SI Urban 1/2023, Stadt
Drei Dimensionen einer Seilbahn
Vergleicht man den CO2 Anteil von Bus, Straßenbahn und Seilbahn im Betrieb, fällt auf: Die Seilbahn fährt CO2 neutral. Lediglich bei der Instandhaltung und Wartung kommt es zu einem CO2 Ausstoß von knapp 50.000 Tonnen CO2 gemessen auf eine Lebensdauer von 30 Jahren. Bei traditionellen Verkehrsmitteln liegt dieser Austoß zwischen 200.000 und 250.000 Tonnen CO2. Das zeigt eineBeobachtung der Technischen Universität Wien.
nachhaltige Alternative
Die urbane Seilbahn ist eine nachhaltige Alternative zum Straßenverkehr. Fotos: DOPPELMAYR
Somit präsentiert sich die Seilbahn gegenüber anderen ÖPNV-Systemen in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit als unschlagbar und kann durchaus als Best- Practice-Beispiel angesehen werden, heißt es von den Forschern in Wien. Zudem benötige man für den Bau der Seilbahn weniger Fläche als für den Bau einer herkömmlichen Trasse für Straßenbahnen oder einer zweispurigen Fahrbahn.
Konkret beläuft sich der Flächenverbrauch von drei Seilbahnlinien wie sie beispielsweise in La Paz umgesetzt wurde auf 53.132 Quadratmeter. Für eine zweispurige Straße dagegen werden bei einer Länge von zehn Kilometer und 12 Meter Straßenbreite rund 120.000 Quadratmeter versiegelt.
Weitere Vorteile sind laut Science Wall der Technischen Universität Wien, die geringe Lärmbelastung im Vergleich zum gewöhnlichen Straßenverkehr sowie der geringe Einfluss auf die Luftqualität und ein niedriger Energieverbrauch. Sie entlasten außerdem den öffentlichen Personenverkehr, da sie eine Alternative zum Individual- und Straßenverkehr bieten. Eine hohe Verfügbarkeit und hohe Ausfallsicherheit garantieren einen komfortablen Transport.
Sicherheit gestiegen
Seit der Eröffnung der Seilbahnlinien in Laz Paz ist die Sicherheit gestiegen.
Aufwertung der Region
Nicht nur in Sachen Umweltfreundlichkeit, sondern auch wirtschaftlich bringt eine urbane Seilbahn Vorteile mit sich. So wertet sie die Region tou-ristisch sowohl für Einheimische als auch für internationale Touristen auf. Das zeigt das Beispiel des Seilbahnsystems „Mi Teleférico“.
Die Seilbahn ist nicht nur Teil des öffentlichen Verkehrs, sondern auch ein beliebtes tou- ristisches Ziel in La Paz. Im Zeitraum ihrer Errichtung im Jahr 2017 ist die Anzahl an Touristen in La Paz deutlich von im Schnitt 750 auf 1.500 Personen angestiegen.
Hohe Zeitersparnis
Zwar ist das Ticket für die Seilbahn im Schnitt teurer als das Ticket für den öffentlichen Straßenverkehr, dem entgegengesetzt ist jedoch die Zeitersparnis. Durch die in La Paz errichtete Seilbahn spart die Bevölkerung Zeit ein – im Durchschnitt 94 Minuten pro Tag und auf das Jahr gesehen 15 Tage pro Person. Das Beispiel La Paz zeigt, welche Vorteile eine Seilbahn für den Alltag der Bevölkerung mit sich bringt.
Anstatt im Stau zu stehen, schwebt man einfach über ihn hinweg. Zudem hat die Erhebung gezeigt, dass die ersparte Zeit hauptsächlich in Bildung investiert wird. In Kombination mit sozialen Einrichtungen in der Nähe einer Seilbahnstation wird die Seilbahn zum sozialen Knotenpunkt.
Sie fördert die soziale Durchmischung, weil sowohl arm als auch reich die Seilbahn als Transportmittel nutzen. So ermöglichte sie unter anderem der indigenen Bevölkerung den Zugang zum Arbeitsmarkt. Rund 400.000 Personen nutzen laut TU Wien die Seilbahn täglich, um von El Alto nach La Paz zu pendeln.
Mehr Sicherheit durch Seilbahnen
Ein weiterer Aspekt der urbanen Seilbahn in La Paz ist der Rückgang von Mordfällen seit der Errichtung der neuen Seilbahn. Die urbane Seilbahn als Knotenpunkt in der Stadt ehöht die Sicherheit. Öffentliche Einrichtungen sind durch die Anbindung an das Verbindungsnetz der Seilbahn leichter zu erreichen. Gesundheitszenten in der Nähe von Seilbahnstationen stellen weiters die Gesundheitsversorgung im Viertel sicher.
Fazit
- Ökologisch nachhaltig:Die Seilbahn stößt im Betrieb kein CO2 aus. Lediglich bei der Wartung kommt es zu einem geringen Ausstoß von CO2.
- Sozial nachhaltig: Die urbane Seilbahn fördert die Durchmischung der Bevölkerung und erhöht die Sicherheit im Viertel.
- Inklusion: Der Ein und Ausstieg in die geräumigen Kabinen mit beidseitigen elektrischen Türen erfolgt ebenerdig.
- Platzsparend: Im Vergleich zum Straßenbau wird für eine Seilbahn weniger Fläche versiegelt.
- Zeitersparnis: Mit der Seilbahn wird der Stau im Straßenverkehr vermieden und aufs Jahr gesehen über eine Woche eingespart.
- Touristischer Anziehungspunkt: Die Seilbahn wertet die Region wirtschaftlich und kulturell auf.