monaten. Im Vergleich dazu dauern U-Bahn-Projekte oft Jahrzehnte. Nachteile wie Wetterabhängigkeit und geringere Geschwindigkeit seien laut SPD zwar zu beachten, doch die Vorteile überwiegen in ihren Augen deutlich.
Seilbahnen erobern den urbanen Nahverkehr
In Städten wie Barcelona und Koblenz bereits erfolgreich im Einsatz, könnten Seilbahnen auch in Bergen-Enkheim eine nachhaltige Lösung für Verkehrsprobleme bieten.
Drei Streckenvarianten im Gespräch
Die SPD schlägt drei mögliche Streckenführungen vor, die unterschiedliche Bedürfnisse abdecken könnten:
- Bergen – Gwinnerstraße zur U4/U7: Diese Strecke würde direkt zur U-Bahn führen und den Stadtteil besser an das Netz anbinden.
- Bergen-Ost – Riedbad: In Kombination mit einer U-Bahn-Verlängerung könnte diese Verbindung langfristig zur Entlastung beitragen.
- Bergen – Atzelberg: Diese Variante könnte mit der geplanten U-Bahn-Verlängerung zum Atzelbergplatz kombiniert werden.
Schnelle Lösung für aktuelle Probleme
Für die SPD ist die Seilbahn vor allem deshalb attraktiv, weil sie schnell realisiert werden könnte. „Die RTO könnte erst in 30 bis 40 Jahren fertiggestellt sein. Wir brauchen aber jetzt eine Lösung für die schlechte Anbindung Bergens“, betont Ziller.
Auch die Marktstraße in Bergen-Enkheim leidet unter dem dichten Busverkehr. Eine Seilbahn könnte hier Entlastung bringen.
Startpunkt für eine Diskussion
Die SPD sieht ihren Vorschlag als Denkanstoß. „Das Schlimmste wäre, wenn Bergen-Enkheim die RTO ablehnt und beim Nahverkehrsausbau komplett leer ausgeht“, warnt Ziller.
Mit der Seilbahn möchte die SPD eine Debatte anstoßen, um alternative Lösungen zu finden und den Stadtteil besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden.
Ob die Seilbahn als ernsthafte Option geprüft wird, bleibt offen. Doch wie die FNP berichtet, könnte sie eine schnelle, umweltfreundliche und innovative Antwort auf die Verkehrsprobleme in Bergen-Enkheim bieten.