Köln: Seilbahn soll Messe mit dem Hauptbahnhof verbinden

Unter dem Namen „Skytrain“ plant Köln eine Seilbahn, die als „Terminal-Pendel“ parallel zur berühmten Hohenzollernbrücke den Rhein überqueren soll.

Konkret wollen das Immobilienunternehmen Strabag Real Estate und die Koelnmesse eine Seilbahn, die den Hauptbahnhof mit dem Deutzer Bahnhof am Messegelände verbindet. Das berichten übereinstimmend mehrere deutsche Medien. Zwischen mindestens 2.500 und höchstens 6.000 Menschen sollen pro Stunde über den Rhein fahren und somit die berühmte Hohenzollernbrücke entlasten.

Rund 30 bis 40 Personen sollen in jede der barrierefreien Kabinen passen, die auch Platz für Kinderwägen und Rollstühle bieten. Wie das Portal Games Wirtschaft berichtet, könnten bei Vollauslastung zwischen 8 Uhr morgens und 20 Uhr abends mehr als 70.000 Gäste täglich transportiert werden.

Realistisch seien 10.000 bis 15.000 Fahrgäste. Zum Vergleich: An einem gewöhnlichen Gamescom-Messetag befinden sich bis zu 100.000 Personen (Messebesucher, Aussteller, Personal, Lieferanten) auf dem Gelände.

Die Fahrtzeit würde laut dem Fact Sheet der Projektverantwortlichen, das SI Urban vorliegt, weniger als vier Minuten betragen.

Neues Stadtviertel angebunden

Ein weiterer Hintergrund der Idee ist die Bebauung der MesseCity Köln am Bahnhof Köln Messe/Deutz. Dort entstehen auf 132.000 Quadratmetern
Bürogebäude und Hotels. Dort sollen mittelfristig mehr als 5.000 Menschen leben und arbeiten. Allein dadurch wird sich das Volumen des morgendlichen
und abendlichen Pendelverkehrs zwangsläufig drastisch erhöhen, von Messezeiten ganz abgesehen.

Derzeit verkehren auf der Hohenzollernbrücke lediglich S-Bahn-Linien sowie Regionalzüge. Dieses Geschäftsviertel soll nun mit der Seilbahn direkt an den Hauptbahnhof und die Innenstadt angebunden werden, so der Plan der Projektbeteiligten.

So könnten Straßen und Bahnen stark entlastet werden, wenn Besucher und Gäste von der Messe oder MesseCity rüber in die Altstadt oder zurück wollen. Zudem würde sich Besuchern aus aller Welt ein toller Blick auf die Stadt bieten.

Die Seilbahn soll zwei Bahnhöfe und Stadtviertel über den Rhein miteinander verbinden.

DER BETRIEBSRAHMEN

  • Betrieb: ÖPNV, Einbindung in das Tarifsystem
  • Kapazitäten: Mindestens 2.500 Fahrgäste pro Stunde
  • Wann: Baustart 2021, Betriebsstart 2022
  • Umsetzung: förderfähig

Günstig und verträglich

„Eine Seilbahn über den Rhein wäre deutlich schneller und günstiger zu realisieren als etwa eine U-Bahn“, erklärt Rainer Maria Schäfer von Strabag Real Estate dem Fernsehsender WDR. „Man muss lediglich zwei Masten und zwei Stationen bauen, die Errichtung einer solchen Seilbahn könnte in zwei Jahren umgesetzt werden.“

Zudem sei eine Seilbahn leise und umweltfreundlich. Eine Station soll direkt neben dem Deutzer Bahnhof stehen, eine weitere südlich des Musical-Doms in der Flucht der Trankgasse. „Wir müssen es vermeiden, privates Gelände zu überqueren“, sagt Schäfer.

Ansonsten werde die Realisierung schwer, so der Immobilienunternehmer im Interview mit der „Kölnischen Rundschau“. Das Weltkulturerbe Kölner Dom sehe er durch die Seilbahn nicht in Gefahr: „Das ist verträglich“, ist sich Schäfer sicher und verweist auf Visualisierungen.

Die Seilbahn sei so filigran, dass sie den Blick auf den Dom nicht störe. Dabei fühlt er sich auch deshalb auf der sicheren Seite, weil die damalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nach dem Gutachten im Jahr 2009 bereits versichert habe, dass das kein Problem darstelle.

Die Pläne sehen eine Seilbahn im Umlaufbetrieb vor. Fotos: Pixel Enlargement 2012 für STRABAG Real Estate

Für den Alltag, nicht für Tourismus

Die Seilbahn soll in den öffentlichen Nahverkehr eingebunden werden und primär keine Touristen-Attraktion sein, so die Pläne. Mit der seit 1957 bestehenden
Seilbahn an der Zoobrücke sei die geplante Seilbahn an der Hohenzollernbrücke nicht vergleichbar. Vorbild für das Projekt ist die Seilbahn in Koblenz.

Auch sie führt über den Rhein und verbindet die Rheinpromenade mit der Festung Ehrenbreitstein. Ihre Baukosten betrugen rund zwölf Millionen Euro. Die Höhe der Investitionskosten in Köln bezifferten Schäfer und Gerald Böse, Chef der Kölnmesse, nicht. „Das wäre Sache der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), da die Seilbahn in den ÖPNV eingebunden werden muss.

Eine Fahrt muss im KVB-Ticket enthalten sein“, sagte Böse der Zeitung Express. Nur so könne das Projekt mit staatlichen Zuschüssen finanziert werden. Klar scheint aber jetzt schon der Name für die neue Seilbahn: „Skytrain wäre doch ein guter Titel“, so der Messechef.

Bis es soweit ist müssen Stadt, Politik und Kölner Verkehrsbetriebe den Plänen jedoch erstmal zustimmen – wie lange das dauert, ist unklar. Die Optimisten
gehen von rund fünf Jahren aus. Ohne politische Diskussionen und rein technisch  gesehen könnte sie aber auch in zwölf bis 14 Monaten stehen. ts